Bundesgartenschau in Brandenburg: Das, was nach den Blüten bleibt
Heue beginnt die Bundesgartenschau: In fünf Havelstädten wird das Thema Nachhaltigkeit und Nachnutzung großgeschrieben.
Beim Thema Gartenschauen hat Brandenburg einen Ruf zu verlieren. Die erste Bundesgartenschau im Land 1995 in Cottbus stoppte zeitweilig die Abwanderung aus der Lausitz, und die Zeit titelte: „Aufschwung durch die Blume“. 2002 schaffte es die Landesgartenschau, entlang des Finowkanals in Eberswalde eine historische Industrielandschaft zu neuem Leben zu erwecken. Am Samstag nun beginnt – nach Cottbus und Potsdam 2001 – die dritte Bundesgartenschau im Land. Ihr Motto: „Von Dom zu Dom. Das blaue Band der Havel“.
Drei Superlative sind dem Großereignis, das bis 11. Oktober 1,5 Millionen Zuschauer locken soll, schon gewiss. Die Buga 2015 ist die erste, die auf fünf Standorte verteilt sein wird. Neben den Domstädten Brandenburg und Havelberg sind das Premnitz, Rathenow und Stölln. Außerdem ist es die erste Buga, die in zwei Bundesländern stattfindet – Havelberg, obwohl als Altmark historisch Teil der Mark Brandenburg, liegt heute in Sachsen-Anhalt. Und schließlich ist erstmals ein Fluss das verbindende Band der Veranstaltung. Gewissermaßen ist die Buga damit auch eine Havelschau.
Eine Million Zwiebeln
Den Nachweis, mehr als eine Olympiade der Gärtner zu sein, muss das Großevent aber erst noch erbringen. Denn die bunte Blumenpracht, hervorgebracht durch eine Million Blumenzwiebeln, steht in der Vermarktungsstrategie ganz vorn. „Frühlingsduft und Knospenknall“ heißt die erste Blumenschau, die am Samstag in Havelberg beginnt.
Erstmals läuft die alle zwei Jahre stattfindende Bundesgartenschau (Buga) in einer 50 Hektar großen Region - und in zwei Bundesländern zugleich. "Es ist eine Premiere", so die Vorsteherin des Buga-Zweckverbandes, Dietlind Tiemann. Dabei sind die fünf Orte Brandenburg/Havel, Premnitz, Rathenow und Stölln in Brandenburg sowie Havelberg in Sachsen-Anhalt - über 80 Kilometer durch die Havel verbunden (siehe Grafik). Während der 177 Tage dauernden Schau werden 1,5 Millionen Besucher erwartet.
Allerdings ist der Chefin des Buga-Zweckverbands, der Brandenburger Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) bewusst, dass es auch darum gehen wird, was nach dem Schließen der Tore im Herbst bleiben wird. „Was wir machen, ist nachhaltig“, sagt Tiemann und verweist darauf, dass es anders als in Potsdam diesmal vor allem um Investitionen geht, die schon lange geplant waren. Die Buga habe nun die Chance gebracht, diese endlich umzusetzen.
So ist in der Havelstadt, die mit ihren Flussinseln und Promenaden ohnehin schon eine der Top-Adressen des Tourismus im Land ist, der Hauptbahnhof als Eingangstor zur Stadt renoviert worden. An einem neuen Uferweg an der Havel soll nach der Buga ein neues Wohnquartier entstehen.
Tiemann war es auch, die sich bei der Bewerbung für das Havel-Konzept als erste „Landschafts-Buga“ starkgemacht hatte. Die damalige rot-schwarze Landesregierung unter Matthias Platzeck (SPD) hatte sich vehement gegen das dezentrale Konzept ausgesprochen, weil sie dessen Attraktivität anzweifelte.
Vor allem die kleinen Orte könnten davon profitieren. In Premnitz, der ehemaligen Chemiestadt, heißt das Motto „Impuls“. Das übergeordnete Thema sind nachwachsende Rohstoffe. Natürlich geht es in der Optikstadt Rathenow um „Weitsicht“ und in Stölln, wo einst Ott Lilienthal seine ersten Flugversuche absolvierte, um „Mut“.
Landschaft im Wandel
Flankiert wird die Schau durch das Thema „Landschaft im Wandel“. Unter diesem Motto steht das Themenjahr von Kulturland Brandenburg. In einer Ausstellung im Branitzer Park von Cottbus – den die Landesregierung gern in der Liste des Unesco-Welterbes sähe –, beginnt am 16. Mai die zentrale Ausstellung „Von der Wüste zum Paradies“.
Das mit dem Paradies wird allerdings ein bisschen länger dauern, als die Buga ihre Tore geöffnet hat. Denn Kulturlandschaften, heißt es bei Kulturland Brandenburg, wachsen manchmal über Jahrhunderte. Natürlich auch an der Havel.
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