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Bundesanwalt gegen netzpolitik.orgErmittlungen wegen Landesverrats

Dem Verfassungsschutz ist netzpolitik.org schon länger suspekt. Die Betreiber veröffentlichten wiederholt geleakte Dokumente aus dem Geheimdienstkomplex.

Verfassungsschutzpräsident Maaßen möchte eventuell die Spiegel-Affäre noch einmal nachspielen. Foto: dpa

München afp/taz | Die Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen Journalisten wegen des Verdachts auf Landesverrat und die Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen eingeleitet. Das Verfahren gegen Verantwortliche des Online-Blogs „netzpolitik.org“ ist nach der Prüfung einer Anzeige von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen aufgenommen worden. netzpolitik.org veröffentlichte am Donnerstag einen Brief der Bundesanwaltschaft, der die beiden Journalisten Markus Beckedahl und Andre Meister über die Einleitung des Ermittlungsverfahrens informierte.

Die Bundesanwaltschaft war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. In der Mitteilung an netzpolitik.org werden zwei Beiträge aufgeführt, wegen deren Veröffentlichung die Ermittlungen eingeleitet worden seien. In beiden wurden Dokumente die die Arbeit des Verfassungsschutzes unmittelbar betreffen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei geht es um Ausbau und Finanzierung der Internetüberwachung durch den Inlandsgeheimdienst.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert die Ermittlungen als „Justizposse“. DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken verurteilte die Ermittlungen als „unzulässigen Versuch, zwei kritische Kollegen mundtot zu machen“. Das Vorgehen des Generalbundesanwalts sei völlig überzogen und stelle einen Angriff auf die Pressefreiheit dar.

Der Vorwurf des Landesverrats gegen Journalisten gilt als heikel. Nach der Spiegel-Affäre Anfang der Sechzigerjahre, in der ein solcher Vorwurf erhoben wurde, hatten Juristen und Politiker gewarnt, dass durch das Vorgehen der Behörden der unabhängige Journalismus in Gefahr geraten könne. Es ging um eine Abwägung zwischen strikter Geheimhaltung und dem zentralen Grundrecht auf Pressefreiheit.

Die jetzige Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen Regierung, Opposition und Medien. Das Kanzleramt hatte mehrmals mit Strafanzeigen gedroht. Dabei ging es aber stets nur um den Verdacht des Verrats von Dienstgeheimnissen. Dieses Delikt wird nicht von Karlsruhe, sondern von Staatsanwaltschaften der Länder bearbeitet. In dem nun vorliegenden Landesverratsfall soll laut SZ, NDR und WDR zunächst ein Gutachter prüfen, ob es sich bei den durch den Blog veröffentlichten Dokumenten tatsächlich um Staatsgeheimnisse gehandelt habe.

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19 Kommentare

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  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Vielleicht sollten Sich die "Tatverdächtigen" auf § 93 (2) StGB berufen:

     

    "Tatsachen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung (...) verstoßen, sind keine Staatsgeheimnisse."

  • Nun das passt doch wunderbar zusammen. Erst ist der Verfassungsschutz damit beschäftigt rechte Terrorgruppen aufzubauen und zu finanzieren und dann geht man gegen die Kritiker mit Anzeigen wg. Landesverrat vor. Ich frage mich, warum eigentlich noch niemand den Verfassungsschutz wg. Landesverrat angezeigt hat.

  • Einerseits habe ich - spätestens seit dem NSU-Skandal - kolossale Probleme, den Verfassungsschutz - egal ob Bund oder Länder - überhaupt in irgendeiner Weise ernst bzw. "für voll" zu nehmen: Ich sehe da immer nur einen Haufen von inkompetenten, überflüssigen Wichtigtuern, die vermutlich eher diese oder jene kleine oder große Sauerei ihres jeweiligen Regierungsumfelds hüten und mit "Staatsgeheimnissen" lieber nicht belästigt werden. (Um nicht missverstanden zu werden: Die Institution "Verfassungsschutz" gegen Demokratiefeinde im Inneren ist wichtig und unverzichtbar. Aber bitte mit Kompetenz statt Gesinnung.)

     

    Andererseits erinnert diese Staatsaktion wegen eines "Abgrunds an Landesverrrat" nicht nur an die Spiegel-Affäre, sondern auch an gewissen Aktionismus etwa des aktuellen russischen Zaren oder des türkischen Sultans.

     

    Merken die Akteure noch nicht einmal, wie lächerlich sie sich machen? Und gibt es in der berliner Politik tatsächlich niemanden mehr, der die Pfeifen zurückpfeift?

    • @Naso poeta:

      Da sehenSie mal, wieviel Narrenfreiheit diese schon zu genießen meinen!

  • Autsch... wo bleibt da die Idee des `freien Journalisten´ der sich der Aufklärung an sich verpflichtet sieht, ab?

    --------------

    Die Bundesstaatsanwaltschaft sollte ihre eigenen Axiome reflektieren!

  • Um "Landesverrat" geht es, wenn Journalisten die verfassungswidrigen Praktiken der Geheimdienste aufdecken. Doch statt gegen die Geheimdienste zu ermitteln, die tatsächlich "Landesverrat" betrieben haben, wird gegen die Journalisten ermittelt. Dies ist schlimmer als in jeder Bananrepublik!

    Die Bundesanwaltschaft untersteht dem Innenministerium. Sie ist weisungsgebunden. Daher ist hierfür direkt Thomas de Mazière verantwortlich. Wenn er nicht deswegen zurücktritt, so muss Angela Merkel die Verantwortung dafür tragen und ihren Hut nehmen.

    • @Velofisch:

      Der Generalbundesanwalt untersteht nicht dem Innen-, sondern dem Justizminister. Da hat de Maizière unverdientes Glück.

  • Der Gegensatz zwischen "Staatsgeheimnis" und "journalistischer Aufklärung" ist ein ganz grundsätzlicher, natürlicher. Mit jeder Aufdeckung solcher Staatsgeheimnisse bekommen wir als Staatsbürger gezeigt, daß es deshalb "Geheimnisse" von Staats wegen sein müssen, weil der Staat hier seine eigenen Gesetze mißachtet, Dinge tut, die seiner Propaganda widersprechen - und damit meist Buchstaben oder Geist der Verfassung mißachten, oder aber ganz allgemein gegen die Interessen seiner Bürger gerichtet sind. In vielen Fällen handelt es sich um die Vorbereitung, Duldung, Ausführung oder Vertuschung von Verbrechen, welche die Staatsanwaltschaften verfolgen müßten, wenn sie unabhängig wären.

  • Das Unmaaßen der Woche.

     

    Auf ollen Kamellen kann man sich doch schön einen pellen.

  • Geschichte/Wiederholung/Farce -

    der Journalist Karl Marx - hat was zu schmunzeln.

     

    O'l Conny - stand an einem Abjrund von Landesverrat - & mußte sich dann bei FJS ob jot rheinländisch mit -

    " de junge Mann is sich noch am Entwickeln" - herausreden!

     

    Entwicklungsstörungen - um nicht zu sagen Verprimelung - ist bei Oberschlappi

    Maaßen del QuantaKurnaz - seit

    Jahren gängig.

    Ein stupender Fall des Peter-Prinzips.

     

    Steht angesichts der grassierenden Remilitarisierung v.d.L & DeMaiziere

    'schlands zu hoffen - daß nicht noch

    Ossietzky/Tucholsky als der

    Maaßen der Dinge herhalten müssen - &

    es bei der Farce bleibt - &der

    BA zügig der bekannte -

    Pfeifendeckel aufgeht.

    Danke.

  • Das ist wirklich lustig, zynisch gesagt. Niemanden scheint es zu stören, dass seit Jahrzehnten alle großen Betriebe ausgeguckt werden, u.z. von US-Wirtschaftsprüfern. Ist das denn kein Verrat? Gibt es denn in ganz Europa keine Wirtschaftsprüfer? Würde es ein Betrieb wagen, sich nicht freiwillig vertraglich geregelt von "drüben" ausgucken zu lassen, müsste er vielleicht mit Boykott und Pressehetze rechnen.

  • 2G
    23879 (Profil gelöscht)

    Wie erbärmlich. Wenn's um die Bespitzelung der Bevölkerung geht, ergreift man offensichtlich Partei. Warum hat er im NSA-Fall nicht ermittelt? Wurde er von seinem Dienstherrn, dem Innenminister zurückgepfiffen? Gewaltenteilung? Aber doch nicht in Deutschland.

     

    "Das ist keine schlechte Justiz. Das ist keine mangelhafte Justiz. Das ist überhaupt keine Justiz ... Balkan und Südamerika werden sich einen Vergleich mit diesem Deutschland verbitten." (Tucholsky 1922)

  • Na wenigstens triffts endlich "Dschornalisten" denn die waren mehrheitlich ja seit 20 Jahren dabei den gesellschaftlichen Zerfall schön zu schreiben. Selbst die weitgehend sevile Anbiederung in Sachen "NSU" hilft nun nicht mehr!

    • @KarlM:

      Auch wenn es mich manchmal ärgert, dass sich Journalisten (unverdient) für die Blüte der Menschheit halten. Hier geht es darum, dass die Berichterstattung über die Machenschaften des Verfassungsschutzes unterdrückt werden soll. Die Schlapphüte wollen verhindern, dass ihre hart am Rande der Gesetze liegenden Aktionen der Bevölkerung bekannt werden. Es könnte ja sonst jemand auf den Gedanken kommen, dass diese Leute besser kontrolliert und im Bedarfsfall wegen Ihres fehlenden Demokratieverständnisses ausgewechselt werden müssen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie scheinen über einen ungebrochenen Optimismus zu verfügen?

         

        Angesichts der schon peinlich willfährigen Artikel zum "NSU"-Tatkomplex?

         

        Es würde sich kaum etwas regen, selbsr wenn jemand den Dienstausweis von Beate Z. fände!

        • @KarlM:

          Nein. Ich sehe die Berichterstattung in den deutschen Medien durchaus kritisch. Aber deshalb muss man sich noch lange nicht freuen, wenn der Staat versucht, die wenige kritische Berichterstattung zu unterdrücken.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Zukünftig werden ich versuchen die Ironie in der Aussage besser kenntlich zu machen.

    • @KarlM:

      Den Vorwurf kann man netzpolitik.org aber nun wirklich nicht machen ...

      • @Nico Graf:

        Das richtet sich auch nicht an netzpolitik.org.

         

        Lesen Sie mal nach was selbst in der taz so zum "NSU" geschrieben wird!