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Bund über Jamaika-KoalitionJenseits des Saarlands

Der Bundespartei fällt es schwer, Schwarz-Gelb-Grün zu begrüßen. Vor allem aus der Parteilinken kommt Kritik.

Hubert Ulrich, der Mann, der die saarländischen Grünen zu neuen Ufern führen will. Für innerparteiliche Kritiker ein "Mafioso mit Lattenschuss". Bild: ap

BERLIN taz | Die meisten hatten es zwar geahnt. Doch hat die Entscheidung der Saar-Grünen unter Landeschef Hubert Ulrich, in schwarz-gelb-grüne "Jamaika"-Koalitionsverhandlungen zu marschieren, bei vielen Grünen im Rest der Republik nicht nur rationale Reaktionen ausgelöst. "Um ehrlich zu sein", sagte eine Führungskraft vom linken Flügel am Montag zur taz, "finde ich die Entscheidung richtig scheiße. Und Hubert Ulrich hat einen Lattenschuss."

In Internet-Foren wurde offen über Parteiaustritte nachgedacht, wenn die Grünen nun noch einen einzigen Schritt nach rechts gingen. Robert Zion, linksgrüner und publikationsfreudiger Gelsenkirchener, erklärte: Inhaltlich sei das, was Ulrich CDU und FDP abgetrotzt habe, nicht schlecht. Die Entscheidung sei "aber politisch-strategisch einfach unklug". Die Wähler verstünden, "was es heißt, wenn eine Oppositionspartei die Wahlverlierer - die CDU hat 13 Prozent verloren - wieder an die Regierung hievt, und dies entgegen den eigenen Wahlversprechen", erläuterte Zion.

"Wer nicht grün wählt, wird sich schwarz-gelb ärgern", hatte Hubert Ulrich noch zwei Tage vor der Wahl im Saarland gesagt.

Wer wo mit wem

6 Bundesländer, sieben Konstellationen. Keine Ampel. Trotzdem 11-mal mit der FDP. Und nur Kurt Beck hat eine absolute Mehrheit. Im Einzelnen:

Schwarz-Gelb: In sechs Ländern (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen) regiert die Union mit der FDP, in Schleswig-Holstein laufen Koalitionsverhandlungen.

Schwarz-Grün: Hamburg, die Premiere auf Landesebene.

Schwarz-Gelb-Grün: Saarland, wo die nächste Premiere kommt.

Schwarz-Rot: Mecklenburg-Vorpommern, von der SPD geführt, und bald Thüringen, dort von der CDU geführt.

Rot-Rot: Berlin und demnächst auch das Brandenburger Umland.

Rot-Grün: Bremen, mehr ist vom einstigen "Projekt" nicht übrig.

Rot: Rheinland-Pfalz! Die SPD! Ganz allein! Mit Beck! (dzy)

Selbst dem neuen Bundestags-Fraktionschef Jürgen Trittin war am Sonntagabend im Fernsehen sein schwarz-gelb-grüner Ärger darüber anzumerken, dass er nun erklären musste, wie und warum Jamaika im Saarland nichts mit der Oppositionsarbeit gegen Schwarz-Gelb im Bund zu tun habe. Die Grünen im Saarland "haben fürs Saarland entschieden und nur fürs Saarland", wiederholte Trittin das Leitmotiv der offiziellen, flügelübergreifenden Stellungnahmen. Die Entscheidung sei "offensichtlich aus Gründen, die gar nicht inhaltlich waren", gefallen.

"Natürlich sind die Diskussionen in meinem Landesverband jetzt heftig, da gab es andere Erwartungen", seufzte die nordrhein-westfälische Landeschefin Daniela Schneckenburger gegenüber der taz. Im Mai 2010 wird in NRW gewählt. Das größte Bundesland befindet sich faktisch im Dauerwahlkampf - und die Grünen dort hoffen, in einem halben Jahr das Gegenmodell zu Schwarz-Gelb installieren zu können. Das Saarland sei gewiss "kein Modell für NRW", sagte Schneckenburger. "Es ist kleiner als Köln und funktioniert nach eigenen Regeln."

Am Realo-Flügel der Partei kann man mit der ersten Jamaika-Koalition der Republik naturgemäß besser leben. Das winzige Saarland mit seiner knappen Million Einwohner und all seinen besonderen Umständen, von denen die Unverträglichkeit zwischen Hubert Ulrich und Oskar Lafontaine bloß einer ist, scheint keine Bedrohung für die Wahlergebnisse anderer Landesverbände darzustellen.

Gleichzeitig sprengt das saarländische Exempel jedoch gerade deshalb die Bedingungen, die auch im rechtsgrünen Lager für Bündnisse mit der Union oder gar Union plus FDP formuliert worden sind. Zum Beispiel, dass es nur um Inhalte gehen dürfe - dass also ein Bündnis nach rechts mehr grüne Inhalte liefern müsse als ein Bündnis nach links.

Parteichef Cem Özdemir musste sich am Montag schon ein wenig bemühen, um zu erklären, dass dies irgendwie auch aufs Saarland zutreffe. Für die angestrebte grüne Schulreform bedürfe es einer Verfassungsänderung. Die Chancen auf eine Zweidrittelmehrheit im Landtag seien mit Jamaika gewachsen, da SPD und Linkspartei sich einer so fortschrittlichen Reform ja nicht verschließen könnten. "Und die Diskussionskultur im Landtag wird sich hoffentlich nun auch ändern", nannte Özdemir einen weiteren frommen Wunsch.

Auch er hielt sich an die gemeinsame Sprachregelung, wonach die Grünen einen SPD-Ministerpräsidenten Heiko Maas lieber gesehen hätten, das Saarland gänzlich ohne Signalwirkung und keinesfalls ein Modell für irgendetwas, geschweige denn für den Bund sei. "Es ist ein regionales Experiment, und Experimente können auch schiefgehen", sagte Özdemir. Offen zustimmen mochte er dem Experiment also nicht.

Doch hatte er gerade ausgeführt, dass die gleichen Inhalte mit Schwarz-Gelb leichter durchzusetzen seien als gegen Schwarz-Gelb. Özdemirs Satz "mir ist das lieber, wo man am meisten grüne Inhalte bekommt", ließ sich also gut verstehen: So quer die Entscheidung der Saargrünen nun im politischen Raum steht - die Realos finden die Jamaika-Idee ausbaufähig. Mindestens das.

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18 Kommentare

 / 
  • KG
    Klaus G.

    Fakt ist einfach dass Ulrich die Wähler und die Öffentlichkeit getäuscht hat. Man wollte im Wahlprogramm ganz klar die CDU abwählen. Dann sprach man wochenlang von einer sehr schwierigen Entscheidung, obwohl man längst auf dem Weg zur CDU war. Plötzlich sprachen dreiviertel der Delegierten sich für Jamaika aus, nachdem es zuvor doch angeblich sooo knapp war. Nein, die Geschichte riecht von vorne bis hinten nach Betrug und Mauschelei. Nach Hamburg jetzt das zweite Bundesland wo die Grünen eine abgewählte CDU wieder ins Amt bringen. Wie wird das "dritte Experiment" im Mai in NRW wohl ausgehen??

  • A
    axel

    Ganz frisch von der "Datenschutzpartei" Grüne - vertrauensbildend und datenschutzrelevant und nicht nur für Piraten interessant (vielleicht sind sie ja das nächste Objekt der "Gegnerbeobachtung"?):

     

    "Die Grünen sollen bundesweit in den Landtagen per Fragebogen detaillierte Informationen über die Linken zusammentragen haben. Die Linkspartei zeigte sich angesichts der Berichte entrüstet.

     

    In dem einseitigen Formular aus dem Mitarbeiterstab der Bundestagsfraktion werden die Parteifreunde unter anderem gebeten, Angaben über "personelle Zwistigkeiten" oder zur Stasi-Vergangenheit einzelner Linken-Abgeordneter zu machen. Das Formular stößt dem Vernehmen nach aber nicht in allen Grünen-Landtagsfraktionen auf Zustimmung.

     

    Abgefragt werden in dem Papier zu den Linken unter anderem: "Ihre politischen Schwachpunkte in der Parlamentsarbeit", "Interne Streitigkeiten über die politische Richtung der Fraktion" oder "Besonderheiten (z.B. Stasi-Vergangenheit von Fraktionsmitgliedern, Umgang damit; politische Herkunft u.ä.")..."

     

    http://www.n-tv.de/politik/Gruene-sammeln-eifrig-Daten-article547614.html

  • CJ
    Christa Jenal

    Als ehemalige Grüne, Landesvorstandssprecherin(199O/91) und Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag (199O) bin ich entsetzt über den Verfall von politischer Kultur und Niveau auf dem historischen Parteitag vergangenen Sonntag, zumal er über das Schicksal eines ganzen Bundeslandes entschied.

    Erneut zeigte sich in aller Öffentlichkeit, was viele Grüne schon lange wissen, wie der Oberstratege Hubert Ulrich mit inner- oder außerparteilicher Kritik umzugehen pflegt- ob bei O. Lafontaine (Linke) oder Th. Brück (Grüne): sie werden der Lächerlichkeit und Hasstiraden preisgegeben und als Sündeböcke für eigene Unfähigkeit umfunktioniert.

    Wichtige Elemente des gedruckten Grünen Wahlprogrammes (Abwahl der Regierungspolitik von Peter Müller) wurden so von rückgradlosen Leitfiguren zu Lasten der Glaubwürdigkeit eines ganzen Bundeslandes vor Jamaika über Bord geworfen.

    Was Hubert Ulrich „ neue politische Koordinatenverschiebung“ nennt, zeigt sich schon jetzt, da Atomkraftverlängerung in Berlin beschlossene Sache ist, während man den Saarländern noch einen Ausstieg verkauft. Dies ist Wählerbetrug und Delegiertenbetrug gleichermaßen.

    Wer immer noch den Worten des Grünen Anführers Glauben schenkt, Jamaika sei ein „Modernisierungsprojekt“, bei dem es um Inhalte gehe, hat Shakespeares Königsmacher-drama „Macbeth“ über Machtversessenheit und Korrumpierbarkeit nicht gelesen.

    Allen saarländischen Jungwählern sei dies für die Zukunft empfohlen!

    Die Wette gilt, daß das saarländische Drama mit den innovativen Regierungsschauspielern enden wird wie bei Shakespeare mit der Erkenntnis: Hochmut kommt vor dem Fall.“

  • A
    Axel

    @ Detlef Theobald

     

    Sorry, diese Illusionen habe ich leider nicht mehr bezüglich der Veränderungsmöglichkeiten innerhalb der Grünen und wählen werde ich diese Partei sicherlich auch nicht mehr.

    Wer in Hamburg trotz vorheriger Wahlaussage gegen "Kohle-von-Beust" koaliert und Kohlekraftwerk und Elbevertiefung mitträgt, wer im Saarland für zwei Ministerposten sich mit Parteien ins Bett legt, die auf Bundesebene den Austieg aus dem Atomausstieg vorbereiten und Solarförderung zu Grabe tragen, wer Hartz-4 befürwortet und völkerrechtswidrige Kriege mitträgt und im Saarland bewußt Wählertäuschung betreibt, hat eher Austritte verdient.

    Es bewahrheitet sich im Nachhinein doch:

    Wer Grün wählt wird sich Schwarz ärgern! Aber wer SPD wählt bekommt im Zweifelsfalle auch Schwarz dazu.

    Interessant und wegweisend, daß sich innerhalb der Grünen, die sich gerne als Bürgerrechtspartei sieht, kaum Widerstand und öffentlicher Protest gegen diese Form der grünen Wählertäuschung regt - siehe bspw. die Homepage der Grünen Linken (bis soeben zumindest) und mit NRW und Hamburg sollen ja auch schon die ersten Landesverbände "Verständnis" für die saarländische Entscheidung signalisiert haben...

  • RR
    Rudi Ratlos

    GRÜN ist nicht links!

     

    Ich habe die GRÜNEN im Saarland gewählt und finde Jamaika gut! Die GRÜNEN sollten sich stärker auf ihre Kernbotschaft konzentrieren und das ist der ökologische Umbau unserer Gesellschaft, auf einer soliden ökonomischen Basis.

     

    Die LINKE können dann die wählen, die meinen wir müßten in unserer Gesellschaft immer noch die ideologischen Grabenkämpfe der 70er und 80ger Jahre austragen. Na denn, gute Reise!

     

    Überhaupt sollten sich viele "linke" Kommentatoren nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großer Teil der GRÜN-Wähler eben nicht links steht, sondern eher ökologisch und pragmatisch orientiert sind. Gerade im Saarland haben doch diese Wähler den GRÜNEN über die 5%-Hürde geholfen. Alle Linksorientierten dürften direkt die LINKE gewählt haben (frei nach Oskars Vorgabe).

     

    Die LINKE hat kein Zukunftsprogramm, sondern will hauptsächlich Wohltaten verteilen, die andere erwirtschaftet haben. Für Deutschland ist das aber zu wenig, denn die Fixierung der LINKEN auf die Konzerne ist sehr einfältig, finden doch 80% der Wirtschaft in mittelständischen Unternehmen statt.

     

    Für eine funktionierende Wirtschaft brauche ich motivierte Unternehmer und Angestellte. Die LINKE hat hier nichts zu bieten. Das Scheitern des Sozialismus in der DDR am Willen der Bevölkerung und den ökonomischen Realitäten ist noch nicht so lange her. Ich brauche so etwas nicht mehr.

     

    Also warten wir einfach mal ab was JAMAIKA im Saarland bringt. Wer nie etwas wagt, wird sich nicht weiterentwickeln.

  • DT
    Detlef Theobald

    Ich versteh Ihren Frust! Mir hat es auch den Magen umgedreht, doch wie sagt Daniel Cohn-Bendit "Der Ulrich ist ein Mafioso" Dem kann und will ich nichts hinzufügen! Bleibt nur noch die Frage, wie man das zukünftig verhindern kann? Rein in die Partei, Delegierter werden und Druck machen, dass dieser Ulrich keine Politik dieser Art mehr machen kann!

  • MH
    Michael H.

    Es geht mir langsam auf den Senkel, dass U. Winkelmann dauernd die Frage aufwirft bzw. die These aufstellt, mann könne nicht in einem Bundesland mit best. Parteien koalieren und im Buind gegen die selben Parteien Opposition machen. Es handelt sich hier doch sowohl um unterschiedliche Personen als auch um unterschiedliche Themen. Wenn die Linke in Sachsen-Anhalt, wie von Bisky ins Gespräch gebracht, über die Möglichkeit einer Koalition mit der CDU nachdenkt, kann sie im Bund nixcht mehr gegen sie opponieren?? Was für ein dogmatischer Unsinn. Wer so denkt, dem geht es offensichtlich überhaupt nicht um Inhalte. Das hat schon fast religiösen Charakter. Mit Politik jedenfalls hat das überhaupt nichts zu tun.

     

    P.S.:

     

    Auch mir wäre aus taktisch-strategischen Gründen gerade zu diesem Zeitpunkt eine andere Lösung lieber gewesen, aber man kann sich doch nicht ernsthaft hinstellen und sagen, die Inhalte sind vielleicht o.k., aber es sind die falschen Leute, die da richtige Politik machen. Absurd.

  • G
    Gloria

    Wenn so ganz ordentliche Leute wie Herr Trittin oder Frau Kynast oder Frau Roth das so beobachten, da könnte sich schon der Magen umdrehen, oder nicht.

    Die ahnen, dass die Rechnung schnell kommen könnte.

    Gerade und auch weil Die Grünen nur wenig von der SPD-Schwäche partizipieren konnten...

  • MG
    Matthias Glatz

    Meine Stimme bekommen die Grünen so schnell nicht mehr. Pfui!

  • KG
    Klaus G.

    Fakt ist einfach dass Ulrich die Wähler und die Öffentlichkeit getäuscht hat. Man wollte im Wahlprogramm ganz klar die CDU abwählen. Dann sprach man wochenlang von einer sehr schwierigen Entscheidung, obwohl man längst auf dem Weg zur CDU war. Plötzlich sprachen dreiviertel der Delegierten sich für Jamaika aus, nachdem es zuvor doch angeblich sooo knapp war. Nein, die Geschichte riecht von vorne bis hinten nach Betrug und Mauschelei. Nach Hamburg jetzt das zweite Bundesland wo die Grünen eine abgewählte CDU wieder ins Amt bringen. Wie wird das "dritte Experiment" im Mai in NRW wohl ausgehen??

  • A
    axel

    Ganz frisch von der "Datenschutzpartei" Grüne - vertrauensbildend und datenschutzrelevant und nicht nur für Piraten interessant (vielleicht sind sie ja das nächste Objekt der "Gegnerbeobachtung"?):

     

    "Die Grünen sollen bundesweit in den Landtagen per Fragebogen detaillierte Informationen über die Linken zusammentragen haben. Die Linkspartei zeigte sich angesichts der Berichte entrüstet.

     

    In dem einseitigen Formular aus dem Mitarbeiterstab der Bundestagsfraktion werden die Parteifreunde unter anderem gebeten, Angaben über "personelle Zwistigkeiten" oder zur Stasi-Vergangenheit einzelner Linken-Abgeordneter zu machen. Das Formular stößt dem Vernehmen nach aber nicht in allen Grünen-Landtagsfraktionen auf Zustimmung.

     

    Abgefragt werden in dem Papier zu den Linken unter anderem: "Ihre politischen Schwachpunkte in der Parlamentsarbeit", "Interne Streitigkeiten über die politische Richtung der Fraktion" oder "Besonderheiten (z.B. Stasi-Vergangenheit von Fraktionsmitgliedern, Umgang damit; politische Herkunft u.ä.")..."

     

    http://www.n-tv.de/politik/Gruene-sammeln-eifrig-Daten-article547614.html

  • CJ
    Christa Jenal

    Als ehemalige Grüne, Landesvorstandssprecherin(199O/91) und Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag (199O) bin ich entsetzt über den Verfall von politischer Kultur und Niveau auf dem historischen Parteitag vergangenen Sonntag, zumal er über das Schicksal eines ganzen Bundeslandes entschied.

    Erneut zeigte sich in aller Öffentlichkeit, was viele Grüne schon lange wissen, wie der Oberstratege Hubert Ulrich mit inner- oder außerparteilicher Kritik umzugehen pflegt- ob bei O. Lafontaine (Linke) oder Th. Brück (Grüne): sie werden der Lächerlichkeit und Hasstiraden preisgegeben und als Sündeböcke für eigene Unfähigkeit umfunktioniert.

    Wichtige Elemente des gedruckten Grünen Wahlprogrammes (Abwahl der Regierungspolitik von Peter Müller) wurden so von rückgradlosen Leitfiguren zu Lasten der Glaubwürdigkeit eines ganzen Bundeslandes vor Jamaika über Bord geworfen.

    Was Hubert Ulrich „ neue politische Koordinatenverschiebung“ nennt, zeigt sich schon jetzt, da Atomkraftverlängerung in Berlin beschlossene Sache ist, während man den Saarländern noch einen Ausstieg verkauft. Dies ist Wählerbetrug und Delegiertenbetrug gleichermaßen.

    Wer immer noch den Worten des Grünen Anführers Glauben schenkt, Jamaika sei ein „Modernisierungsprojekt“, bei dem es um Inhalte gehe, hat Shakespeares Königsmacher-drama „Macbeth“ über Machtversessenheit und Korrumpierbarkeit nicht gelesen.

    Allen saarländischen Jungwählern sei dies für die Zukunft empfohlen!

    Die Wette gilt, daß das saarländische Drama mit den innovativen Regierungsschauspielern enden wird wie bei Shakespeare mit der Erkenntnis: Hochmut kommt vor dem Fall.“

  • A
    Axel

    @ Detlef Theobald

     

    Sorry, diese Illusionen habe ich leider nicht mehr bezüglich der Veränderungsmöglichkeiten innerhalb der Grünen und wählen werde ich diese Partei sicherlich auch nicht mehr.

    Wer in Hamburg trotz vorheriger Wahlaussage gegen "Kohle-von-Beust" koaliert und Kohlekraftwerk und Elbevertiefung mitträgt, wer im Saarland für zwei Ministerposten sich mit Parteien ins Bett legt, die auf Bundesebene den Austieg aus dem Atomausstieg vorbereiten und Solarförderung zu Grabe tragen, wer Hartz-4 befürwortet und völkerrechtswidrige Kriege mitträgt und im Saarland bewußt Wählertäuschung betreibt, hat eher Austritte verdient.

    Es bewahrheitet sich im Nachhinein doch:

    Wer Grün wählt wird sich Schwarz ärgern! Aber wer SPD wählt bekommt im Zweifelsfalle auch Schwarz dazu.

    Interessant und wegweisend, daß sich innerhalb der Grünen, die sich gerne als Bürgerrechtspartei sieht, kaum Widerstand und öffentlicher Protest gegen diese Form der grünen Wählertäuschung regt - siehe bspw. die Homepage der Grünen Linken (bis soeben zumindest) und mit NRW und Hamburg sollen ja auch schon die ersten Landesverbände "Verständnis" für die saarländische Entscheidung signalisiert haben...

  • RR
    Rudi Ratlos

    GRÜN ist nicht links!

     

    Ich habe die GRÜNEN im Saarland gewählt und finde Jamaika gut! Die GRÜNEN sollten sich stärker auf ihre Kernbotschaft konzentrieren und das ist der ökologische Umbau unserer Gesellschaft, auf einer soliden ökonomischen Basis.

     

    Die LINKE können dann die wählen, die meinen wir müßten in unserer Gesellschaft immer noch die ideologischen Grabenkämpfe der 70er und 80ger Jahre austragen. Na denn, gute Reise!

     

    Überhaupt sollten sich viele "linke" Kommentatoren nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großer Teil der GRÜN-Wähler eben nicht links steht, sondern eher ökologisch und pragmatisch orientiert sind. Gerade im Saarland haben doch diese Wähler den GRÜNEN über die 5%-Hürde geholfen. Alle Linksorientierten dürften direkt die LINKE gewählt haben (frei nach Oskars Vorgabe).

     

    Die LINKE hat kein Zukunftsprogramm, sondern will hauptsächlich Wohltaten verteilen, die andere erwirtschaftet haben. Für Deutschland ist das aber zu wenig, denn die Fixierung der LINKEN auf die Konzerne ist sehr einfältig, finden doch 80% der Wirtschaft in mittelständischen Unternehmen statt.

     

    Für eine funktionierende Wirtschaft brauche ich motivierte Unternehmer und Angestellte. Die LINKE hat hier nichts zu bieten. Das Scheitern des Sozialismus in der DDR am Willen der Bevölkerung und den ökonomischen Realitäten ist noch nicht so lange her. Ich brauche so etwas nicht mehr.

     

    Also warten wir einfach mal ab was JAMAIKA im Saarland bringt. Wer nie etwas wagt, wird sich nicht weiterentwickeln.

  • DT
    Detlef Theobald

    Ich versteh Ihren Frust! Mir hat es auch den Magen umgedreht, doch wie sagt Daniel Cohn-Bendit "Der Ulrich ist ein Mafioso" Dem kann und will ich nichts hinzufügen! Bleibt nur noch die Frage, wie man das zukünftig verhindern kann? Rein in die Partei, Delegierter werden und Druck machen, dass dieser Ulrich keine Politik dieser Art mehr machen kann!

  • MH
    Michael H.

    Es geht mir langsam auf den Senkel, dass U. Winkelmann dauernd die Frage aufwirft bzw. die These aufstellt, mann könne nicht in einem Bundesland mit best. Parteien koalieren und im Buind gegen die selben Parteien Opposition machen. Es handelt sich hier doch sowohl um unterschiedliche Personen als auch um unterschiedliche Themen. Wenn die Linke in Sachsen-Anhalt, wie von Bisky ins Gespräch gebracht, über die Möglichkeit einer Koalition mit der CDU nachdenkt, kann sie im Bund nixcht mehr gegen sie opponieren?? Was für ein dogmatischer Unsinn. Wer so denkt, dem geht es offensichtlich überhaupt nicht um Inhalte. Das hat schon fast religiösen Charakter. Mit Politik jedenfalls hat das überhaupt nichts zu tun.

     

    P.S.:

     

    Auch mir wäre aus taktisch-strategischen Gründen gerade zu diesem Zeitpunkt eine andere Lösung lieber gewesen, aber man kann sich doch nicht ernsthaft hinstellen und sagen, die Inhalte sind vielleicht o.k., aber es sind die falschen Leute, die da richtige Politik machen. Absurd.

  • G
    Gloria

    Wenn so ganz ordentliche Leute wie Herr Trittin oder Frau Kynast oder Frau Roth das so beobachten, da könnte sich schon der Magen umdrehen, oder nicht.

    Die ahnen, dass die Rechnung schnell kommen könnte.

    Gerade und auch weil Die Grünen nur wenig von der SPD-Schwäche partizipieren konnten...

  • MG
    Matthias Glatz

    Meine Stimme bekommen die Grünen so schnell nicht mehr. Pfui!