piwik no script img

Bund der Unimaut-Zahler gegründetSchwarzbuch Studiengebühren

Eine Studie der Uni Hohenheim zeigt: Viele Studenten sind unzufrieden damit, wie die Uni-Maut verwendet wird. Studenten gründen darum nun einen Gebührenzahlerbund.

Viele Studenten sehen nicht, dass sich die Lage an ihren Unis verbessert hat, seit sie Gebühren zahlen. Bild: dpa

STUTTGART taz Am liebsten wäre Franz Boszak, die Studiengebühren würden wieder abgeschafft. Deutschlandweit. Aber der 24-jährige Luft- und Raumfahrttechnikstudent aus Stuttgart ist Pragmatiker und weiß, dass das derzeit unrealistisch ist. "Im Moment haben wir Studiengebühren", sagt Boszak. "Also wollen wir uns wenigstens dagegen wehren, dass mit ihnen Schindluder getrieben wird."

Zusammen mit 20 Mitstreitern hat Boszak in Anlehnung an den Bund der Steuerzahler den "Bund der Studiengebührenzahler" gegründet, der sich an diesem Freitag in Stuttgart vorstellt. Wie das prominente Vorbild plant der Bund der Studiengebührenzahler ein Schwarzbuch, in dem die vermeintliche Verschwendung von Studiengebühren in allen Bundesländern aufgelistet wird, die in den vergangenen zwei Jahren das Bezahlstudium eingeführt haben.

Derzeit müssen in den von der Union regierten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland die Studierenden Gebühren bezahlen, meist 500 Euro pro Semester. In Hessen haben SPD, Grüne und Linke die Gebühren in der vergangenen Woche wieder abgeschafft.

Die Mehrzahl der Studierenden ist äußerst unzufrieden, wie die Universitäten bisher ihre Gebühren verwendet haben, wie eine Umfrage der Universität Hohenheim zeigt, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach sehen drei Viertel der Befragten keine Verbesserung der Situation an den Hochschulen seit Einführung des Bezahlstudiums. Für die Umfrage wurden 6.150 Studierende an allen 54 Universitäten befragt, die zum Sommersemester Gebühren erhoben haben. Die Verwendung ihres Geldes beurteilten sie auf einer Skala von eins bis sechs im Schnitt mit einer 4,55 und damit deutlich schlechter als noch im vergangenen Jahr.

Im Schwarzbuch des Studiengebührenzahler-Bundes soll nun angeprangert werden, wenn mit dem Geld der Studierenden nur ohnehin überfällige Hörsaalsanierungen finanziert werden. Oder wenn anstatt neuer nur bereits bestehende Tutorien aus dem Gebührentopf bezahlt werden. Oder wenn das Geld in der Verwaltung versickert, anstatt wie von den Wissenschaftsministern der Länder versprochen einer Verbesserung der Lehre zugutezukommen.

Der Bund der Studiengebührenzahler möchte aber nicht nur schwarzmalen. "Wir wollen nicht nur dastehen und sagen: Studiengebühren sind böse", sagt Mitgründer Franz Bozsak. Als Ergänzung zu einem Schwarzbuch könne es auch ein Weißbuch geben, das die positiven Folgen der Gebühren beleuchtet: Längere Öffnungszeiten in den Bibliotheken, neue Bücher oder Tutoren, die tatsächlich zusätzlich eingestellt wurden.

"Bei uns soll sich jeder wiederfinden, ganz egal ob er für oder gegen Gebühren ist", sagt Bozsak. Auch Unternehmer seien als Fördermitglieder durchaus willkommen. Schließlich, sagt Bozsak, "wollen die Unternehmer gut ausgebildete Leute, sie sollten also auch ein Interesse an der sinnvollen Verwendung der Gebühren haben."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • MG
    Mo Gas

    Wie war das nochmal?! Bildung ist keine Ware??

     

    Nunja, gemessen an solchen tollen Initiativen haben es Studis nun doch vollkommen geschluckt und es scheint nicht mehr darum zu gehen auf eine/n Kunden/in geduziert zu werden, sondern diese Position noch zu stärken, indem sie auf Quality-control setzen. Schließlich kann der Kunde auch eine gewisse Qualität verlangen.

     

    Auch durch einen Quality-check werden die Studiengebühren nicht sozialer - die selektive Wirkung bleibt. Viele Studis sind jetzt schon (teilweise hoch) verschuldet und die meisten kommen nur mit einem Job um die Runden.

    Mit dem Bachlor System - wo die Studis eh nur noch Schüler sind - ist das gleich noch eine doppelte Belastung!

     

    Aber es geht um noch viel mehr. Die Studiengebühren sind nur ein Teil der Kommerzialisierung von Bildung!!

     

    Bertelsmann, INSM & Co. leisten gute (Lobby-)Arbeit und (fast) keiner merkt's.

     

    Studis auf der ganzen Welt wehren sich gegen die Kommerzialisierung (in Europe im Rahmen des Bologna-Prozesses), aber jeder kämpft irgendwie für sich. Es ist eine globale Entwicklung mit gravierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft.

     

    Bildung sollte der Emanzipation der Gesellschaft dienen und nicht dem Staat und der Wirtschaft.

     

    Mehr und mehr Studis setzen sich auch für freie und emanzipative Bildung eine. Auch auf dem Portal Facebook (welches zu Recht auch kritisch betrachtet werden sollte) gibt es eine Gruppe mit hunderten von Studis, welche sich für dieses Ziel einsetzen: International Students Movement for Free and Emancipating Education!

  • MG
    Mo Gas

    Wie war das nochmal?! Bildung ist keine Ware??

     

    Nunja, gemessen an solchen tollen Initiativen haben es Studis nun doch vollkommen geschluckt und es scheint nicht mehr darum zu gehen auf eine/n Kunden/in geduziert zu werden, sondern diese Position noch zu stärken, indem sie auf Quality-control setzen. Schließlich kann der Kunde auch eine gewisse Qualität verlangen.

     

    Auch durch einen Quality-check werden die Studiengebühren nicht sozialer - die selektive Wirkung bleibt. Viele Studis sind jetzt schon (teilweise hoch) verschuldet und die meisten kommen nur mit einem Job um die Runden.

    Mit dem Bachlor System - wo die Studis eh nur noch Schüler sind - ist das gleich noch eine doppelte Belastung!

     

    Aber es geht um noch viel mehr. Die Studiengebühren sind nur ein Teil der Kommerzialisierung von Bildung!!

     

    Bertelsmann, INSM & Co. leisten gute (Lobby-)Arbeit und (fast) keiner merkt's.

     

    Studis auf der ganzen Welt wehren sich gegen die Kommerzialisierung (in Europe im Rahmen des Bologna-Prozesses), aber jeder kämpft irgendwie für sich. Es ist eine globale Entwicklung mit gravierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft.

     

    Bildung sollte der Emanzipation der Gesellschaft dienen und nicht dem Staat und der Wirtschaft.

     

    Mehr und mehr Studis setzen sich auch für freie und emanzipative Bildung eine. Auch auf dem Portal Facebook (welches zu Recht auch kritisch betrachtet werden sollte) gibt es eine Gruppe mit hunderten von Studis, welche sich für dieses Ziel einsetzen: International Students Movement for Free and Emancipating Education!

  • MG
    Mo Gas

    Wie war das nochmal?! Bildung ist keine Ware??

     

    Nunja, gemessen an solchen tollen Initiativen haben es Studis nun doch vollkommen geschluckt und es scheint nicht mehr darum zu gehen auf eine/n Kunden/in geduziert zu werden, sondern diese Position noch zu stärken, indem sie auf Quality-control setzen. Schließlich kann der Kunde auch eine gewisse Qualität verlangen.

     

    Auch durch einen Quality-check werden die Studiengebühren nicht sozialer - die selektive Wirkung bleibt. Viele Studis sind jetzt schon (teilweise hoch) verschuldet und die meisten kommen nur mit einem Job um die Runden.

    Mit dem Bachlor System - wo die Studis eh nur noch Schüler sind - ist das gleich noch eine doppelte Belastung!

     

    Aber es geht um noch viel mehr. Die Studiengebühren sind nur ein Teil der Kommerzialisierung von Bildung!!

     

    Bertelsmann, INSM & Co. leisten gute (Lobby-)Arbeit und (fast) keiner merkt's.

     

    Studis auf der ganzen Welt wehren sich gegen die Kommerzialisierung (in Europe im Rahmen des Bologna-Prozesses), aber jeder kämpft irgendwie für sich. Es ist eine globale Entwicklung mit gravierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft.

     

    Bildung sollte der Emanzipation der Gesellschaft dienen und nicht dem Staat und der Wirtschaft.

     

    Mehr und mehr Studis setzen sich auch für freie und emanzipative Bildung eine. Auch auf dem Portal Facebook (welches zu Recht auch kritisch betrachtet werden sollte) gibt es eine Gruppe mit hunderten von Studis, welche sich für dieses Ziel einsetzen: International Students Movement for Free and Emancipating Education!