Bürgerwehr übernimmt Stadt in Mexiko: Den Sicherheitschef in den Knast
In der mexikanischen Stadt Tierra Colorada soll der Sicherheitschef gemeinsame Sache mit Kriminellen machen. Nun hat eine Bürgerwehr die Stadt übernommen.
ACAPULCO ap | Hunderte bewaffnete Mitglieder eine Bürgerwehr haben in Mexiko die Kontrolle über die Stadt Tierra Colorada an der Pazifikküste übernommen. Zwölf Polizeibeamte und der ehemalige Chef der örtlichen Sicherheitsbehörde seien festgenommen worden, erklärte die Bürgerwehr namens „Gemeindepolizei“ am Mittwoch. Hintergrund ist offenbar der Mord an einem Anführer der Bürgerwehr-Bewegung im Bundesstaat Guerrero.
Nach eigenen Angaben hatte die Bürgerwehr am Mittwoch rund 1.500 Leute im Einsatz. Sie hätten in Tierra Colorada Wohnungen durchsucht und an Straßen improvisierte Kontrollpunkte eingerichtet. Schon am Dienstag war ein mit mexikanischen Touristen besetztes Auto beschossen worden, das an einer Straßensperre nicht angehalten hatte. Ein Mann wurde leicht verletzt.
Tierra Colorada liegt an der Fernstraße zwischen Mexiko-Stadt und der Ferienmetropole Acapulco. Im Süden und Westen Mexikos gibt es eine wachsende Bewegung, die sich „Selbstverteidigung“ auf die Fahnen geschrieben hat. Immer wieder errichten Maskierte Straßensperren und durchsuchen angebliche Verdächtige. Anfang Februar waren ebenfalls Touristen leicht verletzt worden, weil sie an einer solchen Sperre nicht angehalten hatten.
In diesem Fall verdächtigen die Angehörigen der Bürgerwehr den ehemaligen Sicherheitschef, in die Tötung ihres Anführers Guadalupe Quinones Carbajal verwickelt zu sein. Auftraggeber soll das organisierte Verbrechen sein. Die Leiche war am Montag in einem Ort in der Nähe abgelegt worden.
„Wir haben die Stadt belagert, weil Kriminelle hier in aller Öffentlichkeit ungehindert ihr Unwesen treiben“, sagte Bruno Placido Valerio, ein Sprecher der Bürgerwehr. Der ehemalige Sicherheitschef mache mit den Kriminellen gemeinsame Sache.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung