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Bürgermeisterwahl in SeelowSchlappe für AfD in Brandenburg

Die AfD stellt in Brandenburg weiterhin keinen hauptamtlichen Bürgermeister. Der parteilose Amtsinhaber setzt sich gegen den AfD-Kandidaten durch.

Große Freude: Robert Nitz (l.), Bürgermeisterkandidat von Seelow, auf der Wahlparty Foto: Patrick Pleul/dpa

Seelow dpa | Der amtierende Stadtchef von Seelow, Robert Nitz, will nach dem Sieg bei der Bürgermeisterwahl gegen AfD-Kandidat Falk Janke seine wichtigsten Ziele in Angriff nehmen. „Das ist unser Schulbauprogramm, das wir angehen wollen“, sagte der parteilose Einzelbewerber der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies auch auf die Themen Wohnen und Polizei – und das Stadtfest Anfang September.

Der 34-jährige Nitz lag am Sonntag nach dem vorläufigen Ergebnis der Stadt mit 68,5 Prozent deutlich vor Janke, der auf 31,5 Prozent kam. Damit stellt die AfD in Brandenburg weiter keinen hauptamtlichen Bürgermeister. Nitz zeigte sich erleichtert. „Ich freue mich ganz besonders, dass ich alle Wahllokale gewonnen habe“, sagte er. Nitz verwies darauf, dass er auch in dem Wahllokal in Jankes Wohnort vorn liege.

Seit vergangenem Jahr ist Nitz erster stellvertretender Bürgermeister in Seelow. Im Wahlkampf wurde er im Stadtparlament von allen Fraktionen außer der AfD unterstützt: von der Linken, der SPD und Heimat-Kultur-Sport/CDU/FDP. Seelows bisheriger Bürgermeister Jörg Schröder war im April überraschend gestorben.

Janke, der AfD-Fraktionschef in der Stadtverordnetenversammlung ist, setzte sich im Wahlkampf für einen Stopp des Zuzugs von Migranten, den Erhalt des Krankenhauses und sichere Schulen ein. Den Vorwurf rechtsextremer Tendenzen wies er zurück. Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hatte Janke beim Wahlkampfabschluss unterstützt.

Bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus im Oktober 2022 hatte sich Tobias Schick von der SPD gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Lars Schieske durchgesetzt. Bei der Stichwahl der Landratswahl in Oder-Spree gewann SPD-Kandidat Frank Steffen im Mai knapp gegen AfD-Kandidat Rainer Galla.

Der Verfassungsschutz beobachtet die AfD Brandenburg seit 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall. Die AfD hält die Einstufung für falsch. In Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt ist seit vergangenem Mittwoch der hauptamtliche Bürgermeister Hannes Loth von der AfD offiziell im Amt.

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8 Kommentare

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  • Wenn die AfD über 30 % erzielt ist das wohl kein Grund zu feiern.

  • Die 30% müssen relativiert werden - leider steht dort nichts über die Wahlbeteiligung. Es sind nicht 30 von 100. Aber genauso schlimm sind die Gleichgültigen Nichtwähler, finde ich.

  • ...meine Aussagen bzgl. Deutschland bleiben unverändert:

    Wenn über 30% der Bürger Nazis wählen, dann sieht man sehr deutlich, dass "nie wieder" die größte Lüge dieses Landes ist.

    Dass man in Deutschland nicht nur auf dem rechten Auge blind ist, sondern buchstäblich kein rechtes Auge besitzt, das hat man wieder bei der "Bestrafung" der Stürmung des Reichtages gesehen - läppische Geldstrafe, das war's.

    Man stelle sich vor, die "Letzte Generation" hätte dies getan.



    Hätte man diese dann wieder in Stammheim eingesperrt und wie Terroristen behandelt?



    (sowas Ähnliches hat man ja bereits in Bayern getan, soviel zum Realitätscheck)

    Und wie man gern mit linksradikalen Terroristen im Gefängnis umgeht, das weiß man noch unlänglich aus den 70ern und der RAF.



    Damals rief die CSU sogar nach der Todesstrafe. (Strauß)

    Sind jedoch die Täter rechtsradikal, dann versagt man in Deutschland zu 100%.



    Die Hinrichtung in der Tankstelle durch den Querdenkerterroristen ist immer noch nicht als "rechtsradikaler Terroranschlag" eingestuft worden, das unglaubliche Versagen rund um den NSU brauche ich wohl hier nicht weiter ausführen.

    Und jetzt sind Nazis wieder in der Gesellschaft angekommen weil man in diesem Land Nazis duldet und sogar zu Talkshows einlädt.

    Tja....

    Bin mal gespannt ob diese kritischen Worte wieder nicht gedruckt werden oder ob es dann tatsächlich mal den Weg findet.

    • @Tyramizou:

      Volle Zustimmung!

  • Bei 31.5% AgD kein echter Grund zum Feiern, finde ich.

    • @TheBox:

      Grund zum Feiern ist die Einigkeit der (eher) demokratischen Parteien.

      Die ist in Brandenburg keine Selbstverständlichkeit: CDU-Landeschef Jan Redmann will eine Brandmauer zwischen Union uind Grünen/Lihnkspartei, und schwurbelt AfD-anschlussfähigen Stuss zusammen ("Wenn eine alleinstehende Verkäuferin auf dem Dorf hört, ihre neue Hybridheizung soll 30.000 Euro kosten, dann hat diese Frau schlaflose Nächte.", "womöglich erst in 10 oder in 15 Jahren", "kann aber schon nach 15 Jahren enden", "werden nicht viele davon verkauft worden sein", "Faktisch bleibt fast jeder hier", und den allergrößten Witz: die CDU sei "staatstragend", nehme "die Demokratie ernst", betrachte Parlamente nicht als Selbstbedienungsladen, und verschleppe nicht etwa seit Jahrzehnten nötige Modernisierungsmaßnahmen sondern entwickle "Lösungen, die in der Praxis funktionieren").



      Spekulative Panikmache, Märchen aus'm Paulanergarten, Hetze gegen Geflüchtete, Aufforderung zum Bruch der Menschenrechte, und die ganze schwarzbraune Gülle garniert mit dem angeblichen Vorzeigeprojekt Tesla, als sei das kein Hire-and-fire-Subventionsgrab.

      Das ist die offizielle Linie der Union in Brandenburg. Und da kann man sich durchaus freuen, dass zumindest die CDU Seelow den Schuss ein bisschen gehört hat, und im Ernstfall für die Demokratie einsteht - im Gegensatz zu Redmann, dem das "tiefe Bedauern", dass er nächstes Jahr "leider" mit der AfD koalieren "muss", um einen "Linksruck" zu verhindern, schon heute aus jeder Zeile seines Gishgallopp (de.wikipedia.org/wiki/Gish-Galopp) suppt.

      (Brandenburg ist evtl das einzige Bundesland, wo *alle* Parteien - sogar die Grünen - massiv an die AfD verloren haben. Wenn also irgendwo in Deutschland Grüne und CDU buchstäblich im selben Boot sitzen,. dann dort.



      Aber Redmann so: "Wir wünschen uns selbstverständlich eine Landesregierung, an der Linke und Grüne nicht beteiligt sind."



      Und deswegen sollen all die Nazischläger brav CDU wählen. Nee, is klar.)

    • @TheBox:

      Und wo ist das Problem.



      Es kann nur einer gewinnen, wollen wir hoffen, daß alles mit rechten Dingen zugegangen ist 😆😆😆

      • @Tommaso Giny:

        Seit Jahren sind Nazis wieder wählbar, sind wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, mit samt ihrem Rassismus, Hass gegen Homosexuelle, Hass gegen Transmenschen, Hass gegen Alles und Jeden, der nicht der Nazi-Norm Marke 1938 entspricht.

        Dieser Hass ist bereits mehrfach in Gewalt umgeschlagen, sogar in mehreren Terroranschlägen.

        Und du siehst dabei kein Problem?

        seriously?!