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Bürgermeister beim Drogen-KonsumCrowdfunding für Video erfolgreich

Das Newsportal „Gawker" hat die 200.000 Dollar für den Film, der Torontos Stadtvater beim Crack-Rauchen zeigt, zusammen. Die Anbieter des Clips fehlen.

Noch kommt Rob Ford mit seinem Bürgermeister-Ausweis aus dem Parkhaus. Bild: ap

Am Dienstag feierte Torontos Bürgermeister Rob Ford seinen 44. Geburtstag, aber so richtig gute Stimmung dürfte bei dem umstrittenen Stadtoberhaupt nicht aufgekommen sein angesichts der Affäre um ein Video, das ihn angeblich beim Rauchen von Crack Cocaine zeigt.

Das US-Online-Portal Gawker hatte eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um den Film, der sich noch in den Händen seiner Macher befinden soll, käuflich zu erwerben. Diese wollen nämlich 200.000 Dollar haben – Geld, das sie bräuchten, um nach der Video-Veröffentlichung Toronto zu verlassen und sich woanders eine neue Existenz aufzubauen. Tatsächlich kam am Montag das notwendige Geld zusammen.

Das Problem ist nur, dass der Kontakt zwischen Gawker und den Besitzern des Videos inzwischen wohl abgerissen ist. Nun kann es sein, dass die 200.000 Dollar an eine Drogeninitiative fließen werden und das Video niemals mehr das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird.

Lange brauchte der Bürgermeister, bis er zu den Gerüchten über das Video öffentlich Stellung nahm. Der Videoskandal ging derweil durch die internationale Presse, und sorgte für Gespött in den US-Late-Night-Shows. Ford dementierte aber die Existenz des Films und bestritt, je Crack Cocaine konsumiert zu haben.

Allerdings entließ er im Zuge der Affäre erstmal seinen Büroleiter. Und am Montag reichten zwei Mitarbeiter seines Pressestabs ihre Kündigung ein.

Als er diese Personalie auf einer Pressekonferenz zu verkünden hatte, versuchte er Normalität zu suggerieren. Er kam aber nicht umhin, sich gleichzeitig für ausfällige Bemerkungen über diejenigen, die da gerade vor ihm saßen, zu entschuldigen. Am Sonntag hatte er in einer wöchentlichen Radioshow, die er und sein Bruder, der Ratsherr Doug Ford, selbst betreiben, Journalisten als einen „Haufen von Maden“ verunglimpft.

Verwickelt in einen Mord?

Dass Ford so heftig gegen die Medien wettert, hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass diese gerade sehr intensiv in seiner Familiengeschichte gegraben haben. Die kanadische Zeitung Globe and Mail veröffentlichte einen großen Artikel über angebliche Verstrickungen mehrerer Clanmitglieder in den lokalen Drogenhandel. So soll Doug Ford in den 80er Jahren ein umtriebiger Haschisch-Dealer gewesen sein. Einem weiteren Bruder warfen die Strafbehörden die Mitbeteiligung an einer Entführung im Drogenmilieu vor.

Inzwischen hat sich auch die Polizei in die Crack-Video-Affäre eingeschaltet. Sie hat einen Mitarbeiter von Ford vernommen. Der konkrete Anlass dazu blieb allerdings im Dunkeln, weshalb die Medien spekulierten, es könne sich um Fords Verwicklung in den Mord an dem 21-jährigen Anthony Smith handeln.

Auf einem Foto, das Gawker und andere Medien veröffentlicht hatten, ist er an der Seite eines angeheiterten Rob Ford zu sehen. Im März wurde Smith erschossen. In den Medien wird nun gar gerätselt, ob er nicht etwas mit dem Video zu tun gehabt haben könnte. Die Polizei dementierte aber inzwischen einen Zusammenhang zwischen der Befragung und dem Mordfall.

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4 Kommentare

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  • HS
    homeland security

    Wieso kann überhaupt ein Europäer Bürgermeister sein?

     

    Indian Land For Indian People!

     

    -Homeland Security

    Fighting Terrorism Since 1492

  • H
    hwester

    Halten wir uns an die Fakten: Irgendjemand diffamiert ohne jegliche Belege einen Politiker und Berufskomiker sowie politsche Gegner delektieren sich daran. Bei Google wird dessen Name sicherlich bereits mit dem Suchvorschlag "Cack" verlinkt. Das erinnert doch sehr an die Rotlichtaffaire von Frau Wulff oder den Bestechungsskandal ihres Gatten. Was wurden damals von Journalisten jegilcher Couleur Krokodilstränen vergossen, auch hier in der taz. Doch gelernt hat man offensichtlich nichts dabei - wenn es ein noch so abstruses Gerücht um einen politischen Gegener gibt, wird munter weiter denunziert.

  • AT
    Anro Tzakanides

    Hannah Arendt sagte einmal sinngemäß: Es ist nicht so schlimm, dass die führenden Politiker moralische Schweine sind, sndern, dass es geradezu die Voraussetzung ist, um ein hohes politisches Amt zu erreichen.

  • J
    JadotA

    Ach wo!

    Es ist wieder so ein blöder Zufall.

    Der Opfer hätte von einem Mord nicht zu profitieren gehabt.

    Höchstens am Leben.

    Aber nun wird daraus nichts.

    Wetten daß er tot bleibt?

    Und Ford dicker wird?