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Bürgerkrieg in SyrienVor dem Showdown in Baath City

In Südsyrien gerät die Armee gegenüber Aufständischen in Bedrängnis. Der Schlüssel zum Erfolg: mehr Kooperation zwischen den Rebellengruppen.

Der Grenzübergang Kuneitra zwischen Syrien und Israel Bild: reuters

BERLIN taz | Anders als im Norden Syriens erzielen unterschiedliche Gruppen bewaffneter Oppositioneller im Süden des Landes derzeit militärische Gewinne. In der nordwestlichen Provinz Idlib wurden Rebellengruppen Anfang November von der Al-Nusra-Front, dem syrische Al-Qaida-Ableger, vertrieben. In der ehemaligen Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden werden die von Rebellen gehaltenen Stadtviertel weiterhin mit Fassbomben angegriffen, während die Regierungsarmee den Ring um diese Gebiete enger zieht.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kam es am Sonntag zu schweren Gefechten zwischen der Regierungsarmee und Rebellen, als Letztere versuchten, die seit Monaten belagerten Orte Nubol und Sahraa in Nordsyrien einzunehmen. Auch die Al-Nusra-Front beteiligte sich laut AFP an den Gefechten.

Südlich der Hauptstadt Damaskus, in den Provinzen Kuneitra an der Grenze zu Israel und in der Provinz Deraa an der Grenze zu Jordanien, bringen die Rebellen hingegen derzeit mit mehreren Offensiven offenbar die syrische Armee in Bedrängnis. Berichten zufolge eroberten sie mehrere Ortschaften und Militäranlagen, darunter die der Brigade 82, einer der größten des Landes. Zugleich unterbrachen sie Versorgungslinien der Armee und kontrollieren nun Verbindungsstraßen in der Region, während das Militär gezwungen ist, Umwege über ländliche Gebiete zu nehmen, wie die Nahost-Webseite al-Monitor berichtete.

Ende vergangener Woche griffen Kämpfer der Al-Nusra-Front und andere Rebellengruppen dann Baath City in der Provinz Kuneitra an. Die Stadt ist benannt nach der in Syrien herrschenden Partei. Die Aufständischen konnten laut Reuters zumindest zeitweise in die Stadt eindringen.

Baath City ist die letzte wichtige Bastion der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in der Provinz Kuneitra. Diese grenzt an die von Israel besetzten Golanhöhen. In der Provinz kontrollieren die Assad-Truppen nur noch Baath City und den Nachbarort Chan Arnaba. „Sollten sie fallen, hätten die Rebellen die zweite Provinz nach Rakka unter ihre Kontrolle gebracht“, sagte Abu Said Dscholani, ein Aktivist in der Region.

Vormarsch Richtung Damaskus möglich

Mit ihrem Vormarsch weiteten die Rebellen die Kontrolle über ein Gebiet im Süden Syriens aus, das in der Nähe der Golanhöhen und Jordaniens liegt. Zudem ist die Hauptstadt Damaskus, Machtbasis Assads, nur rund 70 Kilometer entfernt. Die Rebellen planen möglicherweise, sich einen Weg nach Damaskus freizukämpfen, um sich mit den dortigen Aufständischen zusammenzuschließen.

Die im Süden kämpfenden Rebellengruppen umfassen ein weites Spektrum von der Al-Nusra-Front und der salafistischen Ahrar al-Scham bis zu der von den USA unterstützten Südfront und der Syrischen Revolutionären Front, die der Freien Syrischen Armee nahesteht. Es kooperieren jeweils mehrere Gruppen bei einem Angriff. Ein Zusammengehen gemäßigterer Gruppen mit der Al-Nusra-Front ist dabei offenbar, anders als in Idlib, kein Problem.

Im Gegensatz zum Nordosten des Landes, aber auch zu Aleppo, ist der Islamische Staat (IS) im Süden Syriens nicht nennenswert vertreten. Das hat zur Folge, dass die Rebellen nicht in einen Zweifrontenkrieg gegen das Regime in Damaskus und die Dschihadisten verstrickt sind.

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3 Kommentare

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  • " die seit Monaten belagerten Orte Nubol und Sahraa in Nordsyrien einzunehmen" Warum erwähnen Sie nicht das es sich hier um Shiitische Dörfer handelt ? Sollten diese Dörfer fallen werden alle Bewohner abgeschlachtet, nicht weil Sie die Regierung unterstützen ,sonder wegen Ihre Religion.

  • D
    D.J.

    P.S.: O.K., in der Überschrift wäre evtl. ein "in der Baath-Stadt" gerechtfertigt

  • D
    D.J.

    Die Stadt heißt Madinat al-Baath. Es gibt überhaupt keinen Sinn, sie im Englischen wiederzugeben (höchstens in Klammern, um die Bedeutung einer Eroberung für die Islamisten darzustellen).