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Bühne am Badestrand

■ Am Strandbad Wannsee wird Inferno und Paradies gespielt

Das Strandbad wird zur Bühne, das Volk steht sich im Sand die Beine platt und wie im echten Leben schweben die „bedeutenden Personen“ in der VIP-Lounge oben drüber. Alles zu erleben für 15 Mark am kommenden Freitag und an acht weiteren Nächten im Strandbad Wannsee.

Der „Höhepunkt“ des Berliner „Sommernachtstraums“ soll es werden, die „Inferno und Paradies„-Inszenierung. Bilder aus Dantes „Göttlicher Komödie“, Musik aus allen Ecken und Lautsprechern, als Feuerschlepper mißbrauchte Lastkähne und 751 Beteiligte soll es als mixed-pickles-show für alle geben, die Kultur mit rums-bums verknüpfen. Die gesamten Sportruderer dieser Stadt werden als Leuchtkäfer über die nächtlichen Wasser schweben, Feuerwehrboote werden ihre Wasser-Fontänen spucken und Hubschrauber Spiegelfolien dem Volk vorhalten.

3,5Millionen Mark kostet das Spektakel. Der Kultursenator als Veranstalter aber hält sich 'raus. Er überläßt sich der Hilfe der Werbeagentur Flaskamp, die 2,2Millionen Mark einbringt, während der Senat 1,3 Millionen Mark Zuschuß genehmigt. Flaskamp hat wiederum Unterverträge mit rund 40 Unternehmen, darunter Karstadt und Interconti, geschlossen, die für die Verköstigung der jeweils 25.000 Zuschauern sorgt. VIP-Gäste dürfen 200 Mark zahlen und bekommen auf einer besonderen Terrasse Sekt und edle Meeresfrüchte; letztere allerdings nicht aus dem Wannsee.

Ob es beim Zuschuß der öffentlichen Hand bleibt, liegt im Dunkeln. Beim Kultursenator spricht man von einer vereinbarten „Refinanzierung“, falls Überschüsse bei der Veranstaltung anfallen. Näheres wollte man nicht mitteilen und ist wohl auch überflüssig, denn hat man jemals davon gehört, daß bei solchen Veranstaltungen was überbleibt?

Die Zuschauer müssen deshalb auf die Mitnahme eigener Freßpakete verzichten, wie ausdrücklich auf den Eintrittskarten vermerkt ist. Schließlich wollen die Unternehmen im Paradies auch Kasse machen.

Bei der Probe gab's am Wochenende bereits eine Fahnenflucht aus dem Paradies. Die Riesenleinwand, auf die ein überdimensionaler Mond projiziert werden soll, erwies sich als Segel, wollte erst den haltenden Kran mitnehmen, bevor es sich selbstständig entfernte und in einen Baum hockte. Aber bis zum Samstag gibt's Ersatz: und dann dürfen die Berliner in den Mond gucken.

gn

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