■ Buchtip: „Frosch im Hals“
„Frosch im Hals“ ist ein Buch, das an seinen besten Stellen den Atem des Lesers stocken läßt. Dem brasilianischen Autor Luiz Vilela gelingt es, eine Prosa zu komponieren, die mit geradezu musikalischer Rhythmik gegliedert ist. Die Geschichten sind einfühlsam und spannend geschrieben, es sind Kurzgeschichten im klassischen Sinn – schon am ersten Satz lassen sich die Tragödien ablesen, in die die Helden der Geschichte, oft für sie selbst unerwartet, verstrickt werden. Luiz Vilela beschreibt die Geschicke einfacher Menschen. Über seine Heldinnen und Helden lernen wir die brasilianische Gesellschaft von unten kennen.
Es sind die Gefährdungen des Alltags, die die Protagonisten an den Rand drängen und zerbrechen. Da ist zum Beispiel der Junge, der eines Tages als Erwachsener seinem ehemaligen Therapeuten einen Besuch abstattet, um von seinem Freund zu erzählen, der zur selben Zeit wie er bei diesem Therapeuten Patient war, der alleingelassen nach der Therapie nicht mehr weiter wußte und Selbstmord beging ... oder der Fußballspieler, der seinen Gegner in einem entscheidenden Spiel durch ein schweres Foul für immer zum Invaliden macht, so daß dessen vielverspechende Fußballerkarriere, für die Armen in Brasilien eine der wenigen Möglichkeiten nach oben zu kommen, zerstört ist ...
Die Texte leben von den glänzend geschriebenen, fast szenisch inszenierten Dialogen. Ohne moralinsauren Unterton zeigt der Autor die kleinen und großen Wendepunkte im Leben seiner Figuren auf.
Es ist zu hoffen, daß nach diesen Geschichten auch bald einer der großen Romane des Autors ins Deutsche übersetzt wird, mit denen er in Brasilien bekannt geworden ist. Auch die Ausstattung und Gestaltung des Buches in der in Deutschland noch wenig verwendeten französischen Broschur ist liebevoll gemacht. Empfehlenswert: die ideale Reiselektüre! Wolfgang Heyder
Luiz Vilela: „Frosch im Hals“ (Kurzgeschichten); aus dem Brasilianischen ins Portugiesische übersetzt von Ute Hermanns, Babel-Verlag, München 1996, 160 Seiten, 24,80 DM
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