Buchstabenmuseum Berlin muss schließen: A wie ausbuchstabiert
Nach zwei Jahrzehnten schließt das Buchstabenmuseum Berlin am 6. Oktober. Die Suche nach neuen Perspektiven beginnt. Findet sich ein neuer Träger?

Das Original stammte aus den frühen 1980er Jahren, ein Nachbau entstand um 1999. Der Hingucker aber wurde eines Tages abgebaut und gerettet, die „Zierfische“ kamen 2009 ins Berliner Buchstabenmuseum. Dessen Sammlung umfasst rund 3.500 Neonröhren-Buchstaben, einzelne Lettern und komplette Schriftzüge wie „Möbelhaus Kern“.
Sich selbst konnte das Museum allerdings nicht retten: Nach zwei Jahrzehnten schließt es an diesem Montag. Wie so oft ist eine unzureichende Finanzierung das Problem: „Wir haben keine institutionellen oder regelmäßigen Förderungen bekommen“, sagt Gründerin und Leiterin Barbara Dechant. „Jetzt sind wir an einem Punkt, wo es ohne finanzielle Unterstützung einfach nicht mehr geht.“
Trotz des Engagements eines Teams von Ehrenamtlichen sei die Hauptlast an ihr selbst hängen geblieben, sagt Dechant. Getragen wurde das Museum von einem Verein mit 120 Mitgliedern, darunter auch Lucas de Groot, der die „taz“, die Hausschrift dieser Zeitung, entworfen hat. Ein weiteres Problem: die Besucherzahlen hätten sich seit der Corona-Pandemie halbiert, steigende Energie- und Betriebskosten konnten nicht mehr gedeckt werden.
Optionen für die Zukunft
Nach den letzten Öffnungstagen am Wochenende wollen Barbara Dechant und ihr Team verschiedene Optionen für die Zukunft der Buchstaben prüfen. „Wir sind noch am Sammeln der Möglichkeiten“, sagt Dechant. Gesucht wird ein Lager. Und es bliebe die Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch eine Institution findet, die das Buchstabenmuseum weiterführen würde. Bis Ende des Jahres bleibt es in den aktuellen Räumlichkeiten, die sich im S-Bahnbogen 424 in der Nähe des Bahnhofs Bellevue in Mitte befinden.
Konkrete Pläne für einen neuen Standort gibt es bislang nicht. Dechant schwebt eine Lösung vor, die nicht nur aus einem Depot besteht, sondern auch die Möglichkeit bietet, „die Buchstaben teilweise oder ganz auszustellen“.
Bleibt zu hoffen, dass es dazu kommt. Denn die Sammlung hat kulturgeschichtlichen Wert. Bewahren die historischen Schriften von Geschäften, Bahnhöfen oder Institutionen doch ein Stück Stadt-, DDR- und Deutschlandgeschichte. Die Exponate stammen überwiegend aus Berlin, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands, dazu aus Österreich und der Schweiz. (mit dpa)
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