Buchgeburtstag in Berlin: Adel verpflichtet
Prinzessin Petronia sieht die Welt analytisch und stets auch etwas missgestimmt. Eine kleine Audienz anlässlich der Buchpremiere bei Modern Graphics.
Das ganze Weltall vergöttert den kleinen Prinzen, der alles „mit dem Herzen“ sieht – aber keiner beachtet seine Cousine, die missmutige Prinzessin Petronia. Aktuell berichtet der taz Plan von ihrem Leben auf einem winzigen Asteroiden. Nun sind Petronias Abenteuer auch als Buch erschienen. Aus diesem Anlass hat die Prinzessin uns ein Exklusiv-Interview gewährt, in dem sie über Eiweißmoleküle, die vermeintlichen Eskapaden ihrer Großmutter und Krötentunnel spricht.
Eure Hoheit, Prinzessin Petronia, Ihr lebt seit einiger Zeit auf dem Asteroiden W 857 am Rande der Milchstraße. Der scheint recht ruhig zu sein. Warum war er bis zu Eurer Ankunft unbewohnt?
Ruhig? Dass ich nicht lache. Dieser Steinklumpen ist so unglaublich unspektakulär, dass bisher jede lebensfähige Zusammenballung von Eiweißmolekülen auf der Stelle an Langeweile gestorben ist. Ich halte es hier nur durch Trotz aus. Adel verpflichtet und so.
Aber immerhin habt Ihr einen eigenen Planeten. Trotzdem seid Ihr meist schlecht gelaunt. Warum?
Sehen Sie sich hier um. Hier gibt es nichts. NICHTS! Wenn NICHTS irgendjemanden interessieren würde, hätte ich bereits einen Nobelpreis für dessen Erforschung!
Eure Frau Mutter, Petrolia I., Königin des Universums, hat Euch diesen Asteroiden zugewiesen. Ist sie eine gerechte Königin?
Meine Mutti ist die beste Königin des Universums, die es im ganzen Universum gibt! Ihre Gerechtigkeit infrage zu stellen, ist Majestätsbeleidigung! Und sie wird schon noch merken, dass ich ihre einzige Tochter bin und mich in unser Schloss zurückholen … eines Tages.
Petrolia I. regiert, seit Eure Großmutter, Exkönigin Plutonia II., abgedankt hat. Die intergalaktische Klatschpresse hat darüber ausführlich berichtet. Aber noch mal für unsere irdischen Leser und Leserinnen: Was ist passiert?
„Prinzessin Petronia – Buchgeburtstag“: Buchvorstellung & Comic-Lesung, Modern Graphics, Kastanienallee 79, 10. 4., 20 Uhr, Eintritt frei
„Die dicke Prinzessin Petronia“, avant-verlag, 104 Seiten, vierfarbig, Hardcover, ISBN: 978-3-96445-008-1, Preis: 20 €
Mein Opi König Neptus war gerade gestorben, und um sich abzulenken, hat Omi Krocketstunden genommen. Tja, dabei hat sie sich in ihren Trainer Marvin verliebt. Jetzt habe ich einen Stiefopi, der jünger als meine Mutter ist. Kommt in den besten Familien vor. Omi hatte dann einfach keine Lust mehr aufs Regieren und hat den Thron meiner Mutter überlassen. Hat also quasi die Krone mit dem Krocketschläger getauscht.
Das klang damals in Magazinen wie der „Galaxy“ deutlich spektakulärer.
Dass meine Omi diesen Paparazzo mit einem Schirm verprügelt hat, ist frei erfunden. Sie hat sich auch nie als Nazi von der Erde verkleidet. Omi hat sich einfach nur in ihren Krocketlehrer verliebt – das wird sie ja wohl dürfen!
Euer Vater, König Dirk, wurde zusammen mit Eurer Mutter gekrönt, ist aber nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Was macht König Dirk eigentlich?
Katharina Greve lebt als Comic-Autorin, Cartoonistin und Künstlerin in Berlin. Sie zeichnet unter anderem für „Zitty“ und „Titanic“. Bisher erschienen eine Cartoon-Sammlung und vier Graphic Novels von ihr, zuletzt „Das Hochhaus“, ein Gesellschaftsporträt in 102 Etagen, das beim Internationalen Comic-Salon Erlangen 2016 als bester deutschsprachiger Comic-Strip ausgezeichnet wurde.
Mutti macht alles, was wichtig ist: Kriege führen, Gesetze erlassen, neue Sonnensysteme einweihen. Vati meint, das kann sie alles viel besser. Er hat aber neulich einen Krötentunnel auf Trappist 1e eröffnet. Das soll er sehr gut gemacht haben, meinte Mutti, abgesehen von den drei Kröten, die er zertreten hat.
Ihr steht in der Thronfolge auf Platz 1. Nach Euren zwei Tanten kommt auf Platz 4 auch schon Euer Cousin, der kleine Prinz, der …
Das war ja wieder klar! Mal wieder geht es nur um IHN! Sprechen Sie doch direkt mit dem kleinen Schleimer, wenn er Sie so sehr interessiert! Unser Gespräch ist hiermit beendet.
Ich wollte doch nur wissen, ob die Thronfolge in Eurer Familie …
Die Audienz ist beendet!
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel