Browns Wahlgeschenk: Briten ziehen Teil der Soldaten ab
Bis zu 1.000 Soldaten wolle er bis Weihnachten aus dem Süden Iraks abziehen, kündigte der britische Premier in Bagdad an. Die Konservativen kritisieren das als PR-Strategie.
BAGDAD/BASRA afp/rtr/dpa Die britische Regierung will ihren Rückzug aus dem Irak beschleunigen und die Kontrolle über den Süden noch vor dem Jahresende vollständig an irakische Sicherheitskräfte abgeben. Bei einem zuvor nicht angekündigten Besuch in Bagdad und Basra sagte Premierminister Gordon Brown am Dienstag, bis zu 1.000 der derzeit 5.500 britischen Soldaten sollten bis Weihnachten abgezogen werden, die Iraker könnten binnen zwei Monaten die Kontrolle über das gesamte Gebiet um Basra übernehmen. Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki erklärte im Gegenzug, die eigenen Sicherheitskräfte seien "absolut bereit" zu der Wachübernahme.
"Ich glaube, dass die britischen Streitkräfte bis zum Jahresende von 5.500 auf 4.500 reduziert und bis Weihnachten 1.000 unserer Soldaten für andere Zwecke nach Großbritannien zurückgebracht werden können", sagte Brown in Bagdad. Zudem wolle die britische Armee möglicherweise binnen zwei Monaten die Kontrolle über die Umgebung von Basra an die Iraker zurückgeben. In Basra selbst, der zweitgrößten Stadt des Landes, hatte die britische Armee bereits Anfang September ihr Hauptquartier geräumt; die Soldaten hatten einen Luftwaffenstützpunkt außerhalb der Stadt bezogen.
Brown traf auch mit dem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak, General David Petraeus, und mit US-Botschafter Ryan Crocker zusammen. Die Regierung in Washington erklärte, sie habe kein Problem mit dem weiteren britischen Truppenabzug. Die britischen Konservativen, die derzeit in Blackpool einen Parteitag abhalten, kritisierten Browns Besuch als Publicity-Coup. Der Premierminister habe lediglich den "Foto-Termin" wahrnehmen wollen, beim Parteitag seiner Labour-Partei in der vergangenen Worte aber nur wenige Worte über den Irak verloren, sagte der Verteidigungs-Experte der Tories, Liam Fox.
Brown sagte der irakischen Regierung weitere Hilfe beim Wiederaufbau zu. So solle in Basra eine Behörde für Entwicklung und Investitionen eingerichtet werden, mit der Jobs geschaffen und für mehr Sicherheit gesorgt werden könne. Maliki erklärte, die Iraker wollten "sobald wie möglich" die Kontrolle über die Süd-Provinzen übernehmen. Dafür stünden "sehr gut ausgebildete Einheiten bereit".
Browns Ankündigung nährt Spekulationen, dass er bald vorgezogene Wahlen ausrufen könnte. Angesichts einer breiten Ablehnung des Irakeinsatzes in der britischen Bevölkerung dürfte sich der Vorsprung von Brown in den Umfragen wegen der Abzugspläne weiter erhöhen. Der Premier wollte dazu aber keine Stellung nehmen: "Das erste, an das ich heute denke, ist die Sicherheit unserer Truppen und wie wir den Irak demokratisieren können", sagte er. Seit Jahresbeginn sind im Irak 41 britische Soldaten ums Leben gekommen.
Die Gewalt im Irak konzentrierte sich am Dienstag vor allem auf die Provinz Diyala nördlich von Bagdad, in der sowohl Sunniten als auch Schiiten, Kurden und Turkemen leben. Bei mehreren Anschlägen kamen insgesamt 13 Menschen ums Leben; zehn weitere wurden verletzt. In Bagdad starben bei Sprengstoffanschlägen vier Menschen, 15 wurden verwundet.
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