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Britisches Königshaus streicht TitelSkandalprinz Andrew ist nur noch schnöder Prinz

Der Duke of York ist keiner mehr. Kurz vor einer explosiven Buchveröffentlichung verliert der britische Prinz Andrew seine roialen Titel.

Grinst gern zum falschen Zeitpunkt: Prinz Andrew am Ende der Totenmesse für die britische Duchess of Kent in London, 16. September Foto: Toby Melville REUTERS

taz | Prinz Andrew, das 1960 geborene dritte Königskind der verstorbenen britischen Queen Elizabeth II, füllt gerade wieder mal die Zeitungen in Großbritannien. Am Freitagabend kündigte der Prinz an, dass er auf die Verwendung seiner verbleibenden Titel verzichte, darunter sein Herzogtitel als Duke of York.

Hintergrund ist Andrews Beziehung zu Jeffrey Epstein, Milliardär und verurteilter Kinderschänder, der 2019 in US-Haft Suizid begann. Über diese Beziehung soll der Prinz, so behauptet Virginia Giuffre, eines der vielen von Epstein missbrauchten Mädchen, jahrelang gelogen haben. Als sie erst 17 war, soll Epstein sie dreimal zu Geschlechtsverkehr mit Andrew gezwungen haben. Der Prinz streitet dies vehement ab, aber ihre in wenigen Tagen erscheinenden posthumen Memoiren – sie hat mittlerweile ebenfalls Suizid begangen – macht seine Version wohl unhaltbar.

Prinz Andrew war einst ein gefeiertes Mitglied der britischen Königsfamilie, angebliches Lieblingskind der Queen. Anerkannt war vor allem sein Einsatz als Hubschrauberpilot im Falklandkrieg 1982. Andrew machte aber auch Schlagzeilen aufgrund seiner Ehe und letztendlichen Scheidung von „Fergie“, Sarah Ferguson, mit der er zwei Töchter hat. Andrew und Fergie teilen sich trotz der Scheidung bis heute einen 30-Zimmer-Palast, das „Royal Lodge“ in Windsor.

Nach seinem Militäreinsatz nahm der Prinz zahlreiche Rollen für gute Zwecke ein und agierte als königlicher Handelsgesandter. Nach außen gab sich der Prinz aber als privilegiert und arrogant, Politiker und Journalisten empfanden seine Präsenz bei offiziellen Anlässen meist eher als peinlich.

Spaziergang mit dem Kinderschänder

Andrews Sorgen begannen 2010, als ein Foto von ihm mit Epstein bei einem Spaziergang in New York erschien, obwohl Epstein 2008 als Kinderschänder verurteilt worden war. Seinen eigenen Angaben nach hatte er Epstein vier Tage lang besucht, um „ehrenhaft“ den Kontakt mit ihm abzubrechen. Ein Jahr später gab es aber weitere Enthüllungen, darunter über Darlehen von Epstein an Fergie sowie ein Foto von Andrew aus dem Jahr 2001 mit dem Arm um die Taille der damals minderjährigen Virginia Giuffre. Andrew war gezwungen, seine Aufgabe als Handelsgesandter aufzugeben.

2019 wollte sich Andrew in einem BBC-Interview rehabilitieren, was ihm nicht gelang: Er behauptete, dass das Foto gefälscht sei und er keinerlei Erinnerung habe, Giuffre je getroffen zu haben. Er musste daraufhin weitere Aufgaben beenden. 2021 verklagte Giuffre den Prinzen wegen Kindesmissbrauchs; ein Jahr später führte eine mutmaßlich millionenhohe Abfindung von Andrew an sie zur Einstellung des Verfahrens gegen ihn. Seine Familie macht öffentlich einen großen Bogen um ihn.

Neu ist seit Freitag, dass Andrew nicht mehr als Herzog anzusprechen ist. Er bleibt jedoch als Sohn der verstorbenen Queen ein Prinz. Inzwischen ist bekannt geworden, dass Andrew den Kontakt mit Epstein entgegen vorheriger Angaben nicht 2010 abgebrochen hat.

In einer E-Mail schrieb er ihm 2011: „Es sieht so aus, als wären wir darin gemeinsam und müssen uns darüber hinwegbewegen. Ansonsten bleibe im engen Kontakt. Wir werden bald wieder zusammen spielen.“ Außerdem soll Andrew 2011 ein polizeiliches Mitglied seines Sicherheitsteams beauftragt haben, Belastendes über Giuffre zu finden.

Am Dienstag erscheinen Giuffres Memoiren. Dort, so heißt es in Vorabberichten, schildert sie, wie Andrew nach dem Sex „Danke“ sagte. Er habe den Geschlechtsakt mit ihr als sein natürliches Recht qua Geburt angesehen.

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