piwik no script img

Britischer Flughafen GatwickZwei Festnahmen nach Drohnenflug

Die Polizei nimmt nach den Drohnen-Störaktionen am Flughafen Gatwick zwei Verdächtige fest. Sind sie wirklich die Täter – und was könnte ihr Motiv sein?

Reisende am Flughafen Gatwick Foto: dpa

London dpa | Nach der Festnahme zweier Verdächtiger kehrt der durch umherfliegende Drohnen lahmgelegte Londoner Großflughafen Gatwick langsam wieder zum Normalbetrieb zurück. Im Laufe des Samstags sollten 757 Flüge mit mehr als 124.000 Passagieren abgefertigt werden, bestätigte ein Flughafensprecher der Deutschen Presse-Agentur. Das tagelange Chaos führte aber auch am Vormittag noch zu Verspätungen und Ausfällen. Viele Passagiere, die endlich in die Weihnachtsferien starten wollten, waren erschöpft und frustriert.

Wenige Stunden zuvor hatte die Polizei zwei Verdächtige festgenommen, die möglicherweise für die gezielten Störaktionen verantwortlich sind. Der Mann und die Frau waren am späten Freitagabend „in der Gegend von Gatwick“ festgesetzt worden, teilte die Polizei in der Grafschaft Sussex mit. Details zur Festnahme veröffentlichte die Polizei zunächst nicht. Augenzeugen und andere Hinweisgeber sollten sich an die Polizei wenden.

Von einem terroristischen Hintergrund waren die Behörden bislang nicht ausgegangen. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass eine ausländische Regierung ihre Finger im Spiel habe, sagte ein Polizeisprecher am Freitag vor Bekanntgabe der Festnahmen. Nicht ausschließen wollten die Ermittler zu diesem Zeitpunkt, dass es sich bei den Tätern um radikale Umweltschützer handeln könnte.

In den vergangenen Tagen waren rund 40 Mal Drohnen über dem Airport gesichtet worden. Insgesamt waren deswegen seit Mittwochabend etwa 1.000 Flüge ausgefallen oder umgeleitet worden. Betroffen davon waren dem Flughafensprecher zufolge circa 140.000 Passagiere. Viele Reisende waren am Airport gestrandet und schliefen auf dem nackten Boden – beziehungsweise Kranke in Rollstühlen. Gatwick ist der siebtgrößte Flughafen Europas und der zweitgrößte nach London-Heathrow in Großbritannien.

Es kann nicht sein, dass Drohnen einen essenziellen Teil unserer nationalen Infrastruktur auf diese Art lahmlegen

Airport-Geschäftsführer Stewart Wingate

Nach Polizeiangaben wurden „erhebliche Kräfte mobilisiert“, um die Drohnen und die Verantwortlichen hinter den Störaktionen ausfindig zu machen. Doch gingen die Störmanöver trotz eines Großeinsatzes mit Hubschrauber, Scharfschützen und Spezialgerät der Armee weiter. Zwar konnte am Freitagmorgen der Flugbetrieb nach 36-stündigem Stillstand wieder aufgenommen werden, abends wurde aber erneut eine Drohne entdeckt. Wieder wurde vorübergehend das Flugfeld gesperrt.

Airport-Geschäftsführer Stewart Wingate sprach von einer „präzise geplanten Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen“. Für Luftfahrtbranche und Behörden sei dies ein Warnschuss. „Es kann nicht sein, dass Drohnen einen essenziellen Teil unserer nationalen Infrastruktur auf diese Art lahmlegen“, erklärte Wingate. „Das ist offenkundig eine relativ neue Technik, und wir müssen gemeinsam über richtige Lösungen nachdenken, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann.“

Auch in Deutschland sind Zwischenfälle mit Drohnen ein wiederkehrendes Problem. In den vergangenen Monaten haben sie sogar deutlich zugenommen: So wurden nach Angaben der Deutschen Flugsicherung bis einschließlich November 152 Fälle gemeldet, bei denen Verkehrsflieger durch Drohnen behindert wurden, die gefährlich nah an Flughäfen oder auf der Strecke auftauchten. Im bisherigen Rekordjahr 2017 waren es dagegen nur 88 gewesen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • fliegen ist sehr klimaschädlich.darum sollten alle flughäfen geschlossen werden.