„Brigitte“ mischt im Wahlkampf mit: Göring-Eckardt und die Machos
Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ lädt Politikerinnen zum Live-Talk. Die Grüne Katrin Göring-Eckardt erzählt von ihrer „völlig machofreien Partei“.
BERLIN taz | „Bei uns wird nicht abends bei Wein und Pizza hin- und hergeschoben, welcher Mann es wohl wird“, sagt Katrin Göring-Eckardt. Sie sitzt auf einer Bühne, zwischen zwei pinken Bannern des Frauenmagazins Brigitte. „Wir sind eine völlig machofreie Partei.“ Der halbvolle Saal des Maxim Gorki Theaters in Berlin hallt vor Gelächter.
Mit der Veranstaltung ist am Wochenende die Gesprächsreihe „Brigitte Live“ gestartet, mit der das Frauenmagazin erstmals so richtig in der Bundestagswahl mitmischen will. Dabei befragt die Chefredakteurin des Hefts die Spitzenkandidatinnen natürlich nicht nur zu deren Wahlprogramm, sondern lässt es auch menscheln.
Am Sonntagvormittag war aus aktuellem Anlass das Fehlverhalten von Rainer Brüderle (FDP) eines der zentralen Themen. Sie sei „erschüttert“, so Göring-Eckardt, was man in der Debatte zu hören bekomme. Sätze wie: Was macht eine Journalistin auch nachts in der Hotelbar?
„Das war ein Übergriff“, sagt Göring-Eckardt. „Es geht nicht, auf diese Art miteinander umzugehen.“ Statt den Artikel als Kampagne gegen die FDP abzutun, solle sich Brüderle entschuldigen.
Lieber Kräutertee statt Alkohol
Im weiteren Gespräch gibt Göring-Eckardt die bodenständige Kümmerin, die mit Techno nichts anfangen kann und lieber Kräutertee trinkt statt Alkohol. In der Bildungspolitik stehe das Wohl des Kindes im Mittelpunkt, sagt sie, nicht der Wettbewerb unter den Ländern.
Fehler in der Vergangenheit gibt sie offen zu, etwa dass Rot-Grün damals das Schulessen für Kinder in den Hartz-IV-Regelsatz eingepreist habe – ohne jedoch davon abzurücken, dass sie Entscheidungen immer mit einer korrekten Grundhaltung getroffen habe. „Manchmal musste ich aber feststellen, dass das Menschenbild, alles frei zu entscheiden, nicht immer zum wirklichen Leben passt“, sagt Göring-Eckardt.
„Keine Angst vor Öffentlichkeit“
Sie ist eine Frau, die sich nach dem Mauerfall zunächst nicht den Grünen anschloss, da die bei ihrem ersten Besuch Zigaretten rauchten und darüber stritten, ob man Wahlplakate an Bäume nageln darf oder nicht. Eine Frau, die sich abends Block und Stift neben das Bett legt, wenn sie Angst hat, etwas zu vergessen.
Selbst dem Diäten- und Tatort-Tratsch, bei dem manche Zuhörer heftig den Kopf schütteln, hält sie beim Brigitte-Talk am Sonntag stand. Nur bei der Frage zu ihrem strengen Vater, einem Tanzlehrer, zupft sie sich an der Hose. Er habe etwa darauf bestanden, dass sie vor seinen Tanzschülern auf hohen Absätzen quer durch den Tanzsaal stöckelte und wieder zurück. „Jetzt hab ich keine Angst mehr vor Öffentlichkeit“, sagt sie und lacht.
Die nächsten Gäste beim Brigitte-Wahltalk sind Sahra Wagenknecht und Angela Merkel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann