: Bremerhaven, wir kommen!
Vorauseilender Jahresrückblick: Immer mehr Menschen zieht es 2026 in die Pleitestadt an der Nordsee, die plötzlich stark im Aufwind ist. Mit Hamburg dagegen geht es bergab, am Schluss ist sogar Klaus-Michael Kühne pleite
1. Januar: Beim Hamburger Neujahrsempfang auf der großen Treppe des Rathauses erklärt Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), die Mieten in Hamburg seien bezahlbar. „Unsere Daten haben gezeigt, dass es bei uns keinen Mietwucher gibt“, so der Bürgermeister. Es seien beim eigens eingerichteten Mietwucher-Meldeportal im vergangenen Jahr zwar über 100 Beschwerden eingegangen, aber keine einzige sei verfolgt worden.
14. Januar: Bremerhaven will sein Image als eine der ärmsten Städte Deutschlands abschütteln und beschließt, seine Einnahmen zu erhöhen. „Wir haben 20.000 leer stehende Wohnungen in der Stadt“, so der langjährige Bürgermeister Melf Grantz (SPD) bei der ersten Stadtverordnetenversammlung des Jahres. „Die liegen rum wie faule Fische, die wir aber noch verhökern können!“
16. Januar: Eine Woche vor dem Lokalderby gegen den HSV ist beim FC St. Pauli mehr als die halbe Fußballmannschaft in Streik getreten. Die Profis klagen über die hohen Mieten, sie könnten sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten. „Ich bin ja einiges gewohnt, aber so was wie in Hamburg habe ich noch nicht erlebt“, klagt Wortführer James Sands, der vom New York City FC kommt.
20. Januar: Bremerhaven steht vor der Insolvenz. Schon 2025 wurden Blumenbuketts gestrichen und die Schulreinigung gekürzt, jetzt kommen weitere Maßnahmen: Nur noch das harte Klopapier auf öffentlichen Toiletten im Rathaus; keine Heizung mehr in Schwimmbädern. 73.000 Euro soll das bringen, es fehlen noch weitere 4 Millionen.
23. Januar: Weil die erste Mannschaft streikt und die zweite sich weigert einzuspringen, muss Trainer Alexander Blessin die Blindenfußball-Abteilung des Clubs für das Derby um Hilfe bitten. Serdal Celebi (Tor des Monats 2018. Sie erinnern sich?) spielt mit 41 Jahren immer noch und opfert sich für den Verein. Der Schiedsrichter entscheidet kurz vor Anpfiff, dass alle anderen Spieler wegen der Chancengleichheit mit Augenbinde spielen müssen. St. Pauli gewinnt mit 11:0 – Celebi erzielt alle 11 Tore, weil kein Spieler außer ihm mit dem feinen Glöckchen im Ball etwas anfangen kann.
7. Februar: Weil auf dem Hamburger Wohnungsmarkt kein WG-Zimmer für unter 1.000 Euro mehr zu bekommen ist, besetzen Student*innen die unteren 15 Etagen des sogenannten Scholz-Towers am Eingang der Hafencity. Der Zuschlag für das Hochhaus war vom ehemaligen Bürgermeister und späteren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dem österreichischen Investor René Benko zugeschlagen worden, der später pleite ging. Die Student*innen dichten die leerstehenden Fensteröffnungen mit Bauplanen ab, Hamburger Mäzene spenden Heizstrahler gegen die Kälte.
22. Februar: Das Autonome Jugendhaus im schleswig-holsteinischen Bargteheide brennt. Schon wieder ein Anschlag von Neonazis! Kein Problem, diesmal ist alles anders als in den vergangenen Jahren: Die Jugendlichen haben aus alten Durstlöschern und kaputten Smartphones einen Generator gebastelt, der die Energie des Feuers in grünen Strom umwandelt. Er fließt in die automatische Löschanlage und das nächste Punkkonzert. Den Nachhaltigkeitspreis, den Robert Habeck ihnen Ende des Monats verleihen will, lehnen sie aus politischen Gründen ab.
1. März:Die neue Trinkwasser-Überwachungsstrategie des Landes Schleswig-Holstein fördert zutage, dass die Belastung mit nicht abbaubaren Ewigkeitschemikalien weit über den zulässigen Grenzwerten liegt. Bis zum Einbau geeigneter Filteranlagen muss sämtliches Wasser aus Skandinavien importiert werden, vor dem Verzehr von Obst und Gemüse wird gewarnt. Weil auch die Fischerei mangels Fischen in Nord- und Ostsee darniederliegt, hat Landeswirtschaftsministerin Cornelia Schmachtenberg (CDU) nichts mehr zu tun, das Ministerium wird geschlossen.
15. März: Die Eisbären Bremerhaven steigen wieder in die erste Bundesliga auf und entfachen ein Basketball-Hype in der Stadt, sodass sich kaum jemand noch für den ebenso erstklassigen Eishockeyclub Fischtown Pinguins Bremerhaven interessiert. Der spontane Böhmermann-Song „Bremerhaven – wo die Eisbären niemals schlafen“ steigt aus dem Stand zur Nummer 1 der bundesweiten Charts auf. „Du Stadt am Meer, ich lieb dich ja so sehr. / O- o-o-o-o-o, Du Stadt mit Zoo-o-o-o-o-o“ tönt es bundesweit aus dem Radio.
1. April:Im Block-Prozess um die Entführung der Kinder der Hamburger Steakhaus-Erbin Christina Block kommt es zu einer faustdicken Überraschung: Familienpatriarch Eugen Block (85) gesteht, dass er es war, der die Ex-Agenten des israelischen Geheimdienstes beauftragt hat, seine Enkelkinder aus Dänemark zurückzuholen, wo sie bei ihrem leiblichen Vater lebten. „Mein Wort ist Gesetz“, so Eugen Block zur Vorsitzenden Richterin. „Das wissen Sie wohl nicht.“ Hoch erhobenen Hauptes verlässt er den Gerichtssaal, nur auf einen Gehstock mit silbernem Knauf gestützt.
20. Mai: Zum Jahrestag der Deportation Hamburger Sinti und Roma vom Hannoverschen Bahnhof in der heutigen Hafencity verkündet der Senat, dass er das NS-Dokumentationszentrum am historischen Ort nun selbst finanzieren will. Damit hat man auch dem Immobilieninvestor Harm Müller-Spreer ein Schnippchen geschlagen: Der ehemalige Segelweltmeister wollte der Stadt den Bau zwar schenken, aber schon vorher steuerlich absetzen. Das wollte die Stadt erst mal prüfen und stoppte die Planungen vor einem Jahr.
27. Mai: Hamburgs Senator für Inneres und Sport, Andy Grote (SPD), steht vor dem Kaifu-Freibad und verteilt Schwimmflügel an jene Besucher*innen, von denen er glaubt, dass sie Kinder im schwimmfähigen Alter haben. Dabei gerät er an eine Wasserballmannschaft, die ihn in ihre Mitte nimmt und unter großem Hallo im Becken untertaucht. Grote gilt seitdem als vermisst.
31. Mai: Die Hamburger*innen stimmen über die erneute Olympiabewerbung ihrer Stadt ab – und erteilen dem Senat eine erneute Abfuhr. Schon am Abend meldet sich Bundeskanzler Merz telefonisch bei Bürgermeister Tschentscher und erklärt die Abstimmung für ungültig. „Hamburg bekommt die Spiele. Basta.“ Weil Merz mit dem Einsatz der Bundeswehr droht, ziehen die Mitbewerber Berlin und München zurück, im Ruhrgebiet werden die Schießwettbewerbe ausgetragen.
4. Juni: Die Block-Familie verkauft ihr Nobelhotel Grand Elyssée, um die horrenden Rechnungen für den schillernden Düsseldorfer Strafverteidiger Ingo Bott zu bezahlen. Die Stadt Hamburg nutzt ausnahmsweise ihr Vorkaufsrecht, um in dem Hotel die Familien unterzubringen, die seit Wochen auf dem Schulterblatt in der Sternschanze campieren, nachdem ihre Wohnungen luxussaniert worden sind.
15. Juni: In der letzten Sitzung vor der Sommerpause entscheidet der Bremer Senat, einen Sparkommissar für Bremerhaven einzusetzen: Ulrich Mäurer, Innensenator a. D., bekannt für unkonventionelle Vorschläge und für „Eier aus Stahl“, wie er selbst bei der Pressekonferenz scherzt. Mäurer will die politische Sommerpause nutzen, um Bremerhaven „vom Kopf auf die Füße zu stellen“.
19. Juni:In der Gruppe D der Fußball-Weltmeisterschaft treffen die Mannschaften von Australien und den USA aufeinander und damit auch zwei Spieler des FC St. Pauli: Mannschaftskapitän Jackson Irvine spielt für Australien, sein Teamkollege James Sands für die USA. Erst zwölf Minuten nach Anpfiff fällt auf, dass auf den Trikots der Australier „Palestine“ steht und nicht „Australia“. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel und verlangt, dass die Aussies die Trikots wechseln. Irvine wird sofort ausgewechselt: Nach seinem Auftritt bei einem Rockfestival in Portugal im Trikot des „FC Palestine“ steht er unter Verdacht, die Sache eingefädelt zu haben.
3. Juli: Bürgermeister Tschentscher ist begeistert: Die Deutsche Bahn stellt ihre Pläne für den neuen Bahnhof Hamburg 2030 vor. Beauftragen wird sie den Architekten Jun’ya Ishigami, der, um die Fehler von Stuttgart 21 nicht zu wiederholen, die ganze Anlage zusammen mit einem Wuppertaler Ingenieursbüro auf Säulen zum Schweben bringen will. Damit wird zugleich eine riesige überdachte Halle zwischen Altmannbrücke und Kunsthalle geschaffen, was für die Stadt ein Gewinn sein wird. Damit die Züge dereinst die Steigung zu den auf 40 Metern Höhe befindlichen Gleisen bewältigen können, soll ab ungefähr Hafencity-Uni der Bau einer neuen Trasse quer über die Deichtorhallen in Angriff genommen werden. Zunächst wird dafür jede Verbindung nach Hannover und Bremen gekappt.
James Sands, New York City FC/FC St. Pauli
17. Juli: Noch vor Ende der Sommerpause erklärt der neue Bremerhavener Sparkommissar Ulrich Mäurer seinen Umzug von Bremen nach Bremerhaven: Seine Akzeptanz werde als Seestadtbewohner größer sein. „Wir haben eine schöne Altbauwohnung geschossen, jetzt sind hier nur noch 19.999 Wohnungen zu viel“, scherzt Mäurer in Anspielung auf den hohen Leerstand. „Für die anderen finde ich auch eine Lösung!“
20. Juli: Nach der Fußball-WM lädt der für die USA angetretene St.-Pauli-Spieler James Sands seinen für Australien im Einsatz gewesenen Hamburger Teamkollegen Jackson Irvine nach New York ein und zeigt ihm sein neues 300-Quadratmeter-Loft in der Lower East Side. Grinsend sagt er: „Cheaper than a One-Bedroom-Condo in Steilshoop!“ Sands hat heimlich bei seinem alten Club New York City FC unterschrieben, Irvine denkt nun ebenfalls über einen Wechsel nach. Am Abend treffen sie sich mit dem neuen Bürgermeister Zohran Mamdani und diskutieren einmütig den Nahostkonflikt.
2. August: Auf einer Pressekonferenz erklärt Ulrich Mäurer seinen Plan, sich eine neue ICE-Verbindung nach Bremerhaven von der Deutschen Basketball-Liga bezahlen zu lassen: „Hier müssen Fans anreisen, da muss die Liga ihren Beitrag zahlen. Das bringe ich durch alle Instanzen“, sagt der Bremerhavener Sparkommissar. Die Bahn setzt mit sofortiger Wirkung einen halbstündig fahrenden ICE ein, der von Berlin über München nach Bremerhaven fährt.
7. August:Sparkommissar Ulrich Mäurer war mehrere Tage in Hamburg, um sich mit dem dortigen Kultursenator zu treffen. Zurück kommt er mit einem unterschriebenen Plan: Die „Kunstmigration“. 10.000 mittellose Kreative aus der Kulturbranche sollen mit sofortiger Wirkung nach Bremerhaven umgesiedelt werden. Die abschiebungserfahrenen Bremer Landesbehörden sollen das in einer Nacht-und-Nebelaktion übernehmen. Vor allem junge Künstler*innen sollen die Stadt an der Nordsee nach vorne bringen, so der Plan Mäurers. „Geflüchtete kann ich mir selbst besorgen“, lehnt er ein Zusatzangebot aus Hamburg brüsk ab.
16. August: Offenbar waren – wegen ihrer unbotmäßigen Protestaktion – auch Fußballer des FC St. Pauli von den Umsiedlungen nach Bremerhaven betroffen. „Da gibt’s doch gar kein Fußball“, klagt Vereinspräsident Oke Göttlich.
18. August: Der Rat der Stadt Delmenhorst stimmt jetzt doch dem Antrag der AfD-Fraktion zu, die Antifa zu verbieten. Die Delmenhorster SPD war nach einem Anruf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) umgekippt. „Aus meiner Zeit als niedersächsischer Innenminister weiß ich, wie gefährlich die Antifa ist“, soll Pistorius gesagt haben. Sein Dienstwagen war beim Halt an einer roten Ampel mit Peace-Zeichen besprüht worden.
20. August: Die Göttinger Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) regt an, die Antifa in dem fast leerstehenden Skandalhochhaus Groner Straße unterzubringen. Die Bild-Zeitung hatte berichtet, wie Bewohner aus dem Fenster Ratten angelten, die sich um die nicht geleerten Müllcontainer tummelten. „Statt in der Innenstadt Randale zu machen, kann die Antifa hier mal aufräumen“, so die Oberbürgermeisterin.
30. August: Unter dem Motto „Nicht mit uns – sonst stirbt die Kuns’“ findet in Bremerhaven eine große Demo der umgesiedelten Künstler*innen statt. Die Demo endet in einem tagelangen Jam- und Kulturfestival in den Ruinen des noch nicht völlig abgerissenen Karstadt-Gebäudes. Im Rekordtempo eröffnen Galerien, freie Spielstätten und neue Cafés und Bars.
2. September: Die im Sommer eröffnete Herings-Bar mit Blick auf das im Bau befindliche neue Bremerhavener Containerterminal wird vom New York Times Magazine zum „hottest shit in space“ gekürt. Der Reiseführer Lonely Planet hält die Druckmaschinen an, um den Eintrag noch unterzubringen.
12. September: Eine neue geplante Welle der „Kunstmigration“ aus Berlin und Leipzig nach Bremerhaven wird kurzfristig gestoppt: „Wir haben keinen Platz“, so Sparkommissar Mäurer, der sich inzwischen zum „Stadtpräsidenten“ erklärt hat („Widerstand ist zwecklos“). Die offiziell noch freien 7.400 Wohnungen sind wer-weiß-schon-wie einfach vom Markt verschwunden.
19. September: In Schwerin trägt die Grünen-Fraktion im Landtag ihre Grabenkämpfe um Macht und Machtmissbrauch nun physisch aus. Es dringen Schreie aus dem Fraktionsaal im Schloss, die alarmierte Polizei kann, obschon sie nach fünf Minuten eintrifft, leider nur drei verstümmelte Leichen bergen. „Die Schuldfrage muss in diesem Fall unbeantwortet bleiben“, so Polizeidirektor Nils Rosada. Es liege in jedem einzelnen Verdachtsfall ein Verfahrenshindernis nach § 206a StPO vor, „deshalb ist von weiteren Ermittlungen abzusehen“. Eine Trauerfeier findet aus Pietätsgründen nicht statt.
20. September: Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern erweist sich die Sorge, dass die AfD großflächig abräumen wird, als unbegründet. Noch bei der Bundestagswahl hatte die Partei alle Wahlkreise gewonnen, doch an diesem Sonntag geht in dem Bundesland an der Ostseeküste niemand, wirklich NIEMAND zur Wahl. Die AfD gewinnt nicht, und auch sonst keiner. Nun sind alle ratlos: Was jetzt? Wieso ist niemand wählen gegangen? Und ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?
3. Oktober:Nach dem Ende des Ukrainekriegs Anfang des Jahres geht die Ostseepipeline zwischen Russland und Mecklenburg-Vorpommern wieder in Betrieb. Bei einem kleinen Festakt am Gashahn der Pipeline bei Greifswald begrüßt die kommissarische Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) den russischen Interimspräsidenten Jared Kushner, dessen jüdische Vorfahren in Belarus als Partisanen gegen die Nazis kämpften: „Wir wussten, dass Sie das schaffen werden.“ Kushner, der gut aussehende Schwiegersohn des panamerikanischen Präsidenten Donald „Goldfinger“ Trump, hatte Putin im Armdrücken besiegt. Der Diktator hatte danach in China um Asyl gebeten, war dort aber nie angekommen. Sein Verbleib ist unklar.
31. Oktober: Der Hamburger Mäzen Klaus-Michael Kühne ist pleite. Ein New Yorker Gericht verurteilt den Logistikmilliardär, sein Vermögen an die Nachfahren der Deportierten zu verteilen, deren Eigentum in der Nazizeit von der Firma seines Vaters abtransportiert worden war. Dass eine Beteiligung der Firma Kühne + Nagel mehr als wahrscheinlich sei, habe zu einer Beweislastumkehr geführt, so die New Yorker Richter: Statt die Teilnahme im Einzelnen zu beweisen, müsse Kühne nun nachweisen, dass sein Vater eine Familie nicht geplündert habe.
1. November: Eine Sturmflut überschwemmt den gigantischen Baukrater in der Hafencity, mit dem die Bauarbeiten für die neue Kühne-Oper begonnen haben. Da Mäzen Klaus-Michael Kühne das Geld ausgeht, soll dieser Ort als Mahnmal stehenbleiben. Der neue Opernintendant Tobias Kratzer wittert die Chance und inszeniert vor Ort das Singspiel „Der alte Mann und das Nazigold“.
15. November: Nach dem neunten Spieltag stehen die Bremerhavener Eisbären mit großem Abstand auf dem 1. Platz der Basketball-Bundesliga.
1. Dezember: Der Bremer Staatsrätepensionsuntersuchungsausschuss (BrStrPUA), der die vermeintlich zu hohen Ruhestandsbezüge von außer Dienst gestellten Staatsräten untersuchen soll, fördert zutage, dass sich bei der Berechnung ein Fehler eingeschlichen hat. Der Abstand zur nächst niederen Besoldungsgruppe war nicht zu groß, sondern zu klein. Von einem „goldenen Handschlag“ könne demnach keine Rede sein, empört sich der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Jens Eckhoff (CDU). „Es war letztlich ein blecherner Handschlag.“ Dem rot-grün-roten Bremer Senat wirft er „Elitenfeindlichkeit“ vor. Er selbst baut sich gerade ein zweites Standbein als Immobilienentwickler in der boomenden Nachbarstadt Bremerhaven auf.
6. Dezember: Von Hamburg eigenmächtig nach Bremerhaven umverteilte Flüchtlinge werden direkt auf leerstehenden Schiffen interniert und auf die Nordsee geschickt. „Zurücknehmen will mein Genosse Tschentscher sie ja nicht“, so Stadtpräsident Ulrich Mäurer.
7. Dezember: Durch die im Sommer neu eröffnete Fußgängerzone von Bremerhaven zieht eine Großdemonstration, um sich mit den Geflüchteten zu solidarisieren. „Wir sind hier alle Migranten“, so der gemeinsame Schlachtruf. Mäurer lässt die Bremer Polizei, die er noch aus seiner Zeit als Innensenator kennt, mit Wasserwerfern aufmarschieren. Es kommt zu Verhaftungen wegen „Aufwiegelung“.
30. Dezember: Stadtpräsident Ulrich Mäurer verschanzt sich im Rathaus und arbeitet am Feuerwerksverbot für den nächsten Tag.
31. Dezember:Im „Sturm von Bremerhaven“ wird das Rathaus genommen und der undemokratisch ins Amt gekommene Alleinherrscher Ulrich Mäurer abgesetzt. Ausrufung einer Räterepublik, die Künstler*innen übernehmen die Macht. In der Nacht werden Wunderkerzen statt Silvesterböller gezündet.
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