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Bremer Senator fordert Fußball-PauseMit gutem Beispiel voran

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Bremens Innensenator Mäurer (SPD) legt sich mit dem Profifußball an – und betreibt damit die Corona-Prävention, die viele einfordern.

Virologisch gesehen nicht ohne: Fußballfans, mal mit, mal ohne Maske Foto: Marius Becker / dpa

V ielleicht hat Ulrich Mäurer neben Konfliktfähigkeit auch prophetische Gaben. Am vergangenen Freitag hat er ein Aussetzen des Spielbetriebs in den Fußball-Bundesligen gefordert – als Bremer Innensenator ist er auch Dienstherr der bremischen Polizistinnen und Polizisten, zu deren Aufgaben die Begleitung potenziell gewalttätiger Fans bei Auswärtsspielen gehört. Dabei gingen sie ein unnötiges Risiko ein, sich mit Corona zu infizieren, warnte Mäurer. Zudem könne man sie in Zeiten der Pandemie an anderer Stelle dringend brauchen.

Einen Tag, nachdem Mäurer dies geäußert hatte, spielte Köln gegen Gladbach im ausverkauften Stadion; von den 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sollen nicht einmal die Hälfte Maske getragen haben. Nun ist die Bestürzung groß, zumindest bei der Bundesregierung, von den Stellen, die an der Entscheidung beteiligt waren oder dem 1. FC Köln hört man wenig. Zu Wort gemeldet hat sich dagegen Werder Bremen, um nach Mäurers Vorschlag anzumerken, man bevorzuge „Maßnahmen, die dazu beitragen, größtmöglichen Infektionsschutz zu bieten“. Das wäre zu anderen Zeiten lustig, derzeit ist es eher ignorant.

Die Profifußballvereine scheinen nach wie vor nicht bereit, von sich aus Verantwortung für die Eindämmung der Pandemie zu übernehmen. Das unterscheidet sie nicht von anderen Lobbyisten. Aber um so ernster sollte die Politik das Argument nehmen, dass es an ihr ist, die Vorgaben zu machen. Und umso erstaunlicher, dass nach wie vor in der politischen Wahrnehmung unterzugehen scheint, dass die Mehrheit der Bevölkerung ohnehin bereit ist, Beschränkungen mitzutragen.

SPD-Mann Ulrich Mäurer geht da mit gutem Beispiel voran. Vielleicht kommt das ja sogar auf Bundesebene an, wo eine Lindner-FDP keine andere Sorgen zu kennen scheint, als irgendwelchen ökonomisch potenten Interessengruppen auf die Füße zu treten.

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Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
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