Bremer CDU-Chef zurückgetreten: Ein Mann zum Vergessen
Carsten Meyer-Heder ist nicht mehr CDU-Chef in Bremen. Durch Gedankenspiele über eine Kooperation mit der AfD hatte er sich unmöglich gemacht.
Kurioserweise ist die AfD auf keiner politischen Ebene in Bremen vertreten: Infolge von Führungsstreitigkeiten hatte sie konkurrierende Listen eingereicht. Keine hatte zu den parallelen Landtags-, Kommunal- und Beiratswahlen zugelassen werden können. Vor dem Kooperationsangebot in Richtung AfD hatte er zudem gesagt, ihm sei klar, dass es sich beim Folgenden um „eine gefährliche Haltung“ handele. Vor diesem Hintergrund wirkt die Äußerung wie ein kalkulierter politischer Suizid.
Dass dem Quereinsteiger, der 2019 Parteimitglied und gleich Landesvorsitzender der Union in Bremen geworden war, die Politik keinen rechten Spaß mehr machte, war in Bremen ein offenes Geheimnis. Schon früh hatte der Softwareunternehmer angekündigt, für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
Er will sich wieder mehr in die von ihm gegründete Firma „Team Neusta“ einbringen. Die Spur, die Meyer-Heder in der Landespolitik hinterlässt, ist vergleichsweise klein. Zwar hatte er als neues, politisch komplett unbelecktes Gesicht die Union mit 26,7 Prozent bei der Bürgerschaftswahl 2019 zur stärksten Kraft im Parlament gemacht. Dort jedoch bekleidete er weder den Fraktionsvorsitz noch übernahm er das Parlamentspräsidium.
Eine Jamaikakoalition unter seiner Führung und mit einer ebenso irrlichternden FDP zu probieren, war auch den SPD-müden Grünen damals ein zu wagemutiges Projekt. Seither regiert ein rot-grün-rotes Dreierbündnis den Zweistädtestaat. Strategische und programmatische Versuche, das auseinanderzudividieren, sind keine bekannt geworden. Auch verbinden sich keine großen innerparteilichen Neuerungen oder inhaltlichen Bewegungen in der Partei mit dem Namen Meyer-Heder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken