Bremen wird Mehrweg-Stadt: Bye-bye, Bierbecher

In Bremen sollen künftig keine Einwegprodukte auf Straßenfesten mehr verkauft werden. Ab 2024 gibt's die Currywurst dann vom Porzellanteller.

Einwegbecher und Wegwerfgeschirr - die Stadt Bremen will das blöde Zeug nicht mehr verwenden bei Straßenfesten, Märkten und so weiter

Dieses Plastikzeug sollte in Bremen bald endgültig Geschichte sein Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

BREMEN taz | Die Zeit ist aus für Plastikbierbecher im Müll; auch majoverschmierte Pommesschalen auf der Festivalwiese gehören der Vergangenheit an; und die Currywurst, die gibt's von Porzellan – oder gar nicht mehr. Bremen plant ein Mehrweggebot für Veranstaltungen: Bei Weihnachts- und Wochenmärkten, bei Festivals und Messen, beim Straßenfest und beim Flohmarkt sollen Getränke (ab 2023) und Essen (ab 2024) nur noch von echtem Geschirr angeboten werden.

Das entspricht ganz dem Geist der Zeit: Seit dem vergangenen Sommer verbietet die EU den Verkauf von bestimmten Einwegprodukten. Und: Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, etwas gegen die Verpackungsflut bei Lebensmitteln zu unternehmen. „Es ist also zu erwarten, dass in den nächsten Jahren auf Bundesebene weitere Einschränkungen für Einwegprodukte folgen werden“, heißt es im Bremer Bürgerschaftsantrag.

Auch ohne diesen Druck gibt es viele Gründe, die gegen Einweg sprechen: Die Produktion verschlingt Ressourcen, der Müll ist unansehnlich, selbst vermeintliche Pappschalen sind meist aufwendig oder gar nicht zu recyclen, und nicht zuletzt kostet es Geld, all die Teller und Becher zu entfernen. 720 Mil­lio­nen Euro zahlen deutsche Städte und Gemeinden jährlich für die Entsorgung von Essensverpackungen.

Umsonst freilich ist auch ein Mehrwegsystem nicht zu haben: Das Geschirr muss abgewaschen werden, es braucht eine Infrastruktur. Trotzdem gibt es in Bremen bisher nur wenig Gegenwind gegen das Mehrweggebot. Ein wenig Gegrummel kommt von den Schaustellerverbänden; doch Handelskammer und Bremer Gastro Gemeinschaft sind an Bord.

Berlin war schneller

Selbst die CDU hat gemeinsam mit der rot-grün-roten Koa­li­tion für das Gebot gestimmt. Schließlich ging die Initiative in Bremen von Ver­an­stal­te­r*in­nen aus: Ein Bündnis aus 22 lokalen Akteuren hatte im März 2021 darauf gedrängt. Ohne gesetzliche Regelung sei es zu schwer, ein reines Mehrwegsystem umzusetzen, argumentierte etwa ein Organisator des Kulturfestivals Breminale: Wer es als Veranstalter auf eigene Faust versuche, habe einen echten Wettbewerbsnachteil.

Nein, die Ersten sind sie mit ihrem Mehrweggebot nicht, die Bremer: Berlin hat ein ähnliches Gesetz schon 2021 verabschiedet. Für die Umsetzung lässt man sich in der Hauptstadt aber länger Zeit: bis 2025.

Der eigentliche Pionier aber ist München: Lange bevor Plastikstrohhalme ihre Unschuld verloren, seit 1991 schon, dürfen Speisen und Getränke bei Veranstaltungen in München nur in Pfandbehältnissen ausgegeben werden – und, oh Wunder, das Oktoberfest gehört zu den saubersten Großveranstaltungen überhaupt. Ein paar andere bayrische Städte, Nürnberg, Erlangen, das kleine Bamberg, haben ähnliche Regeln eingeführt.

Eigentlich also hinkt Bremen den Bayern um 30 Jahre hinterher. Etwas Neues könnte der Norden trotzdem beitragen: Die Stadt prüft ein eigenes kommunales Mehrwegsystem. Damit nicht jeder Kleinstveranstalter sich um Geschirr kümmern muss, könnte Bremen selbst zum Verleiher werden – und Bremen-Becher, Bremen-Teller, Bremen-Weingläser vertreiben.

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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