Brasilianische Militärpolizisten im Streik: Kampf der Staatsgewalten
Mit Gewalt versuchen brasilianische Soldaten einen Streik der Militärpolizei zu beenden. In Salvador da Bahia hält diese das örtliche Parlament besetzt.
SALVADOR DA BAHIA afp | Der Konflikt zwischen Armee und streikenden Militärpolizisten in der brasilianischen Millionenstadt Salvador da Bahia hat sich zugespitzt. Seit Montag umstellten mehr als tausend Soldaten und Polizisten nach Armeeangaben das örtliche Parlament, das Militärpolizisten und ihre Angehörigen besetzt hielten.
Im Laufe des Tages gab es vor dem Parlament mehrere Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Die Ordnungskräfte setzten örtlichen Medien zufolge Gummigeschosse und Tränengas gegen die Unterstützer der Streikenden ein, sechs Menschen wurden verletzt.
Einer der Besetzer sagte per Telefon, er rechne damit, dass Militär und Polizei das Parlament in der Nacht stürmen würden. In diesem Fall werde es Tote gegen, weil auch die Militärpolizisten im Inneren des Gebäudes Waffen hätten. Die Zahl der Militärpolizisten im Parlamentsgebäude schätzte er auf 200, die dort mit ihnen ausharrenden Angehörigen auf 100.
Der Streikführer Marcos Prisco kündigte "Widerstand" an, erklärte aber zugleich seine Bereitschaft zu Verhandlungen. Prisco hatte die Zahl der Besetzer zuvor mit 4000 angegeben.
Die insgesamt etwa 10.000 an dem Streik Beteiligten fordern höhere Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen sowie keine Strafen wegen ihrer Beteiligung an dem Ausstand. Die Küstenstadt Salvador ist die Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Bahia und einer der Austragungsorte der Fußball-WM 2014.
Durch den seit Mittwoch andauernden Streik der Militärpolizisten schnellte die Kriminalitätsrate nach oben: Nach Angaben der Behörden des Bundesstaats wurden seither mindestens 87 Morde verübt, insbesondere in Salvador und Umgebung.
Die Tourismusbranche fürchtete zwei Wochen vor dem Karneval negative Auswirkungen auf den Fremdenverkehr. Die US-Botschaft in Brasilien rief ihre Landsleute auf, nicht unbedingt erforderliche Reisen nach Bahia zu unterlassen.
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