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Brandt setzt seine Bemühungen fort

Bagdad (dpa) — Im Zuge von Bemühungen um die Ausreiseerlaubnis für weitere Deutsche und Ausländer ist der SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt gestern in Bagdad mit dem irakischen Außenminister Aziz zusammengetroffen. Wie in Bagdad ferner verlautete, sind Sondierungen für ein zweites Zusammentreffen Brandts mit Staatschef Saddam Hussein im Gange.

Saddam hatte am Vortag nach einer Begegnung mit Brandt bekanntgeben lassen, daß 100 der rund 400 im Irak festsitzenden deutschen „Gäste“ sowie weitere 20 andere Staatsangehörige im Zusammenhang mit der Brandt-Mission ausreisen dürften. Unter den Deutschen hatte sich daraufhin Enttäuschung breitgemacht, weil nach den vorsichtig-optimistischen Äußerungen Brandts höhere Erwartungen bestanden.

Die Deutsche Botschaft in Bagdad bemühte sich unterdessen, von den zuständigen irakischen Stellen die Namen der Menschen zu erfahren, die eine Ausreiseerlaubnis erhalten. Die Botschaft selbst hat keinen Einfluß auf die Zusammensetzung der Gruppe. Brandt wollte gestern nachmittag in der Botschaft mit den Deutschen, die sich in Bagdad aufhalten, zusammentreffen und ihnen die Situation erläutern. Der Sprecher der deutschen Geiseln, Heinz-Georg Lassen, meinte: „Die Hoffnungen sind höher gewesen. Die meisten hätten eine ,französische Lösung‘ erwartet.“ Nach längeren Verhandlungen, deren offiziellen Charakter Paris stets verneinte, konnten alle Franzosen ausreisen.

Schon am Mittwoch abend bekundete Fitzwater, Sprecher des Weißen Hauses, deutlich das Mißfallen der US-Regierung über Bagdad-Reisen ausländischer Politiker. Unter Hinweis auf die Ex-Regierungschefs Brandt, Heath und Nakasane sagte er: „Diese Leute werden ganz klar benutzt. Wir möchten das mit größtem Nachdruck gesagt haben.“ In der Absicht, den Geiseln zu helfen, liefen die Genannten Gefahr, Instrumente Saddams zu werden.

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