: Brandschutz wurde vernachlässigt
■ Landtagsdebatte über die Katastrophe in Düsseldorf
Düsseldorf (taz) – Der nordrhein-westfälische CDU-Oppositionschef Helmut Linssen kritisierte gestern im Düsseldorfer Landtag die Brandschutzvorkehrungen im Flughafen. Er sprach von „alarmierenden Mängeln“ und dem „Eindruck“, daß der Brandschutz auf dem Flughafen, dessen Betreibergesellschaft jeweils zur Hälfte im Besitz des Landes und der Stadt Düsseldorf ist, „mit einem anderen Maßstab gemessen wurde, als dies bei anderen Großbauten der Fall ist“.
Aus einem von der CDU verteilten Bericht von Mitarbeitern des Flughafens geht hervor, daß während der ersten Phase des Brandes in den zunächst nicht betroffenen Bereichen ein völliges Informationschaos geherrscht habe. Noch sieben Minuten nach 16 Uhr gingen die Mitarbeiter im Abflugbereich A ihrem Tagesgeschäft nach. Bis zu diesem Zeitpunkt „wurde niemand von uns auf eine Brandgefahr hingewiesen“, heißt es in dem Bericht. Aber schon um 15.31 Uhr hatte ein Taxifahrer den Qualm entdeckt und die Flughafenfeuerwehr gerufen. Sie kam zwei Minuten später zum Terminal A. Um 15.58 Uhr war die Düsseldorfer Berufsfeuerwehr zur Unterstützung alarmiert worden. Als dann endlich auch die Menschen im inneren Abflugbereich gewarnt wurden, schnitt ihnen „eine sich explosionsartig ausbreitende Rußwolke“ den Fluchtweg in den vorderen Gebäudeteil ab.
„Glücklicherweise“, so schreiben die Flughafenmitarbeiter, „war dem Kollegen L. ein Fluchtweg in die untere Ebene bekannt... Für uns war dies die einzige Rettung in letzter Sekunde.“ Laut Linssen liegen der CDU Aussagen von Flughafenangestellten vor, daß auf dem Gelände seit 18 Jahren „keine Brandschutz- und Evakuierungsübungen stattgefunden haben“. Ministerpräsident Johannes Rau hatte in der Debatte zuvor eingeräumt, daß im Zwischendeckenbereich des Flughafens „auch Baustoffe, die nicht dem Brandschutzkonzept entsprachen“, eingesetzt worden seien. Dabei handelt es sich offenbar um große Mengen von Styropor. Es sei nicht auszuschließen, so Rau, „daß diese Baustoffe zu der schnellen Brandausbreitung und zu der starken Rauchentwicklung beigetragen haben“. In dem giftigen Rauch erstickten 16 Menschen. Walter Jakobs
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