piwik no script img

Brandenburger KoalitionspläneSteige hoch, du rote Koalition

Schülerbafög, Mindestlöhne, mehr Lehrer und Erzieher: Die Wünsche von SPD und Linkspartei für die Koalition sind groß. Die Finanzierung aber ist ungewiss, im Haushalt klafft ein riesiges Loch

Mit Rot-Rot ist gut Schiffchen fahren. Brandenburger Schüler dürfen auf Bafög hoffen Bild: dpa

Auf einen "Politikwechsel" hoffte die Brandenburger Linken-Fraktionschefin Kerstin Kaiser am Montag nach der SPD-Entscheidung für Rot-Rot. Auf ein Land, in dem soziale Aspekte trotz der Wirtschaftskrise eine Rolle spielen. Einfach wird das nicht, denn im märkischen Haushalt klafft ein riesiges Loch. Eine Deckungslücke von knapp 500 Millionen Euro wird der Landeshaushalt 2009 aufweisen, 2010 werden es 944 Millionen Euro sein. Finanzminister Rainer Speer (SPD) betonte, dass damit einige Wahlkampfversprechen nicht mehr bezahlbar sind.

Als gesetzt dürfte die Einführung eines Schülerbafögs für bedürftige Jugendliche von monatlich 110 Euro sein. Auch ein neues Vergabegesetz, das bei öffentlichen Aufträgen einen Mindestlohn von 7,50 Euro vorsieht, gilt als sicher. Beide Forderungen hatte die SPD vor den Sondierungsgesprächen als "unverhandelbar" erklärt - und volle Zustimmung der Linken erhalten.

Beide Parteien wollen auch mehr Kitaerzieher: Der Betreuungsschlüssel soll bei den unter Dreijährigen von 1:7 auf 1:6 verbessert werden. Daneben sollen mehr Lehrer eingestellt werden. 1.250 zusätzliche Pädagogen fordert die SPD in den nächsten fünf Jahren, 2.500 will die Linke. Wie das finanziert werden soll, ist allerdings unklar.

Wenig ändern wird sich in der Energiepolitik. Die SPD hält an der Weiternutzung der märkischen Braunkohle fest, die Linke forderte im Wahlkampf keine neuen Tagebaue und den Ausstieg bis 2040. In den Sondierungen knickte die Linke jedoch ein. Man habe einen Kompromiss gefunden, erklärte Kaiser vage.

Die Finanzierung der hehren Projekte dürfte denn auch Hauptgesprächspunkt in den Koalitionsverhandlungen sein, die am Donnerstag beginnen sollen. Bis Mitte November soll die gemeinsame Regierung stehen. Für die SPD hat das Einbinden der Linken in die Regierung in Zeiten strikten Sparens einen Vorteil: Stetes Meckern von links ob der Haushaltskonsolidierung fällt nun aus. KONRAD LITSCHKO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!