: Brandenburg sitzt auf dem Trockenen
Immer mehr Landkreise schränken die Wasserentnahme aus Seen, Flüssen und Brunnen ein
Von Jonas Wahmkow
Mit dem trockenen und heißen Sommer verschärft sich die Wasserknappheit in Brandenburg. Als Reaktion auf die Trockenheit kündigen immer mehr Landkreise und Städte an, die Entnahme von Oberflächenwasser zu untersagen. Der Deutsche Wetterdienst bezeichnete das Frühjahr als eines der „trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“. Auch Brandenburg bildet da keine Ausnahme. So regnete es in Cottbus etwa nur halb so viel wie im Jahresmittel.
Zuletzt schlug das Niedrigwassermonitoring des Landes an fast allen Messstellen Alarm. Bis auf die Löcknitz unterschreiten die Durchflussraten in allen überwachten Gewässern den Schwellenwert. Besonders stark betroffen ist die Spree. An der Messstelle Leibsch flossen mit durchschnittlich 2,2 Kubikmetern pro Sekunde nicht einmal die Hälfte der Mindestmenge flussabwärts.
Die Stadt Cottbus verhängte am vergangenen Donnerstag ein ganztägiges Verbot zur Wasserentnahme. „Durch diese Allgemeinverfügung wird den Anliegern die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern mittels Pumpvorrichtung ganztägig untersagt“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Bekanntmachung der Stadt. Andere Landkreise, wie Spree-Neiße, verbieten die Wasserentnahme zunächst nur tagsüber. „Die Maßnahme ist das mildeste Mittel zu Erhaltung des Schutzziels“, heißt es in der am 18. Juni veröffentlichten Bekanntmachung des Kreises.
Betroffen sind also vor allem Anwohner:innen mit Grundstücken an Gewässern und Landwirte, die See- und Flusswasser zur Bewässerung nutzen. Die Trinkwasserversorgung aus dem Wasserhahn fällt nicht unter die Allgemeinverfügungen und ist weiter unbegrenzt möglich.
Vor allem würde das Verbot die Menschen für das Thema Wasserknappheit sensibilisieren, sagt Kai Uwe Schwinzert, Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Welchen Effekt die Maßnahmen tatsächlich haben, sei schwer nachzuvollziehen, auch großflächige Kontrollen seien nur schwer umsetzbar. „Dafür würden wir erheblich mehr Personal brauchen“, sagt Schwinzert.
Aber schon eine Sensibilisierung sei eine sinnvolle Maßnahme, sagt Carsten Fritsch vom Brandenburger Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund): „Es gibt Leute, die immer noch mittags bei 30 Grad ihren Rasen sprengen.“
Insgesamt acht der 18 Landkreise und kreisfreien Städte haben laut Umweltministerium bereits Entnahmeverbote verhängt. In vier weiteren werden entsprechende Maßnahmen vorbereitet, teilt ein Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums mit. Mit den Maßnahmen folgen die Landkreise dem bereits 2021 entwickelten Niedrigwasserkonzept des Landes. Sollte sich die Trockenheit weiter verschärfen, könnten weitere Maßnahmen folgen: „Beispielsweise die Schließung von Schleusen, eine Sperrung für die Schifffahrt oder das Abtrennen kleinerer Grabensysteme“, so der Sprecher.
Sinkende Pegelstände können gravierende Folgen haben. „Die Spree ist wichtig für die Trinkwasserversorgung in Berlin“, erklärt Umweltschützer Fritsch. Ein Großteil des Trinkwassers werde über Uferfiltrat gewonnen – weshalb man sich schon in Brandenburg über die Wasserversorgung Gedanken machen müsse.
Auch die Grundwasserpegel sind durch die Trockenheit gefährdet. „Wenn das Oberflächenwasser fehlt, kommt es auch nicht zur Grundwasserneubildung“, sagt Fritsch. Laut einer im Juni vom Bund veröffentlichten Studie herrscht in 15 von 18 Brandenburger Landkreisen „Grundwasserstress“ – das heißt, es wird mehr Grundwasser entnommen, als sich neu bilden kann. Trotzdem forciert das Land immer noch wasserintensive Großansiedlungen wie Tesla in Grünheide oder Red Bull in Baruth. Der Bund fordert daher ein grundlegendes Umdenken in der Wasserpolitik des Landes. Ein Kriterium bei Industrieansiedlungen müsse die ausreichende Verfügbarkeit von Wasser sein, erklärt Fritsch.
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