Brandenburg nach der Regierungsbildung: Woidke bis 2029
Der Ministerpräsident von der SPD wirbt für eine große Koalition nach der Bundestagswahl und hält sein Brandenburger Bündnis mit dem BSW für stabil.
Drei Wochen später wirkt Woidke nicht so, als würde ihn das noch groß grämen. Auch die anstehende Bundestagswahl wird das Verhältnis zu seinem neuen Koalitionspartner – zuvor regierte er mit CDU und Grünen – nach seiner Einschätzung nicht belasten: „Ich gehe davon aus, dass wir stabil sind, unabhängig vom Ausgang der Wahl.“
Kein komplettes Dementi ist von ihm zur Journalisteneinschätzung zu hören, sein Kabinett lasse sich wegen des starken SPD-Hintergrunds von zwei der drei vom BSW benannten Regierungsmitglieder als „SPD plus“ betrachten. Er sei froh, wenn man erfahrene Menschen gefunden habe, alles andere solle man beim BSW nachfragen. Die vom Bündnis benannte parteilose Gesundheits- und Sozialministerin Britta Müller etwa saß 2019 noch in der SPD-Landtagsfraktion und verließ die Partei erst im Oktober 2024.
Für die Bundesebene allerdings denkt Woidke an ein anderes Bündnis für die Zeit nach der Bundestagswahl am 23. Februar. Schon am Vortag hat er sich für eine große Koalition nach der Bundestagswahl ausgesprochen, nun untermauert er das mit dem Argument, solch ein Bündnis biete die gerade nötige Stabilität. In Brandenburg wäre es höchstwahrscheinlich genau zu einer solchen Koalition gekommen, wenn SPD und CDU bei der Landtagswahl vom 22. September nur einen einzigen Sitz mehr im Landtag erhalten hätten. Doch beide kamen zusammen nur auf 44 Sitze im 88-köpfigen Parlament.
Kritik an US-Milliardär
Zwischen Woidkes letztlich doch erfolgreicher Wiederwahl im Landtag und diesem Donnerstag ist ein Mann politisch aktiver denn je geworden, den Woidke einst als willkommenen US-Gründer einer Tesla-Großfabrik in Brandenburg begrüßte. Eben dieser Elon Musk hat Ende Dezember in einem umstrittenen Gastbeitrag für die Tageszeitung Welt und in seiner Plattform X aber dafür geworben, die AfD zu wählen. Woidke glaubt nach eigenen Worten nicht, dass das die Wahl beeinflussen wird – „die Leute wissen, dass es bei der Bundestagswahl nicht um Tesla und einen Milliardär aus den USA geht“, sagt er.
Der SPD-Mann erinnert dabei daran, dass die AfD im Landtag der größte Tesla-Gegner gewesen sei – dass Musk nun für sie werbe, nennt er „Ironie der Geschichte“. Eine Begegnung mit Musk sei nicht geplant. Ohnehin soll es insgesamt seit Bekanntwerden der Tesla-Pläne Ende 2019 nur vier Treffen mit Musk gegeben haben, zuletzt mit Berlins Regierungschef Kai Wener (CDU) nach dem Brandanschlag auf die E-Auto-Fabrik im März 2024.
Ohne Musk namentlich zu nennen, kritisiert Woidke grundsätzlich dessen Äußerungen. Er habe es sich vor zehn Jahren nicht vorstellen können, „dass Menschen mit viel Geld und viel Macht versuchen, direkt politischen Einfluss zu nehmen.“ Diese Situation mache ihm große Sorgen. Seine Staatskanzlei nutzt X laut Regierungssprecher Florian Engels „nicht mehr aktiv“.
Woidke, im Oktober 63 Jahre geworden, legt sich zudem fest, für die gesamte fünfjährige Wahlperiode bis 2029 im Amt bleiben zu wollen. „Klares Ja“, antwortet er auf eine Frage dazu und widerspricht damit Überlegungen, er könne vorzeitig zugunsten des neuen Wirtschaftsministers Daniel Keller abtreten. „Die Menschen haben meine Zusage“, sagt Woidke – der SPD-Wahlkampf war komplett auf seine Person zugeschnitten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Verkehrsranking
Das sind die Stau-Städte
Julia Klöckner löscht AfD-Post
CDU bietet „was ihr wollt“
Habeck-Werbung in München
Grüne Projektion
Präsident des Zentralrats der Juden
Ernüchternde Bilanz nach Großdemos gegen rechts
Verteidigung, Trump, Wahlkampf
Die nächste Zeitenwende
Vorwürfe gegen Grünen-Politiker Gelbhaar
Ende einer politischen Karriere