Brandanschlag auf Kabelschacht: Stillstand auf dem Gleis
Brandstifter legen den Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam lahm. Sie wollen damit den ersten Mai „verlängern“, heißt es in einem Bekennerschreiben.
BERLIN taz | Durch einen politisch motivierten Anschlag wurde am Donnerstag in Berlin die Bahnstrecke zwischen Berlin und Potsdam lahmgelegt. Die mutmaßlich linksradikalen Täter zündeten am frühen Morgen einen Kabelschacht an einer Bahnstrecke an, die parallel zur Autobahn Avus verläuft.
Eine Gruppe, die sich selbst „Vulkan Grimsvötn. Würde Freiheit Gerechtigkeit" nennt, hat sich zu dem Anschlag bekannt. Man habe den ersten Mai „praktisch wie inhaltlich" verlängern wollen, heißt es in einem //linksunten.indymedia.org/de/node/85080:Bekennerschreiben, das am Donnerstagvormittag auf dem Internetportal linksunten.indymedia.org veröffentlicht wurde.
Die Verfasser wenden sich gegen „das Diktat der europäischen Wirtschaftseliten in Gestalt der Troika" und die von ihnen durchgesetzte „Kürzungspolitik" in Südeuropa. Als Begründung für die Tat werden unter anderem auch die Fahrpreiserhöhung der BVG und das „Milliardengrab Flughafenneubau BER" angegeben. Die mutmaßlichen Täter kritisieren konkret auch die „Ritualisierung der Maifestspiele" mit einer Revolutionären 1.Mai-Demo, die sich „in einer toten, aufstandsgesicherten Regierungsmitte tot [gelaufen]" habe.
Die Polizei konnte bislang keine konkreten Tatverdächtigen ermitteln. Wer hinter der bislang nicht in Erscheinung getretenen Gruppierung steckt, sei nun Gegenstand der Ermittlungen des polizeilichen Staatsschutzes, sagte ein Polizeisprecher der taz. Auf welche Art und Weise das Feuer gelegt wurde, dazu wollte er nichts sagen. Der Polizei ist nur der eine Brandort bekannt. Im Bekennerschreiben ist von „mehreren Orten im Südwesten Berlins" die Rede. Ebenso liegen der Polizei auch keine Erkenntnisse vor, dass „in Teilen die Telekommunikation stillgelegt, bzw. eingeschränkt" wurde, wie es in dem Schreiben heißt. In dem betroffenen Kabelschacht lägen allerdings auch Telefon- und Signalkabel, so der Sprecher.
Durch den Brand wurden sowohl der Verkehr mit Regionalzügen als auch mit S-Bahnen unterbrochen. Fernzüge fahren auf dieser Strecke nicht. Die Reparatur sollte nach Einschätzung der Bahn bis in den Abend hinein dauern.
In der Vergangenheit gab es in Berlin immer wieder Brandanschläge auf Anlagen der Bahn. Zuletzt wurde im Februar in der Nähe des Ostkreuzes Feuer gelegt, was den S-Bahnverkehr erheblich störte. Seit der Vulkan Eyjafjallajökull im Jahr 2010 den europäischen Flugverkehr lahmlegen, sind die Namen isländischer Vulkane beliebte Absender von Bekennerschreiben. (mit dpa)
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen