Botschafter der Ukraine in Deutschland: Melnyks milder Nachfolger

Der Außenpolitik-Experte Oleksij Makejew ist der neue Botschafter der Ukraine in Berlin. Zuvor war er Sonderbeauftragter für Sanktionspolitik.

Portrait von Oleksij Makejew

Oleksij Makejew warb bereits 2020 für mehr Sanktionen gegen Russland Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago

BERLIN taz | Der neue Botschafter der Ukraine, Oleksij Makejew, war kurz vor seinem Amtsantritt am Montag des Lobes über Deutschland voll: „Die deutsche Bevölkerung unterstützt die Ukraine so stark, dass ich sicher bin, dass wir gemeinsam auch mit allen anderen europäischen Partnern den Krieg gewinnen werden. Je schneller, desto besser!“, sagte er am Sonntagmorgen einem Reporter der Bild in Kyjiw, bevor er sich mit dem Auto auf den Weg nach Berlin machte.

Makejew folgt damit Andrij Melnyk nach, der mit seinen undiplomatischen Äußerungen seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges die Öffentlichkeit, aber auch so manche deutsche Politiker*innen, nachhaltig verärgert hatte. Makejew gilt als Spezialist für Fragen der internationalen Sicherheit und Außenpolitik. Nach einem Studienabschluss in Internationalen Beziehungen an der Kyjiwer Taras Schewtschenko-Universität – trat er 1996 in den diplomatischen Dienst ein.

Berufliche Stationen führten ihn unter anderem in die Schweiz und nach Deutschland. Im Revolutionsjahr 2014, als die Ukrai­ne­r*in­nen wochenlang in Kyjiw demonstrierten („Euro-Maidan“) und schließlich den damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch samt dessen Regierung aus dem Amt kippten, wurde er zum politischen Direktor des Außenministeriums ernannt. Auf diesem Posten blieb er sechs Jahre lang.

2020 berief Außenminister Dmytro Kuleba Makejew zum Sonderbeauftragten für Sanktionspolitik. In einem Beitrag für das ukrainische Nachrichtenportal Zerkalo nedeli vom 11. September 2020 warb Makejew nachdrücklich für eine Ausweitung der westlichen Sanktionen gegen Russland.

Dazu gehörten auch Strafmaßnahmen gegen russische Einzelpersonen, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien, sowie ein endgültiger Verzicht auf das Projekt Nored Stream 2. Gleichzeitig kündigte er die Schaffung eines Registers nach dem Vorbild des „Magnitsky Acts“ an. Den hatte US-Präsident Barak Obama im Dezember 2012 unterzeichnet, um gezielt russische Beamte betrafen zu können, die für den Tod des russischen Anwalts Sergej Magnitzki 2009 in Haft verwickelt waren. Im September sprach sich Makejew dafür aus, die Vergabe von Touristenvisa an Rus­s*in­nen einzustellen.

Spricht sechs Sprachen

Seine Frau und Unternehmerin Olena wird Makejew nach Deutschland begleiten. Ihre gemeinsame Tochter Anastasia studiert in Straßburg. Im vergangenen Monat hatte der scheidende Botschafter Melnyk noch über Makajew in einem Spiegel-Interview gesagt: „Vielleicht würde mein Nachfolger gerne netter und sympathischer daherkommen, ruhiger agieren […]. Aber am Ende des Tages wird mein Nachfolger keine andere Wahl haben, als unsere Interessen mit kräftiger und deutlicher Stimme zu vertreten.“

Das dürfte kein Problem sein. Neben Ukrainisch und Russisch spricht Makejew vier weitere Sprachen, natürlich auch Deutsch. Ob auch der Begriff „beleidigte Leberwurst“ zu seinem Wortschatz gehört, mit dem Andrij Melnyk Bundeskanzler Olaf Scholz belegte, ist nicht überliefert.

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