: Bothas Gegenspielerin tritt ab
Helen Suzman, Liberale, dienstälteste Parlamentarierin Südafrikas und engagierte Kämpferin für die Menschenrechte im Apartheidstaat, kündigt ihren Rücktritt an ■ P O R T R A I T
Johannesburg (taz) - Helen Suzman, langjährige liberale Parlamentsabgeordnete in Südafrika und eine der bekanntesten KämpferInnen für Menschenrechte im Apartheidstaat, hat diese Woche ihren Rücktritt aus der Politik angekündigt. Sie wird bei den Wahlen am 6.September nicht mehr kandidieren. Die 71jährige Suzman spricht von einer „persönlichen Entscheidung, die ich schon seit zwei Jahren aufgeschoben“ habe. Sie gibt allerdings zu, daß die Verschmelzung von drei liberalen Oppositionsparteien im April, um die neue Demokratische Partei (DP) zu bilden, einen Einfluß gehabt hat. Suzman personifizierte jahrelang die nun aufgelöste, liberale Progressiv Föderale Partei (PFP). Sie will nun der DP die Möglichkeit geben, ein eigenes Image zu etablieren.
Suzman, seit 36 Jahren Abgeordnete, ist die dienstälteste Parlamentarierin in Südafrika. Von 1961 bis 1974 war sie die einzige Vertreterin der damaligen Progressiven Partei im Parlament. Sie wurde bekannt für die zahlreichen scharfen Wortwechsel, die sie mit den Regierenden von der Nationalen Partei (NP) im Parlament hatte. Vor allem den verschiedenen „Ministern für Recht und Ordnung“ war sie mit ihrem Einsatz für die Rechte der Schwarzen ein Dorn im Auge. Regierungsvertreter nannten sie oft eine „gackernde Henne“ oder eine „zirpende Grille im Dornenbusch“. Ihre sarkastischen Zwischenrufe in Parlamentsdebatten werden in den offiziellen Protokollen meist als „Frau H. Suzman: (unverständlich)“ wiedergegeben. Am schlimmsten war für sie der 6. September 1966, als der damalige Premierminister Verwoerd im Parlament ermordet wurde. Der heutige Staats präsident Pieter W. Botha, damals Vertei digungsminister, stürmte auf Suzman zu: „Ihr Liberalen seid dafür verantwortlich. Dafür werdet ihr büßen!“
Suzman kritisierte die Paßgesetze, die die Freizügigkeit der Schwarzen in Südafrika einschränkten, kämpfte gegen Verbannungen und Verbote, gegen Verhaftung ohne Gerichtsverfahren, gegen Rassentrennung in Wohngebieten und öffentlichen Einrichtungen und für individuelle Rechte aller SüdafrikanerInnen. Verschiedene Apartheidbestimmungen wurden inzwischen revidiert. Doch Suzman kritisiert noch immer das langsame Reformtempo der Regierung: „Es gibt zu viele Absichten und zu wenig wirkliche Resultate.“ Andererseits hat Suzman sich schon immer gegen Sanktionen ausgesprochen. Gerade die wirtschaftliche Kraft der Schwarzen gebe ihnen die Möglichkeit, politisch einzugreifen. Das entspricht der Unterstützung, die liberale Parteien schon seit Jahren von einflußreichen Kapitalkreisen erhalten.
Hans Brandt
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