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■ KommentarBoomtown ade?

Welch' ein Glitzern lag 1989 in den Äuglein der Hansestadt-Elite, die jahrzehntelang von der Eiserne-Vorhang-Depression gebeutelt war. Hamburgs Stern würde, da gab's keinen Zweifel, strahlend aufgehen – als ein neues Weltwirtschaftszentrum in der Nordhälfte Europas, gespeist aus osteuropäischem Wirtschaftswunder, hanseatischen Ostasien-Connections und skandinavischem Nachholbedarf.

Jetzt hat Hamburg zuviele Büros, immer weniger Arbeitsplätze, immer mehr Obdachlose, reichere Reiche und 30 Milliarden Mark Stadtstaatsschulden. Zwar wachsen Welthandel und Hamburgs Containerhalden, zwar zählt Hamburg im deutschen Städtevergleich zu den Einheitsgewinnern, doch der Traum von der Boomtown ist, die Konten einiger Absahner mal ausgenommen, ausgeträumt.

Die Spielregeln der Weltwirtschaft haben sich radikal verändert. Selbst privilegierte Mitspieler wie Hamburg können den Spielausgang nicht mehr einschätzen. Eigentlich, das räumt selbst der Senat ein, müßten sich daher Wirtschaft und Politik schnell und radikal ändern.

Zwei Varianten stehen zur Auswahl: Ein radikaler neoliberaler Wachstumskurs, der den hanseatischen Kapitalismus entfesselt. Alternativ zu diesem riskanten Crash-Kurs steht die Forderung nach dem Umsteuern auf ein nachhaltiges Wirtschaften, das die Chance nicht im weltweiten Wirtschaftskrieg sondern in der Wiederentdeckung regionaler Wirtschaftskreisläufe sieht.

Hamburgs Eliten aber tun weder das eine noch das andere. Sie stecken den Kopf in den Beton und hoffen, daß alles von alleine wieder gut wird. Welch ein Irrtum. Florian Marten

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