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Bonn apartFritz und Wolfgang am Telefon

■ Das Mißtrauen innerhalb der Parteien wächst, wie geheime Telefonmitschnitte beweisen

Nach der Benzinpreisaffäre bei den Grünen nun der neue Schock: Sind die Grünen ein Pfuhl von Gesinnungsschnüffelei? Horchen sie sich gegenseitig aus, nach dem Motto: Wofür sind wir in echt? Zur Erinnerung: Während der Telefonaktion der Grünen zum Thema Ökosteuer hatte Parteisprecherin G. R. ihren Parteikollegen Oswald Metzger als anonyme Anruferin getestet. Würde er die Gelegenheit nutzen, den Deutschen die Ökosteuer auszureden? Ganz Deutschland fragt sich nun: Ist den anderen Parteien solche Schnüffelei auch zuzutrauen?

Aus diesem Anlaß veröffentlichen wir den geheimen Mitschnitt eines Telefongesprächs von Bundeskanzler Helmut Kohl mit CDU-CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble:

Kohl (in Hochdeutsch, um seine Stimme zu tarnen): Du, Wolfgang.

Schäuble: Kennen wir uns?

Kohl: Ich bin doch der ... äh, der Fritz.

Schäuble: Pommes frites?

Kohl: Nein, nein, Fritz ... äh... Pohl.

Schäuble: Und woher haben Sie meine Telefonnummer?

Kohl: Na, vom BUND, äh... vom BND natürlich.

Schäuble: So, so.

Kohl: Wir sind doch gute alte Bekannte, der BND und ich.

Schäuble: Und was wollen Sie?

Kohl: Also, wegen der Ökosteuer, die geht doch auf keinen Saumagen, oder?

Schäuble: Aha.

Kohl: Du bist doch nicht wirklich dafür?

Schäuble: Ähem.

Kohl: Hast du dir mal überlegt, daß die Autoindustrie das gar nicht nett findet, und der Schröder lacht sich ins Fäustchen.

Schäuble: Der Schröder?

Kohl: Ja, weil doch dann alle Autofahrer den Schröder wählen.

Schäuble: Will der denn keine Ökosteuer?

Kohl: Natürlich nicht, der will die Wahl gewinnen.

Schäuble: Na denn.

Kohl: Du, Wolfgang, willst du eigentlich Kanzler werden?

Schäuble: Warum?

Kohl: Ja, genau. Wär' doch Blödsinn, oder? Ich, äh... der Bundeskanzler, hat das doch bisher ganz ordentlich gemacht.

Schäuble: Doch, doch.

Kohl: Dann bin ich ja beruhigt.

Schäuble: Schlaf gut, Helmut.

Kohl: Du auch Wolfgang, bis morgen, gleiche Zeit wie jeden Abend. Markus Franz

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