Böhmermann bei RTL: Gags zur Geisterstunde
Unterhaltsam und wohl zum Scheitern verurteilt: RTL zeigt ab heute vier Folgen der neuen Comedy-Reihe „Was Wäre Wenn?“
Die Besetzung ist mal wirklich ungewöhnlich: In der neuen RTL-Comedy-Reihe „Was Wäre Wenn?“ tritt ein Quartett vor die Kameras, das man so nicht bei diesem Sender erwartet hätte. Es besteht aus den Kritikerlieblingen Jan Böhmermann („Neo Magazin“, ZDFneo) und Katrin Bauerfeind („Bauerfeind assistiert…“, 3sat) sowie der schrillen Palina Rojinski („Circus HalliGalli“, ProSieben) und dem netten RTL-Moderator Jan Köppen („I like the 90‘s“).
In zunächst vier Ausgaben zeigen sie, was sie in den vergangenen Monaten alles mit versteckter und nicht-versteckter Kamera angestellt haben. Der Titel der Sendung dient dabei als Klammer für unterschiedliche Experimente: Was wäre, wenn Palina Rojinski sich Handwerker ins Haus kommen lässt und ihnen eindeutig-zweideutige Angebote macht? Was wäre, wenn Jan Köppen im Interview mit Renate Künast ständig aufs Handy guckt und schnell zu einer Party will?
In den guten Momenten erinnern die Einspieler an Vorbilder wie „Trigger Happy TV“ und „Da Ali G Show“, in den schwachen an „Verstehen Sie Spaß?“ mit Guido Cantz. Komisch ist „Was Wäre Wenn?“ vor allem, wenn es sinnlos albern und überdreht zur Sache geht.
Die leicht politisch angehauchten Beiträge schmieren dagegen oft ab. So spielen die Moderatoren beim Interview mit dem Rechtsextremen Manfred Rouhs „Nazi-Bingo“ – und es überrascht natürlich nicht, dass sie Begriffe wie „Armutsflüchtlinge“ schnell auf ihren Bingo-Karten durchstreichen können. Und wenn Böhmermann als Hitler verkleidet durch Köln läuft, beweist er nur, dass die Hitler-Nummer längst durch ist. Merke: Allein die „Titanic“ bringt noch gute Führer-Witze zustande.
„Was Wäre Wenn?", 23.20 Uhr, RTL.
Insgesamt ist die Show kurzweilig und unterhaltsam. Schade, dass sie fast zur Geisterstunde und nach der Nackt-Dating-Show (!) „Adam sucht Eva“ läuft. Für das ausbaufähige „Was Wäre Wenn?“ bleiben da vermutlich nicht allzu viele Zuschauer übrig, eine Fortsetzung wird es erfahrungsgemäß aber nur bei guten Quoten geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Jette Nietzard gibt sich kämpferisch
„Die Grüne Jugend wird auf die Barrikaden gehen“