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Blut spenden im AlexaEin gefragter Typ

Blutkonserven werden gerade dringend benötigt – unser Autor war Blut spenden im DRK-Zentrum im Alexa in Berlin-Mitte. Und jetzt gibt's Fisch.

Blutkonserve im Blutspendezentrum des DRK in Berlin Foto: dpa

Berlin taz | Eine der entscheidenden Fragen an diesem Vormittag dreht sich darum, ob man „rechts oder links“ ist? Denn links geht schneller, da käme man sofort dran. Und weil mehr Menschen den rechten Arm bevorzugen, gibt es gerade einen kleinen Rückstau im neuen Blutspendezentrum, das der DRK-Blutspendedienst Nord-Ost im Einkaufszentrum Alexa Mitte Juni eröffnet hat.

Ich bin als Erstspender hier. Na ja, das stimmt nicht ganz. Zu DDR-Zeiten, bekanntlich lange her, war ich drei Jahre lang regelmäßiger Blutspender. Damit gelte ich formal als Neuling im Blutspendebusiness. Ich hatte vor Kurzem bei meiner Hausärztin meine Blutgruppe bestimmen lassen (das kostet 30 Euro). Und als ich zum Weltblutspendetag davon las, dass „die aktuelle Versorgungslage“ in Berlin und Brandenburg „bei einigen Blutgruppen bedrohlich“ sei, dachte ich: Da leiste ich doch gern meinen Beitrag.

Zufälligerweise habe ich mit 0- genau die Blutgruppe, die selten vorkommt unter uns Menschen (6 Prozent) und laut „Blutgruppenbarometer“ des DRK gerade besonders knapp ist. Mit anderen Worten: Ich bin „ein gefragter Typ“ – das steht so in der DRK-Broschüre, die man in die Hand gedrückt bekommt.

Online lässt sich unter blutspende-nordost.de schnell und einfach ein Termin finden und zuvor per Frage-Antwort-Check klären, ob man überhaupt als Blutspender in Frage kommt. Ich komme in Frage.

Das Blutspendezentrum ist so neu, man meint, die frische Farbe zu riechen – das geht aber gar nicht, hier wird Maske getragen. Am Empfang gibt es eine Neue und viel Papierkram samt Kugelschreiber, den man behalten darf. Wasser gibt es umsonst: „Viel trinken!“ – dieser Hinweis wird ständig wiederholt. Auch alle Fragen aus dem Online-Check wiederholen sich, ja, es sind noch welche hinzugekommen. Sicherheit geht eben vor, für beide Seiten, für mich wie potenzielle Empfänger:innen. Unterschreiben und ab zur nächsten Station.

„Wie heißen Sie?“

Ein Pikser in den Finger und schon ist der Eisenwert meines Blutes bestimmt. Ich toppe den erforderten Mindestwert von 13 locker mit einer 16 und habe die erste Hürde genommen. Moment noch: „Wie heißen Sie?“ – Ich bin kurz irritiert. Die Identifikationskontrolle fand doch schon am Empfang statt? „Sie findet öfter statt, an jeder Station“, werde ich freundlich aufgeklärt. Und: „Haben Sie heute schon genug getrunken?“

Dann heißt es etwas warten. Ein Arzt oder eine Ärztin sprechen mit den potenziellen Blutspendern, messen Blutdruck, schauen sich die Antworten aus dem Gesundheits-Check an, besprechen mögliche Ausschlusskriterien. „Ich bin durchgefallen“, sagt enttäuscht eine Frau, die ich vorgelassen hatte, weil sie eigentlich „links“ ist und dann ohne Warten zur Blutspende hätte gehen können. Bei mir aber ist alles okay, ich bin als Blutspender geeignet – und ich weiß ja auch meinen Namen! In ein paar Wochen bekomme ich meinen Blutspenderausweis.

Und dann wird alles einfacher und geht schneller? „Nein, leider nicht“, klärt mich der freundliche Arzt auf. Die Fragen per Formular, die Kurzvisite beim Arzt – all das wird jedes Mal so ablaufen. Okay, der Vergabe von Terminen im 15-Minuten-Takt hatte getäuscht: Man muss fürs Blutspenden mindestens eine Stunde Zeit einplanen.

Als Dankeschön gibt’s am Ende einen 10-Euro-Essensgutschein

Am Ende aber, bei der eigentlichen Blutentnahme, dauert es bei mir nur sieben Minuten: Name? Gut getrunken? Die üblichen Fragen. Jetzt aber frage ich zurück: Aha, ein halber Liter wird entnommen. Wie viel davon hab ich noch mal in mir? „Im Durchschnitt fünf bis sechs Liter.“ Und es läuft gut. Ich mache es mir bequem auf diesen schicken roten Liegen, so eine hätte ich gern zu Hause.

Als Dankeschön gibt’s am Ende einen 10-Euro-Essensgutschein, den man direkt im Einkaufszentrum einlösen kann, ich nehme den für ein Fischrestaurant.

Ach ja, und ich habe links gewählt.

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