piwik no script img

Blogger-Konferenz auf der Cebit„Content von Werbung trennen“

Der Blogger Sascha Pallenberg über die Cebit-Veranstaltung „Rock The Blog“, publizistische Inhalte und Veränderungen durch Internet-Publishing.

Selbstportrait: Sascha Pallenberg, wie er sich selbst gerne sieht. Bild: Sascha Pallenberg
Natalie Mayroth
Interview von Natalie Mayroth

taz: Herr Pallenberg, Sie sind von den Cebit-Veranstaltern auf die „Rock The Blog“-Diskussionsveranstaltung eingeladen worden. Wie finden Sie den Versuch, Firmen mit Bloggern zusammenzubringen?

Sascha Pallenberg: Ich finde es toll, dass die Cebit eine separate Blogger-Konferenz stattfinden lässt, wo man ganz einfach mit Marken und Kommunikationsagenturen in Kontakt kommen kann. Das ist für viele Blogger wichtig, insbesondere für „Firmen-Blogger“. Ich habe meine unabhängige Plattform. Damit gehöre ich, wenn ich mir das Ökosystem auf dieser ersten Konferenz ansehe, zur Minderheit.

Unter dem Begriff des Publishings verschwimmen gerade im Netz Public Relations und Journalismus. Kann man hier noch klare Linien ziehen?

Ich bin nach wie vor bin ich ein Verfechter des unabhängigen Publishings. Mir ist Transparenz beim Bloggen wichtig, gerade als jemand der sich oft mit Firmen und Produkten auseinandersetzt. Ich würde, dass was ich mache, jetzt nicht als Journalismus bezeichnen.

Als Sie 2007 mit dem Bloggen angefangen haben, hätten Sie geahnt, dass die größte IT-Messe der Welt sich einmal so auf Blogger stürzt?

Es wäre gut für mich gewesen, aber ich bin sonst auch jedes Jahr auf der Republica in Berlin. Eine Konferenz, die ich immer noch liebe, da sie für freie Meinungsäußerung, ein freies Netz für alle und die Demokratisierung des Publishings steht. Ich mag auch das Konzept auf der Cebit, das versucht Blogger mit Firmen zu verknüpfen. In Teilbereichen läuft das bei der Republica ähnlich ab.

Was ist mit den vergangenen Jahren, in denen die Cebit schon mit Bloggern wie Sascha Lobo kooperiert hat?

Die Organisatoren haben sich viele Jahre schwergetan, Blogger mit Firmen, Machern und Infrastrukturen, die sich auf der Cebit treffen, zusammenzubringen. Viele Chancen wurden vertan. Dass sie das jetzt begriffen haben, finde ich ganz toll. Ich bin mir sicher, dass es nicht die letzte Konferenz sein wird. Was man dabei nicht vergessen sollte, ist, dass die Cebit nach wie vor die größte IT-Messe auf diesem Planeten ist.

Sascha Pallenberg

Der Mann: Jahrgang 1971, lebt in Taiwan und ist einer der bekanntesten deutschen Blogger.

Das Blog: www.pallenberg.net und www.mobilgeeks.de

Der Podcast: Seit 2013 produziert Pallenberg zusammen mit Carsten Knobloch den „Neuland-Podcast“.

Wer zieht mehr Vorteile aus Veranstaltungen wie „Rock The Blog“?

Es ist für alle gut und im Grunde genommen ein erstes Zusammentreffen. Die Teilnehmer treffen hier auf Firmen und sie können sich mit ihren Meinungen positionieren, Beiträge einreichen und mitreden. Ich hätte nicht gedacht, dass 500 Leute hier herkommen. Es ist viel los, das finde ich klasse.

Bei der //www.youtube.com/watch?v=Gb4OOf8evZY:Diskussion mit Matthias Schrader haben sie ihre Einstellung zum Publizieren im Netz widerlegt?

Ich habe mich klar positioniert, was ich vom Bloggen halte und wie ich unabhängigen Journalismus sehe. Beim Publishing müssen Content und Werbung klar voneinander getrennt werden. Als Publisher darf ich nicht abhängig von einem Geldgeber sein, wenn ich Unabhängigkeit beanspruche. Anders kann zumindest ich, nicht vor meine Leser treten und Gleiches behaupten.

Ihr Blog „Mobilegeeks“ ist unabhängig?

Absolut.

Oft hört man, Bloggen sei tot, da der Hype um Blogs vorbei sei und zumindest in Deutschland Blogs keine große politische Relevanz haben. Wie sehen Sie das?

Darauf gebe ich nichts. Das sind die gleichen Leute, die schon seit 2007 sagen, im nächsten Jahr ist die E-Mail tot. Es gibt extrem relevante Blogs, die nur eine Reichweite von zwei- bis dreihundert Besuchern haben, aber sie erreichen die richtigen zwei- bis dreihundert. Ich habe einen Bekannten, der hat auf seinem Blog 1.000 Leser, aber verdient 100.000 Dollar damit im Monat. Er macht Industrieanalysen, aber es ist ein Blog.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare