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Blackout in KöpenickNicht bloß Kerzenschein-Romantik

Der Stromausfall in Köpenick wirft ernste Fragen auf. Ein Wochenkommentar.

Nur streunendes Licht unterwegs, ansonsten blieb es zappenduster in Köpenick Foto: dpa

Wie HeldInnen wurden in den vergangenen Tagen in Berliner Medien die tapferen Köpenicker und Köpenickerinnen gefeiert, die mutig und unverzagt einen mehr als dreißigstündigen Stromausfall überstanden haben. Tatsächlich muss man sich fast darüber wundern, dass dieser – jedenfalls nach bisherigem Kenntnisstand – ohne größere Katastrophen und Dramen verlief.

Denn es kann einem wirklich Angst machen, welche Folgen ein solcher Stromausfall mit sich bringt. Die bei Bauarbeiten verursachte Havarie ließ von Dienstagmittag bis Mittwochabend ja nicht nur Ampelanlagen und Straßenbeleuchtung ausfallen, Fahrstühle und automatische Türen stehen bleiben oder Kühltruhen warm und Heizungen kalt werden. Auch Internetrouter und damit ein großer Teil der Festnetztelefone funktionieren heutzutage nicht mehr ohne Strom, Handyakkus sind ohne nicht aufzuladen – und kaum jemand besitzt wohl noch batteriebetriebene Radios. Selbst das Köpenicker Krankenhaus musste seine Versorgung einschränken und etwa Operationen verschieben und PatientInnen der Intensivstation verlegen.

Ein Held ist, wer sich in Kampf und Krieg durch Tapferkeit hervortut oder sich mutig einer schweren Aufgabe stellt, heißt es im Duden. Nun, die Köpenicker hatten keine Wahl – und manche sicher noch weniger als andere. Wer jung und mobil ist und/oder über ausreichend moderne Medienkompetenz verfügt, wird sich zu helfen gewusst haben und ist vielleicht einfach bei Freunden in anderen Bezirken untergeschlüpft. Wer aber etwa alt und bewegungseingeschränkt ans Haus gefesselt ist und vielleicht keine Powerbank für sein Handy hat, zudem mangels Strom von medialer Information über mögliche Hilfen im Notfall abgeschnitten war, hat vermutlich ziemlich Panik bekommen.

Der Stromausfall – sosehr ihn manche Medien auch romantisieren mögen – hat ernste Probleme aufgezeigt. Was, wenn so ein Ausfall noch größere Gebiete beträfe? Wie wäre den Menschen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können? Wie kann es sein, dass eine Firma baut, die offenbar nicht über den Verlauf von Stromkabeln informiert ist? Wieso liegen ein wichtiges Kabel und das Ersatzkabel für dieses so dicht beieinander, dass gleich beide bei einer Bohrung zerstört werden können? Wie kann es sein, dass nicht einmal Krankenhäuser über ausreichende Notstromversorgung verfügen?

Digitalisierung ist das große Ding in der Politik, erstmals hat Berlin unter R2G sogar eigens einen Staatssekretärsposten für Informations- und Kommunikationstechnik geschaffen. Diese Woche hat gezeigt, dass bei aller Begeisterung über die Möglichkeiten der neuen Kommunikationstechnologien auch ihre Nachteile im Blick bleiben müssen.

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