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Bizarre Weckrufe vom Busdach

Von Demütigungen und dem Versuch, trotzdem nicht unterzugehen: Doc Schoko kommen nach Hamburg

Das ganze Land im Tiefschlaf

Weckrufe nehmen bislang seltsame Formen an. Nehmen wir einmal die „Schokomobilbustour“ der Berliner Band Doc Schoko, die dieser Tage auch nach Hamburg führen wird. Ihre Anfang diesen Monats bei Louisville Records erscheinende CD Große Straße ist ein Appell, den Nonkonformismus doch bitte endlich wieder zu pflegen. Dies ist, kurz gefasst, das Resümee aus dem Song „Puppentanz“, der lakonisch feststellt, das es überall in Deutschland „so schrecklich ist. Das ganze Land befindet sich im Tiefschlaf“.

Das Trio versteht sich als songorientierte Punk/Kraut-Band, die „mit direkten Texten schnell auf den Punkt kommen will“, wie es Bandgründer und Sänger Christian Schulte formuliert. „Wir pflegen einen gewissen Hedonismus, da sind wir ziemlich nahe an Ton Steine Scherben oder Fehlfarben.“

Schultes Texte befassen sich mit allerlei Demütigungen durch Ämter und gesellschaftliche Konventionen, sowie mit verschiedenerlei absonderlichen Versuchen, die eigene Persönlichkeit trotz für den Moment gescheiterter Verständigung nicht untergehen zu lassen. Wirklich neu ist dieses Konzept zwar nicht, aber seit längerem schon hat keine deutschsprachige Band diese Dinge so treffend auf den Punkt gebracht. In der Minimal-Punkrock-Besetzung mit Bass, Gitarre und Schlagzeug sind Doc Schoko derzeit unterwegs, und am Freitag werden sie vom Dach ihres Bandbusses aus direkt vor dem Rekord Store und vor der Hasenschaukel spielen. Kostenlos, versteht sich „Es ist ein Schritt näher an die Leute heran, die sich nachmittags in ihrem Viertel ein Konzert für lau geben können und nicht spätabends in den Club fahren müssen, um das letzte Geld für Eintritt und Bier zu opfern.“

Furchterregend:

J. Stardust

4.8., 21 Uhr, Fundbureau sowie 5.8., 18.30 Reckord Store, Schulterblatt 84 sowie 21.30 Hasenschaukel, Silbersackstraße 17

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