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■ Bitte!Schützt die Gen-Vielfalt

Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?

Ich wünsche mir von einer rot- grünen Regierung, dem Biosafety-Protokoll zum Durchbruch zu verhelfen. Bisher hat Deutschland, zusammen mit den USA, die Verhandlungen um das Protokoll behindert. Die Biosafety-Vereinbarung, die im Februar 1999 im kolumbianischen Cartagena zur Verabschiedung durch 170 Staaten ansteht, soll verbindliche Regeln für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen schaffen. Es besteht nämlich große Besorgnis, daß sogenannte transgene Nutzpflanzen den grassierenden Artenschwund und die genetische Erosion weiter verstärken – und damit die Grundlage unser aller Ernährung aufs Spiel setzen.

Transgene Pflanzen erhalten im Labor fremde Erbinformationen, die sie gegen Gifte immunisieren oder bestimmte Eigenschaften künstlich ausprägen. Gerade in den Ländern des Südens könnte der Einsatz solcher Pflanzen dazu führen, daß die natürliche Artenvielfalt weiter verkümmert. Die Basis für künftige Züchtungen würde dadurch in einer Weltregion geschmälert, aus der fast alle unsere wichtigen Nutzpflanzen stammen.

Das Biosafety-Protokoll ist für die gesamte Menschheit eminent wichtig. Es räumt den Ländern des Südens das Recht ein, die Risiken genmanipulierter Organismen vor deren Import abzuschätzen. Sie könnten dann etwa entscheiden, transgenes Saatgut nicht auf ihre Felder auszubringen. Die Mehrzahl der EU-Staaten wäre bereit, am globalen Markt ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Die Bundesregierung war es nicht – bislang. Beatrix Tappeser

Beatrix Tappeser vom Öko-Institut (Freiburg) nimmt seit 1995 an den Biosafety-Verhandlungen als Beraterin der regierungsunabhängigen Organisationen teil.

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