■ Bitte!: Für eine Wehrreform
Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?
Ich vertraue darauf, daß eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung die zu Oppositionszeiten vergeblich geforderte Wehrstrukturkommission beruft. Entscheidungen über eine Wehrreform sowie die Stärke und die Struktur der Bundeswehr sollen erst dann getroffen werden, wenn Bericht und Empfehlungen dieses Beratungsgremiums vorgelegt worden sind.
Aufgabe einer solchen Wehrstrukturkommission muß es sein, die sicherheitspolitischen Risiken zu analysieren und auf ihrer Grundlage die zukünftigen Aufgaben der Streitkräfte zu definieren. Dazu müssen unterschiedliche Organisationsmodelle entwickelt und diese unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, volks- und betriebswirtschaftlicher Folgen bewertet werden.
Ich gehe davon aus, daß der Bundeswehrverband – die Interessensvertretung der Soldaten, Ehemaligen und Hinterbliebenen – Gelegenheit erhalten wird, in diesem Organ mitzuwirken. Denn ein Gremium ausschließlich aus Abgeordneten des Deutschen Bundestages besäße neben dem Verteidigungsausschuß kein eigenständiges Gewicht.
Dieses Instrument ist wichtig, weil Schnellschüsse und Kurzschlüsse in der Sicherheitspolitik unverantwortbare Risiken zur Folge haben können. Zudem müßten Einbußen an Personal und Infrastruktur, die leichten Herzens vorgenommen würden, in einem langwierigen und mühsamen Prozeß kompensiert werden. Methodisches Vorgehen ist auch realistisch. Wer antritt, um Arbeitsplätze zu schaffen, kann nicht damit beginnen, Beschäftigung in der Armee zu vernichten. Bernhard Gertz
Oberst Bernhard Gertz ist Bundesvorsitzender und Geschäftsführer des Deutschen Bundeswehr-Verbands in Bonn
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