Bisher größte Anti-Doping-Razzia: Europol lässt die Muskeln spielen
Bei einer internationalen Großrazzia ging es der Doping-Mafia für Freizeitsportler an den Kragen. Ergebnis: 3,8 Millionen konfiszierte Präparate.
Die derzeitigen Ermittlungen stehen zwar noch am berühmten „Anfang der Erkenntnisse“. Trotzdem erwähnt die Sprecherin des Kölner Zollkriminalamtes gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Ermittlungen vor allem gegen Freizeitsportler richten. So spricht die europäische Polizeibehörde Europol, die ebenfalls an der Razzia beteiligt war, von „Fitnesscenter-Süchtigen“ als Hauptkonsumenten von Anabolika. „Nichtprofessionelle Athleten, Radsportler und Bodybuilder“ würden Päckchen mit Steroiden in Asien oder Osteuropa besorgen und diese an Fitnesscenter liefern. Laut Europol ist der weltweite Handel mit Anabolika in den letzten 20 Jahren stark angestiegen.
In Dänemark haben die Behörden bereits im vergangenen Jahr auf diesen Trend reagiert: Dort können Vertreter der nationalen Anti-Doping-Behörde in Fitnesscentern unangemeldet Dopingproben bei Privatpersonen durchführen. Werbung und Verkauf laufen laut Europol allerdings nicht nur im heimischen Fitnesscenter und in illegalen Läden, sondern zunehmend auch in sozialen Netzwerken. Zu den Konsumenten zählen allerdings nicht nur Menschen: So wurden Hormone auch genutzt, um Tierzucht zu intensivieren, Bauernhoftiere zu füttern oder etwa bei Pferderennen die Leistung zu steigern.
„Beispiellose Aktion“
An dem Einsatz unter Federführung der italienischen und griechischen Polizei beteiligte sich auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Der deutsche Chefermittler der Agentur, Günter Younger, verkündete am Dienstag wohl nicht ohne Stolz, dass auch deutsche Ermittler am „größten Einsatz dieser Art“ beteiligt waren. Younger äußerte, dass diese Art von länderübergreifender Zusammenarbeit einen bedeutenden Einfluss auf die Verfügbarkeit verbotener Substanzen haben könne. „Wir stehen bereit, um diese Art von Rolle in einer jeglichen, andauernden Operation fortzusetzen. Dies ist ein gemeinsamer Kampf gegen Sportbetrug auf dem Kontinent“, sagte Younger einer Mitteilung der Wada zufolge.
Für Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, zeigt die „bislang beispiellose Aktion“, dass staatliche Ermittlungsbehörden im Kampf gegen Doping unverzichtbar seien. Beifall erhielt die „Operation Viribus“ zudem vom Internationalen Olympischen Komitee: „Es ist entscheidend, die Händler und Produzenten ins Visier zu nehmen, die Doping im Sport ermöglichen und diese kriminelle Industrie vorantreiben.“
IOC
Auch im Spitzensport laufen derzeit noch Doping-Ermittlungen. Ende Februar hatte das österreichische Bundeskriminalamt im Zuge der sogenannten „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld mehrere Personen festgenommen. In Deutschland steht ein Erfurter Sportarzt als mutmaßlicher Drahtzieher eines vermuteten Netzwerkes im Fokus der Ermittlungen. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen mindestens 21 Sportler aus 8 Ländern verbotenes Eigenblut-Doping betrieben haben.
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