Birmas Oppositionsführerin: Suu Kyi von Obama geehrt
Mit der Goldenen Ehrenmedaille wird Suu Kyi die höchste zivile Ehre der USA zuteil. Sie wird damit für den Kampf gegen das Militärregime in Birma ausgezeichnet.
WASHINGTON dapd | Für ihren friedlichen Kampf gegen die Militärherrschaft in ihrer Heimat Birma ist die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi vom US-Kongress mit der höchsten zivilen Auszeichnung des Landes geehrt.
Es ist „einer der bewegendsten Tage meines Lebens“, sagte Suu Kyi während der Zeremonie am Mittwochabend (Ortszeit) im Washingtoner Kapitol. Anschließend traf sie mit US-Präsident Barack Obama zu einem Gespräch zusammen. Die Friedensnobelpreisträgerin verbrachte 15 Jahre im Gefängnis oder stand unter Hausarrest.
Die Goldene Ehrenmedaille war der Friedensnobelpreisträgerin bereits 2008 zugesprochen worden, als sie noch unter Hausarrest stand. Nun, während ihrer 17-tägigen Reise durch die USA, durfte Suu Kyi die Auszeichnung schließlich persönlich entgegennehmen. Die 67-jährige Politikerin zeigte sich gerührt. US-Außenministerin Hillary Clinton, zahlreiche Abgeordnete sowie die Führer von Repräsentantenhaus und Senat würdigten die Verdienste Suu Kyis.
„Es ist einfach zu schön um wahr zu sein, meine Freundin, dass du nun in der Rotunde unseres Kapitols bist, dem Herzstück unserer Demokratie“, sagte Clinton. Buddhistische Mönche in safran-farbenen Gewändern und Frauen in traditionellen birmanischen Kleidern wohnten der Zeremonie bei. Frühere Empfänger der Auszeichnung waren George Washington, der Dalai Lama und Papst Johannes Paul II.
Wie Martin Luther King und Mahatma Gandhi
Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, einer der wichtigsten Unterstützer Suu Kyis in den USA, verglich den von ihr gewählten friedlichen Widerstand mit jenen von Martin Luther King und Mahatma Gandhi. „Es war unmöglich, nicht berührt zu sein von ihrer stillen Entschlossenheit, ihrem verborgenen und dennoch strahlenden Heldentum.“ Und auch der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain, der oft selbst wegen seiner jahrelangen Kriegsgefangenschaft in Vietnam als Held bezeichnet wird, nannte Suu Kyi seine Heldin.
Nach der feierlichen Verleihung kam Suu Kyi zu einem privaten Gespräch mit Obama im Weißen Haus zusammen. Beide wirkten entspannt und lächelten bei ihrer Unterhaltung im Oval Office. Obama brachte seine „Bewunderung für ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihre persönlichen Opfer“, die sie bei ihren Einsatz für Demokratie bringen musste, zum Ausdruck, wie das Weiße Haus mitteilte. Demnach wollen sich die USA auch in Zukunft für politische und wirtschaftliche Reformen sowie für den Schutz der Bürgerrechte in Birma einsetzen.
Einen offiziellen Pressetermin gab es nicht. Ein hochrangiges Regierungsmitglied sagte, es solle in Washington Bedenken geben, der Besuch Suu Kyis könne die Teilnahme des reformorientierten Präsidenten Thein Sein an der UN-Vollversammlung kommende Woche überschatten.
Aufhebung der Sanktionen möglich
Thein Sein, ein Mitglied der früher in Birma regierenden Militärjunta, hat die politische Öffnung des Landes in den vergangenen beiden Jahren vorangetrieben. Sie wurde mit der Freilassung Suu Kyis eingeleitet. Die 67-Jährige sitzt heute im Parlament. Eine Folge der neuen birmanischen Politik war eine Normalisierung des diplomatischen Verhältnisses mit den USA. Seither haben die USA auch Wirtschaftssanktionen gelockert. Nun erwägt die US-Regierung auch das Verbot von Importen aus Birma aufzuheben.
Das wäre ein Schritt, den Suu Kyi begrüßen würde. Doch es kommt auch Widerspruch von einigen ihrer Unterstützer. Sie fürchten, Washington könne dadurch ein Druckmittel gegen Birma verlieren. Denn die ersten Reformschritte im Land seien noch revidierbar, zudem sei die Menschenrechtslage noch immer kritisch.
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