: Birma-Gruppen beschließen weltweite Zusammenarbeit
■ Aus Washington M. Baumann
Im Vorfeld der Verleihung des Friedensnobelpreises an die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi trafen am vergangenen Wochenende VertreterInnen von über 50 Birma-Gruppen und -initiativen aus Nordamerika, Europa, Japan, Australien und Thailand in Washington zusammen. Für „eine demokratische Zukunft aller Völker Birmas“ wollen sie die Ehrung am 10.Dezember weltweit mit Mahnwachen und Veranstaltungen begleiten.
Bereits im Frühjahr hatten über 20 Birma-Initiativen bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene aufgenommen.
In dieser weltweiten Birma-Koalition, an deren Zustandekommen der thailändische Sozialkritiker Sulak Sivaraksa (siehe Seite 9) wesentlichen Anteil hat, arbeiten unter anderem Friedens- und Versöhnungsgruppen, buddhistische Netzwerke, christliche Kirchen, ökologische Gruppierungen, Exilgruppen, VertreterInnen ethnischer Minderheiten und Washingtoner LobbyspezialistInnen zusammen. Die Koalition könnte vor allem den bislang häufig neben- und gegeneinander streitenden Exilgruppen einen heilsamen Impuls zur Bündelung ihrer Kräfte verschaffen. Die seit den Massakern des Militärs an der birmanischen Bevölkerung vom Herbst 1988 entstandene politische Zusammenarbeit zwischen Minderheiten und birmanischer Mehrheit wäre damit auch im Ausland gestärkt und könnte den Druck auf das Regime erhöhen.
Vereinbart wurden insbesondere Initiativen in der Öffentlichkeit und gegenüber Parlamenten zur Verhängung eines Embargos gegen Teak- Exporte aus Birma und Teak-Produkte aus Thailand — wie vom Europäischen Parlament gefordert — durch die jeweiligen nationalen Regierungen. Des weiteren wird die Ausweitung des Waffenembargos der EG und der USA durch andere Lieferanten — insbesondere China, Singapur und Südkorea — angestrebt. Zu Diskussionen führte, daß in Birma immer noch Waffen durch eine Fima produziert werden, die den Namen des deutschen Rüstungskonzerns „Fritz Werner“ führt.
Die neugeschaffene Birma-Koalition begrüßte Mitglieder der aus freigewählten Abgeordneten gebildeten Exilregierung. Ihr Ministerpräsident Sein Win, der in Hamburg als Mathematiker promoviert hat und ein Cousin der Preisträgerin ist, verband die Vision eines zukünftigen friedlichen Zusammenlebens aller Völker Birmas mit Gedanken über die zukünftige Rolle Birmas in der Welt und dem Vorschlag, schon jetzt Vorbereitungen für die Rückkehr von über 100.000 Fachleuten aus dem Exil zu treffen. (Die Tagungsmaterialien von Hofgeismar sind kürzlich als epd-Dokumentation (43/91) erschienen).
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