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Biogas in BerlinGas gibts jetzt auch in Grün

Haushalte können jetzt mit Biogas kochen und heizen. Möglich macht das der Ökostromanbieter Lichtblick: Er verkauft Erdgas mit grüner Beimischung. Die Gasag beugt sich dem Trend und zieht nach.

Neue Verwertungskette: Kühe machen Mist, Mist macht Biogas, Biogas heizt Berlin Bild: AP

Der Ökostromanbieter Lichtblick mischt den Gasmarkt auf: Seit Mitte September bietet er Privathaushalten und gewerblichen Kunden in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein einen Mix aus Erd- und Biogas an. Eine erste Biogasanlage im brandenburgischen Jüterbog soll in Kürze in Betrieb gehen.

Biogas kommt nach Berlin

Als Anbieter von Ökostrom ist die Lichtblick GmbH schon länger bekannt. Jetzt können Berliner und Brandenburger auch Gas bei dem Hamburger Unternehmen ordern. Vorerst werden 5 Prozent klimafreundliches Biogas dem Erdgas beigemischt, ein Anteil, der schon bald im zweistelligen Bereich liegen soll. Erzeugt wird das Gas, das sich in Sachen Brennwert und Geruch nicht von Erdgas unterscheiden lässt, in einer Anlage bei Jüterbog. Zu kämpfen haben neue Gasanbieter laut Lichtblick-Sprecher Gero Lücking mit massiven Widerständen der Netzbetreiber.

Biogas für den Endverbraucher ist ein Novum in Deutschland: Schon jetzt gibt es Stadtwerke, die grünes Gas produzieren. Allerdings wird es von Blockheizkraftwerken komplett in Strom und Wärme umgewandelt. Bei Lichtblick gilt das nur für die Hälfte des Biogases, der Rest geht in die Haushalte. "Klimafreundliches Gas zum Heizen und Kochen ist eine Innovation, die derzeit kein anderes Unternehmen in Deutschland anbietet," sagt Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz. Der Biogasanteil im Lichtblick-Mix soll zu Beginn 5 Prozent betragen und später steigen.

Beim Großanbieter Gasag gibt man sich angesichts der neuen Konkurrenz gelassen: "Der Einstieg von Lichtblick in den Gasmarkt hat uns nicht überrascht", sagt Sprecher Klaus Haschker. Biogas liege im Trend. "Die Gasag wird deshalb im nächsten Jahr selbst Biogas ins Netz einspeisen." Der Bau der ersten Anlage des Unternehmens in Rathenow habe am 1. Oktober begonnen, weitere 15 sollen bis 2015 in Betrieb gehen. Wie hoch der Biogasanteil der Gasag vorerst sein wird, weiß Haschker noch nicht. "Noch nicht sehr hoch jedenfalls." Die Konkurrenten Nuon, "E wie Einfach" und Klickgas setzen weiter auf reines Erdgas.

"Wegen der monopolartigen Strukturen auf dem Gasmarkt gibt es bisher keine wirkliche Auswahl für Verbraucher", sagt Holger Krawinkel, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Jeder Neuanbieter sei darum wichtig. "Wenn man mit Biogas nun eine umweltfreundliche Alternative wählen kann, umso besser."

Biogas besteht größtenteils aus Methan. Es entsteht bei der Vergärung organischen Materials wie Pflanzen, Biomüll oder Gülle. Im Gegensatz zu Erdgas verbrennt es klimaneutral, da nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor gebunden wurde.

"Biogas hat den großen Vorteil, dass Abfallstoffe verwertet werden können", sagt Holger Krawinkel. Deshalb werde es künftig eine wichtige Rolle spielen. "20 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs könnten bis 2020 durch Biogas ersetzt werden", meint auch Bastian Olzem vom Fachverband Biogas.

Deutschland ist zu etwa 85 Prozent von Erdgasimporten abhängig, Tendenz steigend. "Der Preis für Erdgas wird im nächsten Jahr voraussichtlich steigen, da er an den Ölpreis gekoppelt ist", vermutet Krawinkel. Auch vor diesem Hintergrund werde Biogas immer wichtiger.

Dass Lichtblick jetzt auf den Gasmarkt geht, hat auch damit zu tun, dass die Bundesnetzagentur zum 1. Oktober das sogenannte Zweivertragsmodell durchgesetzt hat. Es macht neuen Wettbewerbern den Einstieg leichter, weil nur noch ein Vertrag für die Gas-Einspeisung und ein zweiter für die Entnahme durch den Verbraucher nötig ist. Bislang mussten Versorger für den Gastransport einzelne Verträge mit den verschiedenen Netzbetreibern im Belieferungsgebiet abschließen - ein aufwändiges und teures Verfahren.

"Das Zweivertragsmodell ist ein wichtiger Schritt", findet Anne Köhler vom Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne), "aber neue Gaslieferanten sind nach wie vor unkalkulierbaren Risiken ausgesetzt." Sie müssen beispielsweise so viel Gas einspeisen, wie ihnen ihre Kunden voraussichtlich abnehmen. "Ist dann die Differenz zwischen Prognose und tatsächlichem Verbrauch zu groß, drohen hohe Aufpreisentgelte", so Köhler. Auf dem Strommarkt seien die Kosten viel besser einschätzbar.

Lichtblick bietet sein Gas zum Einheitstarif an: 9,90 Euro im Monat beträgt der Grundpreis, die Kilowattstunde kostet 6,25 Cent. Bei der Konkurrenz variiert der Preis nach Verbrauch. Der Wechsel des Gaslieferanten ist genauso unkompliziert wie der des Stromversorgers: Nach einem schriftlichen Auftrag an den neuen Versorger regelt dieser die Formalitäten. Interessant für alle, die Lichtblick-Strom beziehen: Sie können sich selbst als Gaskunden werben und mit einer Prämie belohnen lassen.

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1 Kommentar

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  • DD
    Daniel Dodt

    "Biogas für den Endverbraucher in Berlin"? Das ist doch wohl ein Witz. Wie kann man denn bei einer Beimischung von 5% Biogas von "Grünem Gas" sprechen? Dann kann sich ja auch jeder Fahrer eines Diesels umwelttechnisch auf die Schulter klopfen lassen, weil er ja mit "grünem Diesel" fährt, da dem deutschen Diesel per Gesetz knapp 5% Biodiesel beigemischt werden müssen.

    Ich stimme dem zwar zu, dass es ein Novum auf dem Gasmarkt und ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, halte aber den Hype in den Medien darum für total übertrieben, bzw. eine geniale PR-Strategie von Lichtblick, die von der Presse dankbar angenommen und im Sinne des Angenda-Surfings schön bunt - oder sollte man hier eher sagen GRÜN - ausgeschmückt wird.