: Billischer, billischer
■ Einkaufsszenen am Strand in südlichen Gefilden
Wer an den Strand nach Spanien oder Italien fährt, lernt dort ja zwangsläufig „Mr. Billischer“ kennen. Mr. Billischer zeichnet sich in der Regel aus durch schwarze Hautfarbe und kiloweise Sachen, die man am Strand zwar garantiert nicht braucht, die aber „billischer“ sind. „Teppischä“ zum Beispiel. Oder „Güttel“ mit „Güttelschnallen“ in Elefantenform. Gerne hat Mr. Billischer auch teuer aussehende Armbanduhren im Gepäck, die „30 Mettä wasserdischt“ sind und so vergoldet, daß man blind wird. Von denen behauptet Mr. Billischer dann gerne, daß er sie „heute letzte Tach“ feilbietet. Man muß schon sehr rigoros darauf hinweisen, daß „30 Mettä wasserdischte“ Armbanduhren so ziemlich das letzte sind, das man bei 30 Grad Hitze am Sandstrand zu kaufen gedenkt, damit Mr. Billischer das akzeptiert und weiter seinen Gang geht. Am Strand entlang nämlich, dicht gefolgt von „Mr. Sondärrangebot“, der etwa fünf Minuten später an unserem Badelaken Station macht, um langbeinige Levi's-Jeans anzubieten, die er heute garantiert „letzte Tach“ im Angebot hat.
Was denkt er sich eigentlich? Da liegen wir schweißverklebt, mit glitschigem Sonnenöl eingerieben und mit Sand in den Badehosen in glühend heißer Killer-Sonne und der will, daß wir seine Jeans anprobieren? Der hat sie doch nicht mehr alle! Wer weiß, wie viele andere Urlauber da schon Schutzfaktor-, Salz-, Schweiß - und Sandreste drin hinterlassen haben? Und dann immer diese „Teppischä“! Wie soll ich die denn bitteschön ins Flugzeug kriegen? Wie soll ich die vom Strand ins Hotel schaffen? Und wie schafft er es eigentlich, gleich zwölf Stück von diesen Dingern mit sich herumzuschleifen, ohne unter der Last des Handgeknüpften zusammenzubrechen? Und letzte Frage: Wer kauft die Dinger eigentlich?
Vielleicht versuche ich das zu Hause einfach auch mal. Im Winter. Dann stelle ich mich in Frankfurt-Bornheim ins Hallenbad und biete nassen Menschen in Badekappen selbstgetöpfertes Teeservice an. Wenn ich dann auf gut hessisch sage, daß die heute „billischä“ wären, mach ich dort vielleicht das Geschäft meines Lebens! Frank M. Ziegler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen