Bildungsgipfel mit der Kanzlerin: Gut, dass wir geredet haben
Klar muss die Digitalisierung schneller gehen. Doch man sollte sich nicht von Schnellschüssen wie Dienstlaptops für Lehrerkräfte blenden lassen.
D ie Digitialisierung der Schulen in der Corona-Krise muss schneller gehen. Dienstlaptops für alle Lehrkräfte sind ein Muss, klar. Und, ach ja, Breitband für die Schulen, damit man die Dienstlaptops auch in den Lehrerzimmern benutzen kann. Schön, dass sie mal wieder darüber geredet haben, die KultusministerInnen der Länder und die Kanzlerin beim Bildungsgipfel am Montagabend, dem zweiten nach dem ersten Krisentreffen im Kanzleramt im August.
Nun ist es nicht so, dass die beschlossenen Dinge falsch wären. Sie sind genau richtig. Ganz besonders richtig ist zum Beispiel auch der Beschluss des Bundes, sich an den Kosten für externe IT-AdministratorInnen an den Schulen zu beteiligen, die sich darum kümmern sollen, dass die PCs laufen und das Internet nicht ständig abstürzt. Denn auch das ist Alltag in vielen Schulen in Berlin, wo Schulleitungen auch schon mal sagen, man solle besser gleich noch mal anrufen, bloß keine Mail bitte, das Internet sei eh gleich wieder weg, und da müsse sich dann die IT-affine Kollegin xy nach Dienstschluss drum kümmern.
Nun ist ein bisschen müßig, herumzunörgeln, wie die FDP das tut, dass man mehr Tempo, Tempo machen müsste. Stimmt. Aber zugleich ist diese Krise auch ein guter Moment, die größte offene Flanke, die die Berliner Schulen (und nicht nur die) neben dem Fachkräfte- und Schulplatzmangel haben, einigermaßen sortiert anzugehen. Und die verpennte Digitalisierung an den Schulen – missglückte Breitbandausschreibung, zerstückelte Serverlandschaft, mangelndes IT-Personal – löst man nicht mal eben zwischen Sommer- und Herbstferien, Corona hin oder her.
Dabei sollte man sich nicht von dem blenden lassen, was immer am stolzesten präsentiert wird: Die Dienstlaptops für die Lehrkräfte, an denen sich der Bund beteiligen will. Die Tablets, die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im Frühjahr an digital bedürftige Kinder für den Homeschooling-Gebrauch verteilt. Denn die wirklichen Probleme liegen im strukturellen Bereich, siehe oben.
Dazu als Schlusswort ein Satz aus dem Koalitionspapier von 2016: Rot-Rot-Grün wollte die Schulen „mit schnellen und leistungsfähigen Breitbandanschlüssen, W-Lan für alle und einer zeitgemäßen Hard- und Software-Ausstattung“ stärken.
Im August kam heraus, dass die Auftrag noch nicht einmal vergeben wurde von der Bildungsverwaltung. Begründung: Das IT-Dienstleistungszentrum ITDZ sei zu langsam. Da macht man in Berlin offenbar noch lieber – nix.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!