piwik no script img

Bildschirm statt Baggern

■ Fücks gegen Beckmeyer: Kleine Lösung für Weservertiefung

Der Fluß muß sich an die Größe der Schiffe anpassen. So las der Häfensenator seinen Auftrag vom Mai. Damals wurde beschlossen, daß Häfen- und Umweltressort sich der Mittelweser zwischen Bremen und Minden annehmen sollen. „Ausbau“ lautete das Stichwort, das der Bundesverkehrsminister ausgegeben hatte. Denn in diesem Flußabschnitt wird es für die neuen „Großmotorgüterschiffe“ mit ihren 85 Metern Länge und 10 Metern Breite eng. Das Verkehrshindernis heißt Natur. Heute legen Häfen- und Umweltressort dem Senat ihre Ergebnisse zum Ausbau der Mittelweser vor – Welten prallen aufeinander.

Denn statt den Fluß teuer mit Baggern zu verbreitern, wie vom Häfenressort geplant, will Umwelt die Schiffe per billigerer elektronischer Leitsysteme an engen Stellen der Weser aneinander vorbei lotsen: Erstmal den reibungslosen und sicheren Schiffsverkehr gewährleisten – denn es komme stärker auf exakt planbare Pünktlichkeit an als auf Schnelligkeit. Dann das Gesamtaufkommen genau prüfen – wobei Verkehrsaufkommen auf Straße oder Schiene oder Fluß als planerische Einheit betrachtet werden müssen, die man nicht gegeneinander ausspielen könne. Danach erst müssen gezielte Maßnahmen an einzelnen Stellen der Weser ergriffen werden, wobei der Einsatz von Baggern nicht ausgeschlossen wäre. Alles andere wäre nicht nur teurer, meint man im Umweltressort, sondern auch ökologisch noch lange nicht ausgegoren – da wird herbe Kritik an der Vorlage aus dem Hause Beckmeyer laut. Denn eine Umweltverträglichkeitsstudie sei nicht durch ein Gutachten des Bundesamtes für Gewässerungskunde ersetzbar, das mit undurchschaubaren Kategorien arbeite. Außerdem seien die rechnerischen Grundlagen allzu ungenau – was sowohl die Finanzen als auch die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen betrifft. So rügte das Umweltressort die Arbeit der Häfen-KollegInnen.

Fällt die Entscheidung des Senats heute zugunsten der Elektronik, dann dürfte jedoch der günstige Preis die größte Rolle spielen: rund 12 Millionen Mark sind zu sparen. ede

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen