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Bilder des Grauens aus HaitiUnter Überlebenden

Eindrücke aus einem zerstörten Land: taz-Reporter Hans-Ulrich Dillmann, der gut zehn Tage für die taz im Katastrophengebiet war, schildert seine Erlebnisse.

Spielende Kinder in den Trümmern von Port-au-Prince. Bild: ap

BERLIN taz | Ein paar Tage später hätte er ohnehin nach Haiti fahren wollen. Eine Reportage über die Zustände im Zentralgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince war geplant. Als am Nachmittag des 12. Januar in Haiti die Erde bebt, beschließt er, sofort zu fahren. Mit zwei Kollegen von anderen deutschen Medien reist er von der Dominikanischen Republik aus über die Grenze, dann nach Port-au-Prince. Zunächst hoffen sie, dass es doch nicht so schlimm gekommen ist.

"Aber mit jedem Meter, den wir in unserem klimatisierten Geländewagen in die Straßen von Bel Air und dann ins normalerweise hektisch pulsierende Zentrum der Stadt eindringen, wird es leiser im Fahrzeug. Jeder versucht auf seine Weise, die Fassung nicht zu verlieren. War da nicht eine Hand, die zwischen den beiden Steinbrocken hervorlugt? Ist das nicht ein Bein, über das sich eine gräuliche Staubpatina gelegt hat?

Bild: taz

Den ausführlichen Bericht von Hans-Ulrich Dillman über seine Erlebnisse in Haiti lesen Sie in der vom 30./31. Januar 2010 – ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk.

Bevor wir in die Straße einbiegen, in der das Krankenhaus der Ärzte ohne Grenze liegt, müssen wir einem Leichenberg ausweichen. Aufgequollene Frauenkörper liegen rücklings halb auf der Bordsteinkante, darüber ein Baby, ein Bein, blutig gequetscht. Kalte Augen starren mich an. Was haben diese Menschen, was hat diese Land getan, dass sie seit Jahrhunderten so bestraft werden?

Leben und Sterben, die Trennungslinie ist vor der Trinity Medical Clinic zehn Zentimeter breit. Ein Kind mit verkrustetem, zermalmtem Gesicht liegt im Schoß der Mutter leise wimmernd. Daneben ruht ein Leichnam, Fliegen umschwirren ihn, das Gesicht ist mit einem Tuch abgedeckt. "Wann helft ihr uns?", fragt ein Mann. Wir fahren weiter, um uns ein genaueres Bild des Grauens zu machen. Womit soll ich helfen? Ich könnte die Hand halten, aber was sonst?"

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3 Kommentare

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  • D
    denninger

    Pardon, es sollte sich natürlich "Hans-Ulrich" und nicht "Bernd" angesprochen fühlen.

    Excusez

  • D
    denninger

    Ach er arme "Bernd" muss so viel Leid ertragen und kann sich dabei nur hilflos fragen "Womit soll ich helfen?"

    Also ,lieber Bernd, Du hättest Dich ja nützlich machen können.

    Da wäre zum Beispiel:

    Blut spenden

    Deinen klimatisierten Wagen als Transportmittel zur Verfügung stellen

    Eine Schaufel in die Hand nehmen und graben

    Bei der Essensverteilung helfen

    Oder eben einfach dem Mann die Hand halten

    Oder ist das schon zu viel von Dir verlangt?

  • TB
    Tom Berger

    Die Grausamkeit dieser Katastrophe ist nicht mit Worten zu beschreiben, der Beitrag gibt gut - aber eben nur ansatzweise - einen sehr kleinen Eindruck der Realität wieder.

     

    Wie zynisch muss es für diese Menschen sein, wenn wir uns als Weltgemeinschaft nur halbherzig mit ein paar Spendenangeboten und Schlagzeilen dem Unglück widmen und gleichzeitig über zusätzliche Afghanistan-Soldaten oder Steuererleichterungen streiten, während dort die Menschen mit zerquetschten Körpern auf ihr Todesurteil warten.

     

    Als Kind bin ich auf der Straße vom Fahrrad gestürzt und blieb verletzt liegen, die Autos fuhren vorsichtig aber unbeirrt um mich herum. Ich kenne also das Gefühl, als Betroffener nicht ausreichend Beachtung zu erhalten.

     

    Tun wir wirklich alles in unserer Macht stehende, um diesen Menschen zu helfen?