Bilanz nach Jahrestag des Hamas-Angriffs: Polizei im Dauereinsatz
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) beobachtet „zunehmend aggressives Versammlungsgeschehen“ bei Pro-Palästina-Protest.
In einer Bilanz der jüngsten Vorfälle anlässlich des ersten Jahrestags des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 gingen Dessin und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) von weiteren Demonstrationen aus. Was in Nahost passiert, schlage sich „in einem zunehmend aggressiven Versammlungsgeschehen in Berlin nieder“, sagte die Senatorin. Zuvor hatte sie am Dienstagvormittag in der Sitzung des schwarz-roten Senats die Lage zusammengefasst.
In diesem Kontext habe es seit Oktober 2023 rund 700 Versammlungen und 5.000 Straftaten gegeben. Spranger sprach von „vollkommen unreflektierter Gewalt und Gewaltbereitschaft Einzelner“. Das sei nicht zu verallgemeinern: „Es gibt in unserer Stadt viele Menschen mit arabischem Migrationshintergrund, die den Terror der Hamas ablehnen und das Existenzrechts Israels anerkennen.“
Spranger betonte den Wert der Versammlungsfreiheit, stellte aber fest: „Hinter der vermeintlichen Palästina-Solidarität wird vor allem Antisemitismus und Hass auf Israel offenbar.“ Polizeichef Dessin sprach von einer „mittleren bis hohen zweistelligen Zahl von Rädelsführenden“.
Brennende Reifen in Neukölln
Mit Blick auf den nun verschobenen Besuch des US-Präsidenten deutete sich eine Bündelung von pro-palästinenschen Aktivitäten und genereller Kritik an Biden an. Laut der der taz vorliegenden Mail würden „verschiedene Akteure der Palästina-Solidaritätsbewegung und der Friedensbewegung“ gemeinsam mit linken Gruppen mobilisieren.
Länger arbeiten Die Altersgrenze für Beamte in Berlin steigt auf 67 Jahre. Darauf hat sich der Senat verständigt. Sie soll ab 2026 schrittweise von derzeit 65 Jahren angehoben werden. Hintergrund ist der chronische Personalmangel. Der dürfte sich noch verschärfen, weil bis 2030 rund 40.000 Beschäftigte altersbedingt ausscheiden. Berlin folgt nun dem Beispiel anderer Bundesländer. Ausgenommen sind Polizei und Feuerwehr. Innensenatorin Spranger (SPD) bezeichnete das als Zeichen von Anerkennung. (dpa, sta)
Die Ausschreitungen zum Jahrestag hatten ihren Höhepunkt am Montagabend in Neukölln erreicht. Dort errichteten laut Polizei rund 50 Menschen Barrikaden, zündeten Reifen an und bewarfen Polizisten mit Pyrotechnik und Steinen. Wie die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD im Abgeordnetenhaus verurteilten auch die oppositionellen Grünen die Vorfälle. „Wir haben keinerlei Verständnis für diese Gewalt und auch bei antisemitischen Sprechchören gibt es nichts zu relativieren“, äußerte sich die Grünen-Fraktionsspitze, „weder hilft das den Menschen in Gaza oder im Libanon, noch fördert es Empathie oder Solidarität.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen