Bibliothek in Karow: Bücher für das ukrainische Regal

Die Bibliothek im Berliner Randbezirk ist für Ukrai­ne­r*in­nen ein Begegnungsort. Bei einem Besuch überreicht der ukrainische Botschafter Bücher.

Ein kniender Mann schaut sich ein Buch auf einem Bücherstand in Lwiw unter freiem Himmel an. Eine Verkäuferin sitzt auf einem Hocker daneben.

Ukrai­ne­r*in­nen wünschen sich in Deutschland Bücher in ihrer eigenen Sprache Foto: Andreas Gebert/dpa

Die Stadtteilbibliothek in Karow ist nicht gerade der zentralste Ort Berlins. Am nördlichen Stadtrand liegend war die Bibliothek schon mehrmals von der Schließung bedroht. Doch am Mittwoch ist sie gut voll: Zwischen den Bücherregalen findet ein Deutschkurs mit etwa zehn Ukrai­ne­r*in­nen statt.

Ein Ehrenamtlicher erklärt mithilfe von kleinen Kärtchen und einen Flipchart wichtige Worte wie „1956“ und „Haltestelle“. Aus der Runde ertönt Gelächter und „Happy Birthday“: Eine rothaarige Frau hat Geburtstag.

Außerdem ist der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, vor Ort. Er möchte 80 Bücher aus der Ukraine an die Bibliothek übergeben. Sie sind Teil einer Bücherspende von Olena Selenska, der Frau des ukrainischen Präsidenten. 416 Bücher spendete sie an Berliner Bibliotheken. Menschen, die fernab von ihrer Heimat zurechtkommen müssen, wolle sie damit ein Stück Hoffnung geben.

„Die Ukrainer sind ein lesendes Volk“, sagt Botschafter Makeiev, auf dem grauen Teppichboden der Bibliothek stehend. „Auf der Flucht kann nicht viel mitgenommen werden und trotzdem habe viele Gedichte oder Kinderbücher im Gepäck.“

Stilles Verstehen

Leise unterhält sich der Botschafter mit den Teil­neh­me­r*in­nen des Deutschkurses. Sie seien froh, dass man immer in die Bibliothek kommen kann und ganz besonders für die Kinder wäre es toll, übersetzt er.

Die Bibliotheksleiterin Iewa Ketzer meint: Für in Berlin ankommende Ukrai­ne­r*in­nen ist die Bibliothek zu einem wichtigen Begegnungszentrum geworden. Regelmäßig kommen einige von ihnen hierher, um sich auszutauschen, zu lesen und Deutsch zu lernen.

„Den Austausch erkennt man hier an jeder Stelle, zum Beispiel weil die deutschsprachigen Mitarbeiter nun selbst anfangen ein paar Worte auf Ukrainisch zu lernen oder auch wie die Kinder, meist ganz ohne Worte miteinander kommunizieren.“

In der Bibliothek gab es schon vorher ein ukrainisches Bücherregal, dazu kommen jetzt noch die Bücher aus der Spende. Die Ukrai­ne­r*in­nen wollen in der Bibliothek etwas zurückgeben und in den kommenden Monaten einen Sprachcafé organisieren, erzählt Ketzer.

Die ukrainische Community sei groß, bei Veranstaltungen kämen schon mal an die 80 Leute. „Das ist gelebter Austausch, für den ich sehr dankbar bin“, betont der Botschafter Makeiev.

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