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Biathlon-WM in OsloEr ist der Hammer

42 Jahre, 42 WM-Medaillen: Der norwegische Biathlet Ole Einar Björndalen präsentiert sich bei der WM in Oslo als Loipen-Evergreen.

Der Superstar bei den Biathlon-Wettkämpfen: Ole Einar Björndalen Foto: imago/Itar-Tass

Oslo taz | Auch beim medialen Après-Ski hatte Martin Fourcade im Duell mit Ole Einar Björndalen die Nase vorn. Während der neue Sprintweltmeister Fourcade noch gefragt war und letzte Späße zum Verfolgungsrennen am Folgetag machte, war der Stuhl rechts neben ihm schon leer – Biathlon-Evergreen Björndalen aus Norwegen hatte ihn ein paar Minuten früher verlassen, die rote Pudelmütze auf dem Kopf, die neongelbe Skibrille auf die gewärmte Stirn geschoben, mit müdem, aber zufriedenem Gesicht. Schließlich hatte Björndalen mit Silber über die zehn Kilometer einmal mehr bewiesen, was Teamkollegin Tiril Eckhoff so ausdrückt: „Ole ist der Hammer. Was soll man zu dem noch sagen.“

Die Osloerin, als Zwölfte in der Gesamtwertung in die WM gestartet, überwältigte sich und ihre Landsleute selbst mit ihrem Sieg im Sprint – vor der Französin Marie Dorin-Habert und der Garmischerin Laura Dahlmeier. Aber die größte Begeisterung, die spitzesten Schreie aus den Kehlen der norwegischen Zuschauer löste Björndalen aus.

Ende Januar feierte der Unersättliche aus dem nahen Simostranda seinen 42. Geburtstag – und nun saß er da mit seiner 41. WM-Medaille und den 27 Sekunden Rückstand auf Fourcade, die er mit ins Jagdrennen nahm. Das endete am frühen Sonntagnachmittag ebenfalls mit dem Zieleinlauf Fourcade vor Björndalen, der Norweger legte fix mal Medaille Nummer 42 nach.

Dies war nun Björndalens 14. Silberplakette bei WMs, wobei er im Gold-Vergleich mit Fourcade (9) mit seinen 19 Titeln am Samstag immer noch weit in Führung lag. Nun hatte Björndalen, der bei den Januar-Weltcups noch mit enormen Problemen beim Schießen kämpfte, wieder mal alle verwundert. Oder auch: bestätigt. Schon bei seinem Olympiasieg 2014 im Sprint sauste er den 15 oder 20 Jahre jüngeren Widersachern plötzlich auf und davon. Und nun sagte er: „Wie es aussieht, habe ich die richtige Entscheidung getroffen.“

Norwegische Doppelmonarchie

Er meinte den Entschluss, die Februar-Weltcups in Nordamerika komplett auszulassen und sich voll auf das Saisonhighlight vorzubereiten. Diesen Plan, erwähnte Björndalen, habe er aber schon vor längerer Zeit geschmiedet. „Jetzt fühle ich mich stark“, betonte er – und zeigte sich glücklich über seine zweiten Plätze.

Weniger glücklich war der Altmeister der Biathleten, als von der norwegischen Doppelmonarchie mit Harald V. und ihm, Ole Einar I., die Rede war. Damit wolle er sich nicht so sehr beschäftigen, erklärte er spitz. „Wir haben nur einen König in Norwegen – und der macht den richtigen Königsjob.“

Er ist zu 200 Prozent bei der Sache. Ein absoluter Fanatiker

Mark Kirchner über Björndalen

Er selbst konzentriert sich – mittlerweile in seinem 23. Weltcupwinter – lieber auf den Doppelwettkampf mit Ski und Gewehr. Dabei hat Björndalen sein Umfeld stets so strukturiert, dass alles auf die sportliche Höchstleistung ausgerichtet ist. Das ist nicht jedermanns Sache, auch nicht die von Männer-Bundestrainer Mark Kirchner, der trotzdem mit Hochachtung über den unverwüstlichen Skandinavier spricht: „Er ist zu 200 Prozent bei der Sache. Ein absoluter Fanatiker.“

Zwei Wohnmobile

Um in der Trainingsphase keine Zeit zu verlieren, legte sich Björndalen vor Olympia 2014 gleich zwei Wohnmobile zu. Das eine stand in Norwegen, das andere in seinem Alpenwohnsitz Obertilliach – und je nachdem, wo er gerade trainierte, kamen die Vehikel abwechselnd zum Einsatz. Vor dieser Saison präsentierte er dann einen riesigen Lkw, mit Laufband, King-Size-Betten und anderen Extras an Bord. „Das Ding ist fast so groß wie unser Wachstruck“, erzählt Kirchner. Während der Bewohner des riesigen Gefährts nach dem Sprint über den Generationssprung in seiner Branche sinnierte.

„Vor vielen Jahren habe ich das Biathlon dominiert. Aber inzwischen gibt es so viele Athleten auf einem sehr hohen Niveau – es ist schwierig, die Zeiten miteinander zu vergleichen“, meinte Björndalen, ehe er mit einem kurzen Seitenblick den bärtigen Konkurrenten aus Frankreich adelte: „Martin Fourcade schießt gut, läuft gut, siegt in allen Disziplinen. Ich dagegen gewinne nur ganz bestimmte – das ist total unterschiedlich.“

Und weil das so ist, will er im Frühjahr tatsächlich mit dem professionellen Scheibenschießen aufhören. Aber nur, so Björndalens Vorwarnung, wenn er mit seiner Heim-WM in Oslo gänzlich zufrieden ist.

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1 Kommentar

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  • Und genau deshalb macht dieser Sport Spaß:

     

    "Schlampige Genies wie Uschi Disl, Lars Berger, Ole Einar Bjoerndalen, bevor er sich im Alter zwangsweise professionalisierte, oder etwa die derzeit pausierende Darja Domratschewa sind im Wintersport nur im Biathlon denkbar, und führen hier in den Beliebtheitswerten ähnlich vor den akribischen Arbeitern wie im Fußball die Baslers, Cantonas und Maradonas vor den Hamanns, Baresis, Gerards und Deschamps. Dass in Deutschland zum Beispiel Uschi Disl immer noch für Biathlon steht, während eine Gesamtweltcupsiegerin wie Martina Beck (ehemals Glagow) vergleichsweise in Vergessenheit geraten ist, spricht da ebenso Bände wie die anhaltende Begeisterung für Miriam Gössner (sogar ihr Startverzicht in der Staffel wird zur Nachricht). Gerade Gössner mag sich bessere Schießergebnis wünschen, aber für den Zuschauer sind Schießstandchaos und Aufholjagden interessanter als eine dauerhaft stehende Null."

    http://diekolumnisten.de/2016/03/03/biathlon-ist-der-bessere-fussball/