piwik no script img

Bezahlung von HochschulabsolventenAkademiker arbeiten für Niedriglöhne

In Deutschland gibt es immer mehr Akademiker ohne Job. Von den beschäftigten Hochschulabsolventen werden viele sehr schlecht bezahlt. Vor allem Frauen sind betroffen.

Aber nicht alles auf einmal ausgeben! Bild: ap

BERLIN afp | Trotz einer guten Ausbildung arbeiten laut einer neuen Studie hunderttausende Akademiker in Deutschland für Niedriglöhne. Nahezu jeder zehnte Akademiker bekam 2012 nicht mehr als 9,30 Euro brutto pro Stunde, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.

Von den abhängig Beschäftigten mit Hochschulabschluss erhielten demnach 8,6 Prozent einen Niedriglohn. Laut dem IAQ liegt dieser bei zwei Dritteln des mittleren Stundenlohns – 2012 waren das 9,30 Euro brutto in der Stunde. Dem Bericht zufolge waren rund 688.000 Menschen betroffen. „Es gibt seit Jahren eine konstante Gruppe von akademisch ausgebildeten Arbeitnehmern, die zu geringen Löhnen arbeiten“, sagte die IAQ-Expertin Claudia Weinkopf.

Die Zahl schwanke seit Jahren grob zwischen sieben und fast zwölf Prozent. Den IAQ-Zahlen zufolge ist unter weiblichen Akademikern das Risiko, zu Niedriglöhnen zu arbeiten, fast doppelt so hoch wie unter Männern: Während 11,4 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss auf dem Niedriglohnsektor arbeiten, sind es bei den Männern nur 6,1 Prozent.

Die Zahl der arbeitslosen Akademiker erhöhte sich 2013 im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr um 21.400 auf 191.100 Menschen, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dies ist ein Anstieg um 13 Prozent.

Grund ist unter anderem die deutlich gestiegene Absolventenzahl. Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei für Akademiker aber weiterhin sehr gering, erklärte die BA. Ihre Arbeitslosenquote habe sich auch 2013 weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau von unter drei Prozent bewegt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

46 Kommentare

 / 
  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Einen Hungerlohn trotz Studium. In Deutschland hat man eben Möglichkeiten. Im Guten, wie im Schlechten.

  • U
    Ursula

    Heute wurde im ZDF endlich gesagt, welche Fachkräfte fehlen:

    Hörgeräteakustiker und Meister der Orthopädie- u. Rehatechnik. Diese für unser Land essentiellen Fachkräfte können wir nicht selbst ausbilden- da brauchen wir die Fachkräfte aus Rumänien, Bulgarien und Afrika unbedingt.

  • POLITISCHE ÖKONOMIE DES LOHNDUMPING IST ANGESAGT. für akademikler ein muss (mitmarx, versteht sich). das sind schon die arbeitgeber, extrem tief gestaffelt.

     

    auf, zur gewerkschaftsumgestaltung...

  • wer als akademiker die kapriolen des arbeitgeberinduzierten lohndumpings ("reservearmee" bei marx) noch nicht verstanden hat, bei dem fällt jetzt vielleicht der fehlende groschen. übrigens: ein hilfsarbeiter müsste es "eigentlich" bei dem lohn auch "tun".

     

    linke, marxsche ökonomie gibt es jett fast sogar umsonst. das einzrittsformula

    • DD
      Dagobert Duck
      @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Sie lesen zu viel Marx!

       

      Lesen Sie mal Dagobert Duck.

       

      Ist auch viel entspanendeer....

  • Meine Antwort auf die Niedriglohnakademiker ist die Anzahl der Akademiker. Die Unis stoßen gewaltige Mengen von ihnen aus und das drückt nunmal den Preis. Viele Kurse wären als Ausbildung wesentlich effektiver (praxisnahe). Die Ansicht das eine universitäre Bildung in jedem Belang die Krone der Berufsanleitung ist hat etwas Chauvinistisches. MINT-Fächer gehören in die Unis aber bei vielen "Sozial"-Fächern wäre ich mir nicht mehr sicher. Ist die Qualität der Kindergärtnerin besser mit 'nem Bachelor? Philosophie ist mir persönlich wichtig aber sich ein Buch zu schnappen oder Theorien miteinander zu besprechen ist sehr wohl ohne "fremdbezahlten" (Steuern)Überbau möglich. Mein Fazit: solange die Uni sich nicht auf die anspruchsvollsten Gebiete der beruflichen Bildung beschränkt und privaten Wissenssuchern die Bibliothek aufschliesst verfehlt sie ihre eigentliche Aufgabe, wird Mittelmaß und produziert folgendes,

     

    http://www.webpla.net/philosophie/schneemaenner.9396.html

     

    und das sollte niemand wollen.

     

    Von einem Realschulabsolventen zu euch.

  • @Predator

    mit zufrieden meinte ich, dass man gerne in seinem Beruf arbeitet. Und zu Ihrer Aussage: ich glaube, dass es deutlich mehr unzufriedene und getriebene Menschen gibt, die überhaupt nichts Vernünftiges schaffen als andersrum. Abgesehen davon, muss man immer etwas Herausragendes schaffen? Man kann auch gut und zufrieden in seinem Job sein, ohne dass man etzwas bahnbrechendes erschafft. Die sogenannten Mittelmäßigen schmeissem den ganzen Laden.

  • G
  • @Eisvogel

    Sie irren, wenn Sie denken, dass im deutschen Maschinen- oder Automobilbau nur nach Studienabschluss eingestellt wird. Spätestens beim 2. Job interessiert es niemanden mehr wo und was sie studiert haben, sondern welchen Fachkenntnisse und Erfahrungen sie mitbringen. In unseren Teams (Maschinenbauunternehmen) arbeiten Naturwissenschaftler, Techniker, Ingenieure und sogar Industriekaufleute gleichberechtgt zusammen, und es interesiert sich niemand für den Studienabschluss des anderen. Es zählt nur wie man sich einbringt. Das unterscheidet D nicht so sehr von GB oder den USA. Übrigens: ein Geograph ist auch ein MINT Absolvent und fächerübergreifend wurde in D schon immer gearbeitet.

    Ansonsten ist es aber schon so: welchen Mehrwert kann der Bewerber für das Unternehmen erwirtschaften. Diese Frage muss sich zuerst der Bewerber stellen und beantworten, dammit er sich auch entsprechend verkaufen kann.

    Abgesehen davon bin ich dagegen von Blümchenfächern zu reden, es gibt Bedarf für alle angebotenen Berufe/Studienrichtungen. Hevorzuheben, dass der eine Studiengang aber schwerer, wissenschaftlicher oder besser oder was weiss ich ist als der andere ist kindisch. Man sollte in erster Linie immer nach Interesse und Begabung das Studienfach auswählen. Denn nur wer in seinem Fach gut ist, hat auch Erfolg und ist zufrieden.

    • P
      Predator
      @MRO:

      Zufriedene Menschen werden nie etwas Herausragendes schaffen!

       

      Die getriebenen, unzufriedenen schon.

  • D
    DippelIng

    "ein Da Vinci hätte heute sicherlich nicht malen und auch nicht mit seltsamen Fluggeräten experimentieren dürfen"

     

    Das ist Unsinn!

     

    Gerade solche "Da Vincis" werden heute massiv gesucht!

     

    http://www.festo.com/cms/de_corp/11369.htm

     

    Nicht umsonst ist die BRD Exportweltmeister!

  • A2
    Agenda 2010

    "Vor allem Frauen sind betroffen"

     

    Schon wieder die armen Frauen...

     

    Was ist mit den Männern, die für ein Hungerlohn wie Sklaven in den Schlachtfabriken ausgebeutet werden;

    was ist mit den Männern, die auf dem Bau, in den schmutzigsten Industrieanlagen, etc. Sklavenarbeit verrichten...

    Was ist mit den Ingenieuren, etc., die für Niedrigbezahlung bei Leiharbeitsfirmen ihr Dasein fristen müssen...

     

    Etc., etc., etc...

     

    Siehe Agenda 2010!

  • U
    Ursula

    Da müssen wir doch dringend ein paar Fachkräfte importieren, möglichst Gesellschaftswissenschaftler.

    Jedem Journalist, der den Spruch vom "Fachkräftemangel in Deutschland"

    Wiederholt, sollte die Nase um 5 cm wachsen.

  • K
    Krienhild

    Und damit das auch so bleibt, stimmt die taz in den Fachkräftemangelchor mit ein.

  • SI
    So is dat nu' mal

    @Irma Kreiten: Da haben Sie aber eine ziemlich krude Theorie a lá" Ich mach mir die Welt, wiede wiede wie sie mir gefällt!" zusammengeschrieben.

    Ich glaube nicht das Technologieunternehmen einen grösseren Bedarf an Philosophen haben, nur weil es evtl. politisch so gewollt wäre. Auch wenn diese ihr Geschäft plötzlich unter einem ganzheitlichen Ansatz sähen. Das Überangebot an Pilosophen, Sozialwissenschaftlern, Germanisten u. ä. drückt nunmal die Preise, aber das weiss man bevor das Studium beginnt.

    • @So is dat nu' mal:

      Ich für meinen Teil glaube, daß Sie mich nicht einmal ansatzweise verstanden haben.

  • P
    PeterWolf

    Warum dürfen Ingenieure dann heute mit seltsamen Fluggeräten experimentieren statt täglich 8 h im Stück mathematische Formeln zu entwerfen und wieso können "Blümchenfach-Vertreter" weder das eine noch das andere?

  • L
    LinusPauling

    Diese Agenturnachricht ist doch recht inhaltsarm:

     

    - Was da nicht steht, ist, in welchen Branchen die "schlecht" bezahlten AkademikerInnen arbeiten. Haben die tatsächlich alle einen Job, der ihren Qualifikationen entspricht? Oder haben die einfach keinen, ihrem Beruf entsprechenden Job gefunden - und sind froh überhaupt einen Job zu haben?

     

    - Auch wenn die AbsolventInnen eines Studienganges den gleichen Absschluss haben, heißt das noch lange nicht, dass alle auch über ein ähnliches Einkommen verfügen: ChemikerInnen, die z.B. in kleinen Auftragslaboren arbeiten, können von den Gehältern, die in der chem. Großindustrie üblich sind, nur träumen. Neben der Qualifikation hängt das Einkommen eben auch von anderen Faktoren wie Firmengröße, Branche, Standort usw. ab.

     

    Was uns diese Agenturnahricht jetzt sagen will, verschlisst sich mir einfach... ;-)

  • G
    Gustav

    Zu glauben die Wirtschaft braucht beliebig viele AbsolventInnen der MINT-Fächer ist auch falsch und hat sich auch in der Vergangenheit als falsch erwiesen. Das großmäulige

    Rumgeprolle finde ich primitiv.

    Vielmehr ist es vielen Leuten mit den "Blümchenfächern" nicht gelungen eine erfolgreiche Existenz aufzubauen, weil

    die Lehre auf Paukdrill und nicht auf Kreativität und echten Beherrschen der Gestaltungsmittel ausgerichtet ist. Wir haben keine echte Filmindustrie, die mehr als nur Weltkriegsschinken oder historische Kost gut inszeniert.

    Wir haben relativ wenige neue

    lehrwürdige PhilosophInnen,

    Drehbücher, Cartoons etc. ,

    neue Opern, Musicals. Und warum ist das so, weil viele Kunstschaffende ihre Ursprünglichkeit verloren haben und alles unter dem Druck der

    Sachzwänge und der frustrierten und gelangweilten, der ausgebeuteten und immer alles

    pseudodurchschauenden Menschen

    leidet. Es wird nur reinterpretiert, aber nicht mehr orginär gefühlt, weil das

    wäre schon Geniekult und das sei eine Kategorie, der man selber nicht angehöre, so wird es beigebracht.

    Der Leistungsdruck und Perfektionsdruck der "Besten"

    ersetzt die Suchenden.

    Und weicht einer von der Norm ab, selbst als Professor, siehe Colani, wird auch eher gegeifert oder gestöhnt.

    Wir sind ein Volk von NörgellehrerInnen mit Anspruch selbst die verhinderten Besten zu sein, aber begnügen uns

    mit unserer Ahnung und treten den Beweis nicht an!

    Weil die Menschen aber auch kaum etwas außergewöhnliches erleben, ist es fraglich, ob ihre Gewissheiten realistisch sind!

  • Das muss der Fachkräftemangel sein.

  • Die Wortwahl im Artikel erscheint mir ein wenig manipulativ: Statt "..unter weiblichen Akademikern das Risiko, zu Niedriglöhnen zu arbeiten.." hätte man vermutlich treffender mit "..unter weiblichen Akademikern der Anteil mit einer Entscheidung für Studienrichtungen mit hohem Risiko für Niedriglöhne..." geschrieben. Dann könnte man aber nicht so gut feministische Klischees bedienen.

     

    (Der Hinweis von Irma Kreiten über auch politisch definierte Nachfrage nach Berufen ist dennoch richtig, nur ist dies nicht primär eine Gender-Frage.)

    • I
      Irrlicht
      @arunto:

      Mit Kinderkriegen und Halbtagsjobs hat das natürlich nüüüüchts zu tun, gell... sind eh immer selber schuld, die Weiber, oder? Kapieren einfach nicht, daß MINT das einzig Wahre ist und alles andere wertlos! Und wer kein technisch-naturwissenschaftliches Talent hat, soll halt hartzen oder kellnern... pffff...

  • D
    D.J.

    Selbstverständlich werden die so genannten Geisteswissenschaften gebraucht. So genannte, weil ich die scharfe Scheidung zwischen empirischen und nichtempirischen Fächern oft für unsinnig halte - so arbeitet vernüftige Geschichtswissenschaft selbstverständlich auch empirisch. Natürlich wird aber über gegenwärtigen unmittelbaren "Bedarf" studiert in vielen solcher Fächer. Dennoch kommen die meisten der Guten unter, wenn auch fachfremd - sie sind als problemlösungsorientierte Personen auch in der Wirtschaft beliebt, oft auch in gutbezahlten Jobs. Ich kenne wenige, die - wenn auch nach Jahren des Kämpfens! - nicht letztlich eine halbwegs gut bezahlte Stelle bekommen hätten.

    • D
      DasNiveau
      @D.J.:

      Fachfremd ist das Thema. Im Bekanntenkreis ist ein Dr. der Astrophysik (auch MINT)nur fachfremd untergekommen. Aber als studierter "Problemlösungsexperte" hat er seinen Platz gefunden. Gerade die Übertheoretisierung macht für viele Arbeitgeber Universitätsabsolventen uninteresannter als vergleichbare FH Studenten.

  • E
    Eisvogel

    Jetzt kommen sie wieder aus ihren Löchern und erklären uns die gottgegebene Höherwertigkeit von Audo baun.

     

    Wer trotz MINT-Studium nur schlicht-Mehrwert zu beziffern in der Lage ist und deshalb über einen Kamm schert - der wird auch einen entsprechenden Arbeitsmarkt haben. Und zweitens herrscht eine Passivität seitens der Absolventen, eben einen solchen Mehrwert zu finden.

     

    Das ist tragisch weil letztere viel eher klassische Akademiker sind (während relativ grosse MINT Bereiche eher an die FH gehören). Gerade diese Absolventen müssten eine Idee von sich haben die nicht auf Anweisung durchs Entwicklungsbüro angewiesen ist, so wie der Ingenieur es braucht. In anderen Ländern isr es üblich, mit dem nutzlosen Untermenschen-Weiberwissen Expertise und Anwendbarkeit aufzubauen die sich dann in beratenden und strategischen Funktionen bezahlt macht. Diesen Sprung schaffen im ingenieursverliebten Deutschland leider nur wenige, und zwar weil ihnen die Mentalität dafür fehlt. Aber eben auch von den Auddoooo-Jüngern ausgebremst wird. Die gehen natürlich kein Risiko ein, so ein Doofchen in ihrem Team zu ertragen.

     

    Warum ist ein English major in Großbritannien durchaus Material für Unternehmenskommunikation, ein Germanist aber Stoff für beleidigende Witze? Warum wird man als Geograph in den USA für bestimmte Datenanalysen so bezahlt wie ein Ingenieur, mit festem Platz im Erschliessungsteam, und in Deutschland werden solche Aufgaben an diplomierte Praktikanten vergeben für die nach der Erschließungsphase natürlich keine Stelle im Herrenmenschen-Team vorhanden ist?

     

    Die deutsche MINT Riege verachtet aus ganz offen andere Disziplinen, verlangt deren Leistungen für billig oder gratis, weil ist ja nix, kann ja jeder Affe, und die Leute spielen dieses Spiel leider mit.

     

    So wird ein Schuh draus.

     

    Mal sehen was die Krone der Schöpfung sagt, wenn der Import von billig-MINT so richtig durchschlägt. Man wird noch sehen wer und was plötzlich alles ersetzbar ist.

  • @ Dasniveau: Bedarf wird nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch definiert und die moderne "Arbeitswelt" an sich ist schon ein kulturelles Konstrukt. Die heutige Welt scheint größten Bedarf an Kernphysikern, Gentechnologie, Pharmazeuten und Waffenproduzenten zu haben, vergißt dabei aber, daß ohne einen Platon, einen Aristoteles, einen Pythagoras, einen Avicenna, Ibn Khaldun und einen Da Vinci und wie sie alle hießen, nichts von dem, was die heutige sogenannte Wissenschaft treibt und die Grundlagen unserer heutigen Gesellschaft bildet, möglich gewesen wäre. Für mich sind nicht Philosophie und Sozialwissenschaften "Blümchenfächer", sondern auf bloße technische "Verbesserungen" verengte Naturwissenschaften, die sich einbilden, mit der x-ten Retortentomate würde die Welt besser. Wer den Wert von Philosophie, Sozial- und Kulturwissenschaften nicht erkennt, ist für mich ein armes, beschränktes Würstchen, das sich haarklein vorschreiben läßt, in welchen Bahnen es zu denken hat. Stellen Sie sich doch spaßeshalber mal die Frage, wie Lehrer, Dozenten, Personalchefs und Personal Trainer heutzutage auf den CV und die Lebensführung eines Platon reagieren würden - ganz zu schweigen von den Sanktions-. Kontroll und Normativierungs-Phantasien heutiger Arbeitsagenturen.

    • D
      DasNiveau
      @Irma Kreiten:

      Es halt Studienrichtungen an denen kein wirklicher Bedarf im vergleich zur Anzahl an Augebildeten in der Arbeitswelt besteht.

       

      Das sollte ich vllt noch relativieren.

       

      Aber als Absolvent einen MINT Studiums habe ich auch gut reden. Ich sehe es halt an einigen meiner Bekannten.

    • B
      Brandt
      @Irma Kreiten:

      Ich gebe Ihnen aber Recht in Bezug auf der merkwürdigen Arroganz deutscher MINT'ler. Das hat aber mit der sozialen Herkunft zu tun und an der historischen Institutionalisierung der BRD als Produzentengesellschaft, die sehr viele Fachidioten hervorbringt.

       

      Hierzulande weiß man sehr wenig von transdisziplinären Verflechtungen von MINT und Geisteswissenschaften, die man heutzutege in der Anglosphäre vorfindet.

       

      Debatten erreichen die BRD nämlich immer sehr, sehr spät.

    • B
      Brandt
      @Irma Kreiten:

      Da haben Sie falsche Vorstellungen von den MINT Fächern, weil sie nur die deutsche Universität kennen.

       

      Die amerikanische Statistische Physik ist sehr engagiert in der Modellierung von Finanzmärkten. Ebenso trägt sie sehr viel bei zur Modellierung von Einkommenskurven mit der man progressive Einkommenssteuer designen kann. Die statistische Beschreibung von Unternehmenslebensdauer ermöglicht eine zielgenaue Kapitalversorgung von KMU's. Die stochastische Spieltheorie wird sehr engagiert von Physikern betrieben. Soziale Netzwerktheorie und Meinungsdiffusionen werden von der Statistischen Physik betrieben. Die Evolution von kooperativen Normen kann mit Statistischer Physik modelliert werden.

       

      Die neue Richtung der Literary Darwinism kann sich nur aus der Basis der Evolutionären Psychologie und der Computerlinguistik, um Stilmittel und die Evolution des Literaturbetriebes über große Zeiträume zu beschreiben.

       

      Computational Law ermöglicht die Adaption von Gesetzen in den regionalen Projekten der EU, ASEAN, MERCOSUR, CAN...

      • @Brandt:

        Ich sage doch gar nicht, daß Naturwissenschaften nicht anders aussehen können, ich kritisiere lediglich die verengten, einzig und allein auf Technokratie verengten Varianten. Allerdings bin ich skeptisch, was die wirkliche Interdisziplinarität und intellektuelle Weitsichtigkeit von sagen wir mal Computerlinguistik und "Modellierung von Finanzmärkten" angeht.

    • @Irma Kreiten:

      Wobei einige der von ihnen genannten Herren nach heutiger Definition eher als Naturwissenschaftler und Mathematiker durchgehen würden denn als Philosophen. Ansonsten stimme ich überein, dass es keine überflüssigen Studienfächer gibt, es gibt lediglich einen unterschiedlichen Bedarf an Absolventen.

      • @MRO:

        Dass einige dieser Herren heutzutage in die Schublade "Naturwissenschaftler" gesperrt werden, liegt doch ganz auf Linie, ein Da Vinci hätte heute sicherlich nicht malen und auch nicht mit seltsamen Fluggeräten experimentieren dürfen, er wäre wohl dazu verdammt worden, täglich 8 h im Stück mathematische Formeln zu entwerfen....Hier noch die aktuellen Äußerungen eines Blümchenfach-Vertreters, die in gesamtgesellschaftlicher Perspektive gesehen nicht ganz so irrelevant und praxisfern sein dürften, wie der Ruf des entsprechenden Faches uns mitunter glauben läßt: http://www.fr-online.de/kultur/gefahrengebiet-hamburg--demokratie-braucht-kritik-an-der-polizei-,1472786,25926664.html

  • TR
    Trügen Rittin

    Wer Theaterwissenschften, Sozialpädogogik oder Kulturwissenschaften studiert, kann sich doch nicht ernsthaft wundern, dass er keinen Job findet. Kopfschüttel....

  • F
    Fachkräftemangel

    Muss wohl am Fachkräftemangel liegen, wa?

  • U
    Uschlef

    Zum Thema MINT und Arbeitsplatz suche liese sich auch sagen das halt nicht jedes Studienfach die dicke (indirkete)Förderkeule im A**** haben kann....während im sogenannten "blümchen" bereich seit 10 Jahren alles zusammengestrichen wird ..werdem die MINT Berufe inform von subvensionen und steuerreleichterungn bei ihren Arbeitgebern( meist irgendwleche sympathischen groß Konzerne) seit Jahren gefördert...aber das hat mit der Sache bestimmt nichts zutun...klingt ja schon nach Verschwörungstheorie...ne MINT studenten haben das leben und seine erfordernisse einfach besser verstanden =]

  • D
    DasNiveau

    Was sagt ein Absolvent der Philosophischen Fakultät der keine Arbeit gefunden hat zu einem Asolventen der Arbeit gefunden hat? "Einmal Pommes rot-weiss, bitte"

     

    - Gängiger Witz an der TU Chemnitz zum Thema

     

    Es gibt halt Studienrichtungen an denen kein wirklicher Bedarf in der Arbeitswelt besteht.

    • P
      PeterWolf
      @DasNiveau:

      Wer in Karl-Marx-Stadt studieren muss, hat allerdings eh schon die Arschkarte gezogen.

      Das ist so ziemlich die letzte Stadt, in der ich studieren (und dabei leben) wollte.

      Der AUS (Aktionskreis ungestresster Studenten) der TH Aachen vertrat nämlich schon vor über dreißig Jahren die These: "Es gibt ein Leben vor dem Diplom!"

      • R
        RWTH-Ing.
        @PeterWolf:

        "Es gibt ein Leben vor dem Diplom!"

         

        Stimmt!

    • I
      Irrlicht
      @DasNiveau:

      Bedarf gäbe es sehr wohl, aber keine Geldgeber. Großer Unterschied. Als Philosophiestudent hätten Sie wenigstens einen Logikschein machen müssen, täte aber allgemein vielen Foristen gut...

  • Das hängt vor allem mit den "Blümchenfächern" zusammen. Für die "MINT-Fächer" (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) gilt das nicht.

     

    Dass Frauen mehr betroffen sind, liegt daran, dass sie eher "Blümchen" statt "MINT" studieren - leider.

     

    Übrigens: taz zahlt auch nicht mehr...

    • A
      Arne
      @Meier3:

      Als ich mein Abitur machte (1982) war das größte Blümchenfach Lehramt z.B. für Mathematik und Physik. Man suchte damals dringend Sport-, Musik- und ev. Religionslehrer.

      Einige Jahrzehnte später sollten diejenigen, die sich dann doch für ein solches Studium entschlossen haben und anschließend natürlich wegen Areitslosigkeit in anderen Bereichen unterkamen, wieder als Lehrkräfte angestellt werden. Natürlich zu viel schlechteren Bedingungen als sie sie bekommen hätten als beamtete Lehrer.

      Sprich:

      Solche Prognosen, welche Fächer gerade gute Berufsaussichten hätten, sind meistens nicht von so langer Dauer wie das Beurfsleben des Studenten ist, der sie auf solche Empfehlungen hin studiert.

    • I
      Irrlicht
      @Meier3:

      Mit dem Begriff "Blümchenfächer" haben Sie sich ja nun wirklich von jeglicher Diskussionsqualifikation befreit...

      • D
        DasNiveau
        @Irrlicht:

        "Blümchen" ist vielleicht nicht der beste Ausdruck, aber wie soll man solche Fächer den nennen? Mir würden einige abwertende Begriffe einfallen. Die wären aber noch weit unpassender.

    • ML
      Martin Luther MINT
      @Meier3:

      I have a dream - that one day all of us will study MINT to solve the social-economic problems of our world!

    • P
      Peter
      @Meier3:

      Auch MINT-Fächer sind lange kein Garant mehr für einen guten Job. Die VDI-Lobby erfindet nur jedes Jahr einen erfundenen Fachkräftemangel neu

  • KL
    kritischer Leser

    taz-Volontäre dürften zu dieser Gruppe gehören. Akademiker mit abgeschlossenem Studium, die für einen Mini-Lohn arbeiten (der deutlich unter 9,30€ liegt, die taz hat es ja sogar zugegeben). Das sollten sie der Ehrlichkeit wegen in so einem Artikel bitte auch erwähnen!